SPD-Landratskandidat Thomas Grambow will bis zum Wahltag 4000 Haushalte besuchen. Das Abendblatt tourte mit

Wäre Thomas Grambow kein Mann, dann wäre er eine Marke. Sein Konzept ist durchdacht. Mit Kugelschreiber und Flyer in der Hand zieht er von Haus zu Haus. Über seiner Schulter hängt eine Tasche, auf der sein Gesicht prangt. Jedem, den er nicht antrifft, hinterlässt er eine Karte, auf der er den Bürgern anbietet, ihn am Sonntag anzurufen.

Verbindlich will er sein. Ein Mann, auf den man sich verlassen kann, einer, der sein Wort hält. Heute ist der 34. Tag seiner Tour durch den Landkreis Harburg. Am 20. Januar besuchte er das erste Mal einen Einwohner. Das war in Stelle. Seit neun Wochen ist er nun schon unterwegs und klingelt bei den Bürgern, um sich vorzustellen. Er sucht ihre Nähe, damit sie ihm am Ende zur Landratswahl die Stimme geben. Ostern will er die 2000er-Marke geknackt haben. Bis zur Landratswahl am 25. Mai will er 4000 Haushalte schaffen.

1900 Häuser hat der 50-Jährige aufgesucht. Das übt. Heute ist Jesteburg an der Reihe. Thomas Grambow nimmt sich gemeinsam mit Heiko Lenck von der SPD Jesteburg den Uulenlock vor. Backstein, Hecken, gepflegte Vorgärten. Die warme Sonne und zwitschernde Vögel unterstreichen heute noch die ländliche Idylle in dieser Ecke Jesteburgs. Wer hier wohnt, ist ohne Sorgen, könnte man meinen. Ein Trugschluss.

Grambow zögert nicht lange, als er mit Heiko Lenck von Tür zu Tür zieht. Die Worte gehen ihm leicht über die Lippen: „Schönen guten Tag, ich wollte mich einfach mal vorstellen...“. Manfred Krug ist erst einmal baff, vor seiner Haustür einen Landratskandidaten stehen zu haben. „Das ist ja nett von ihnen“, sagt er etwas irritiert. Schnell kommt das Gespräch auf Politikverdrossenheit. Der Teamleiter von der EWE Seevetal scheint ein bisschen den Verdacht zu haben, dass es sich um eine Wahlkampfmasche handelt, und er Grambow nach dem 25. Mai ohnehin nicht wiedersehen würde.

Doch auf Tuchfühlung zu gehen, gehört für Grambow zum Amt. Schon zu den Kommunalwahlen hat der Neu Wulmstorfer im Wahlkampf den persönlichen Kontakt gesucht und festgestellt, dass er damit bei den Leuten den richtigen Nerv trifft. Ganz bewusst stellt er sich nicht an einen Stand vor einer Bäckerei oder einen Lebensmittelmarkt, um sich mit den Bürgern auszutauschen. Er glaubt, dass dort ohnehin nur Menschen aus politisch geschulten Kreisen aufkreuzen. Er will mit dem Otto-Normal-Verbraucher sprechen, mit denen, die in der Regel einen großen Bogen um solche Politikerstände machen.

Deshalb gibt er sich lieber in die schwächere Position – in die des Besuchers. „Weil ich zu den Bürgern komme und bei ihnen an der Burg anklopfe, in der sie der Herr sind, entsteht eine ganz andere Nähe“, sagt Grambow. Dadurch erfährt er, was die Bürger bewegt. Hier in Jesteburg sind das die Famila-Ansiedlung und der große Bau für die Oberschule Jesteburg. Was den Bürgern aber vor allem fehlt, ist ein Bahnhof.

Als Thomas Grambow ein paar Meter weiter bei Ingenieur Andreas Krause an der Tür klingelt, rechnet der ihm schon nach wenigen Minuten vor, dass jeden Tag 35.000 Menschen auf ihrem Weg zur Arbeit nach Hamburg im Stau stehen. „Das ist der Wahnsinn. Wir sind alles Pendler hier und werden richtig weich gekocht“, sagt er.

Grambow nickt, hört zu und lenkt das Gespräch auf die zur Diskussion stehende Reaktivierung der Bahnstrecke Buchholz-Maschen. „Der entscheidende Punkt ist, dass die Strecke am Ende wirklich genutzt wird“, sagt der Landratskandidat. Für Krause keine Frage. „Wenn die Strecke käme, wäre es genial.“ Schon jetzt fährt der Ingenieur lieber jeden Tag mit dem Bus nach Buchholz und von dort mit dem Metronom nach Harburg und dann weiter bis Moorburg, um sich bloß nicht ins Auto setzen zu müssen. „Die fehlende öffentliche Verkehrsanbindung nervt uns hier, ansonsten sind wir hier überglücklich“, sagt er noch. Wieder etwas mitgenommen. Der öffentliche Personennahverkehr ist ohnehin eines der Top-Themen von Grambow. Wenn es nach ihm geht, sollte der Landkreis lieber vom Bau neuer Umgehungsstraßen ablassen und dafür das Geld in den Ausbau von Buslinien stecken.

So geht es weiter von Haustür zu Haustür. Klingeln, Reden, Handschlag, Tschüs. Heute sind die Einwohner besonders in Plauderlaune. Gartengrill, Kuranträge, Teleskop, Lichtverschmutzung – den Gesprächsthemen sind keine Grenzen gesetzt. Nicht immer waren die Besuche in den vergangenen Wochen so entspannt. Negative Entwicklungen in der Bundespolitik musste Grambow des öfteren abfedern, sei es die Edathy-Affäre oder die Diätenerhöhung.

Manchmal kommt auch gar kein Gespräch zustande, nur ein Danke und Tschüs. Dass er von der falschen Partei käme, hat er auch schon zu hören bekommen. Begegnungen wie die mit einem Einwohner aus Nenndorf, der ihm einen Kaffeebecher mit einer Zeichnung von Frank-Walter Steinmeier überreichte, gleichen solche Erfahrungen wieder aus. „Bürgernähe statt Verwaltungsferne“ lautet Grambows Slogan, was soviel heißen soll wie, dass er es anders machen will. Anders als Landrat Joachim Bordt und anders als sein Herausforderer Rainer Rempe.

„Der jetzige Landrat sitzt nur in seinem Büro. Da, wo es schwierig wird, da, wo die Probleme sind, taucht er nicht auf“, kritisiert Grambow. Damit meint der SPD-Mann etwa den Streit um die Unterbringung von Asylbewerbern in Appel oder diffizile Themen wie die Ausweisung von Flächen für Windenergie. Grambow ist überzeugt, dass sein Gegner Rempe den Kurs von Bordt fortsetzen würde. „Dann schnarcht die Führungsspitze genauso weiter wie bisher“, sagt er. Er hingegen möchte sich als Bürger-Landrat etablieren und im Falle einer erfolgreichen Wahl an seiner Tour durch den Landkreis anknüpfen. Die Bürger schätzen es jedenfalls, dass er sich die Mühe macht und an ihrer Tür klingelt. „Finde ich gut“, sagt der Monteur Axel Kühl. „Besser als irgendwelche Slogans.“ Ob sich das auch in den Stimmen niederschlägt wird sich am 25. Mai herausstellen.

In der zehnten Woche seiner Tour zu Fuß durch den Landkreis ist der Landratskandidat Thomas Grambow in Nenndorf, Wenzendorf, Drage und Salzhausen unterwegs. Am heutigen Mittwoch 26. März, klingelt er bei den Einwohnern von Wenzendorf. Am Freitag, 28. März, erkundigt er sich nach den Sorgen und Nöten der Bürger in Drage und am Sonnabend, 29. März, stellt er sich in Salzhausen vor.

Jede Woche erscheint auf der Webseite des SPD-Politikers ein kurzer Bericht über die Begegnungen mit den Bürgern. (www.buerger-landrat-grambow.de)