Buchholzer Stadtrat genehmigt weitere 60.000 Euro für Mehrkosten. Baurätin weist Fehlplanungsvorwürfe zurück

Buchholz. Über 60.000 Euro zusätzliche Kosten für den Neubau der Turnhalle der Holm-Seppenser Mühlenschule hatte der Buchholzer Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag zu entscheiden. Eine eher geringe Summe, die sich jedoch einer Reihe von Kosten anschließt, die nach der Auftragsvergabe hinzugekommen sind. Jetzt liegen die Kosten bei 2,2 Millionen Euro. Erste Angebote, die die Stadt eingeholt hatte, kalkulierten 1,8 Millionen, die Grundlage für die Haushaltsdebatte waren.

Während der Ratssitzung stellte Stadtbaurätin Doris Grondke dar, wie diese Mehrkosten zustande gekommen sind. Zudem trat sie Gerüchten entgegen, die Auftragsvergabe nach dem Gutachterverfahren sei ein Fehler gewesen, der die Stadt unnötig Geld gekostet und den Bau der Halle stark verzögert habe. Für die Vergabe des Auftrags zum Wiederaufbau der Halle, die im Mai 2012 abgebrannt war, hatte die Stadt erstmals einen Architektenwettbewerb ausgelobt, das Büro Dohse aus Hamburg bekam den Zuschlag.

„Bei diesem Verfahren hat ein interdisziplinäres Gremium aus Rat, Verwaltung, Schule und Fachleuten einen Entwurf ausgewählt, der in finanzieller, funktionaler und architektonischer Hinsicht für alle Seiten passte“, erläuterte Grondke. Der Siegerentwurf habe die Wünsche der Schüler und Sportler am besten berücksichtigt. Das Verfahren habe sechs Wochen gedauert, so dass im März 2013 der Auftrag erteilt werden konnte. Dass davor so lange nichts passiert war, habe daran gelegen, dass die Versicherung den Schaden nicht eher reguliert habe. Erst dann sei über Details gesprochen und die konkrete Kostenkalkulation vorgenommen worden.

So seien etwa zusätzliche Toiletten, die Begehbarkeit des Dachs, und Holz- statt Kunststofffenster gewünscht worden. Im Verlauf der Bauarbeiten sei außerdem festgestellt worden, dass die Grundleitungen erneuert werden mussten. Hinzu kämen noch 90.000 Euro für Sportgeräte, was sich insgesamt auf 397.000 Euro aufsummiert habe. „Diese Kosten wären unabhängig vom Auftragnehmer angefallen“, sagte Doris Grondke. In den aktuell nachgeforderten 60.000 Euro sind 25.000 Euro für Mehrkosten – aufgrund höherer Rechnungssummen der Gewerke – enthalten sowie 35.000 Euro Reserve für weitere unvorhergesehene Kosten. Der Zeitplan, die Halle bis Oktober fertigzustellen, werde eingehalten.

Arno Reglitzky (FDP) kritisiert das Verfahren. Es hätten Konzepte vorgelegen, die Mittel seien Ende 2012 im Haushalt bereitgestellt worden. „Dann hätte es losgehen können.“ Der Architektenwettbewerb sei für diesen Fall das falsche Verfahren gewesen. Grondke widersprach Behauptungen, es hätten schon vor dem Gutachterverfahren fertige Entwürfe existiert. Die Stadt habe nicht mit einem Generalunternehmer, sondern mit Betrieben aus der Region zusammenarbeiten wollen. „Bei einem Generalunternehmer wäre vielleicht die Bauphase kürzer ausgefallen, die Planungsphase dafür umso länger.“

Dann sprang Bürgermeister Wilfried Geiger seiner Baudezernentin zur Seite. „Allein mit der Versicherung haben wir zwei Ehrenrunden gedreht. Objektiv gesehen sind die 30 Monate Bauzeit deutlich zu reduzieren. Das Gutachterverfahren hat nicht die 30 Monate ausgemacht. Zudem wurde es mit Mehrheit so beschlossen. Da muss ich für Frau Grondke auch mal eine Lanze brechen“, betonte Geiger.

Die Bereitstellung weiterer 60.000 Euro wurde vom Rat einstimmig beschlossen. Dass die Ausstattungsdetails erst nach der Vergabe festgelegt wurden, wurde zwar von FDP-Fraktionsmitglied Jürgen Kempf noch kritisiert. „Fürs nächste Mal haben wir jedenfalls daraus gelernt“, so sein Fazit.

Wie Bürgermeister Geiger gegenüber dem Abendblatt erläutert, waren die 1,8 Millionen in ersten Angeboten genannt worden. Die Stadt hatte mit 1,5 Millionen Erstattung durch die Versicherung gerechnet. Tatsächlich hätte die Versicherung sogar 1,9 Millionen erstattet – wenn die Halle nicht unterversichert gewesen wäre und somit nur 90 Prozent der Summe gezahlt wurden. „Insgesamt zahlt die Stadt für eine Eineinhalb-Feld-Halle nur 500.000 Euro“, sagte Geiger. Diese summierten sich aus den von Doris Grondke genannten 397.000 Euro Mehrkosten sowie der Minderbetrag bei der Auszahlung der Versicherungssumme.

Die Aufregung hätte wohl vermieden werden können: „Der Fehler war, dass wir eine Summe genannt haben, ohne zu wissen, wie viel die Versicherung tatsächlich zahlt, und bei den Kosten eine Zahl zu nennen, die sich als ungenau herausgestellt hat“, sagte Geiger.