Eine Glosse von Corinna Panek

Die deutsche Bürokratie ist ja legendär. Zumindest in Buchholz. Dort hatte der Stadtrat im Frühjahr 2012 folgende Regelung in seine Geschäftsordnung aufgenommen: „Über mündliche Anträge kann erst abgestimmt werden, wenn sie allen Abstimmungsberechtigten schriftlich vorliegen.“

Der geneigte Bürger schüttelt verständnislos das Haupt, doch die Ratsmitglieder ficht das nicht an. Sie stellen in der Sitzung mündliche Anträge, greifen zum nächstbesten Zettel, kritzeln den Antrag schnell und somit unleserlich darauf, und ab damit auf den Kopierer. Flugs 40 Exemplare ausdrucken und verteilen, und schon kann über den mündlichen Antrag abgestimmt werden.

Dieses seltsame Procedere war einst auf dem Mist von SPD, Linken und Grünen gewachsen. Anlass war eine geheime Abstimmung. Als das Ergebnis verlesen wurde, bemerkte ein Ratsneuling, dass er falsch abgestimmt hatte, weil er den mündlich gestellten Antrag genau umgekehrt verstanden hatte. „Das darf nie wieder passieren“, dachte sich Rot-Grün-Links, und drückte die Änderung der Geschäftsordnung durch.

Seit gestern ist die Welt wieder in Ordnung. Ein CDU-Antrag, diesen Quatsch rückgängig zu machen, wurde einstimmig und ohne Debatte angenommen. Die Begründung der CDU lautete übrigens: „Hat sich in der Praxis nicht bewährt.“ Ach, was!