Nachbarn und Einwohner in Neu Wulmstorf können den gewaltsamen Tod der elfjährigen Aaya nicht fassen

Neu Wulmstorf. Idyllisch ist es hier am Rand von Neu Wulmstorf. Reihenhäuser schmiegen sich aneinander. In den Vorgärten blühen Narzissen und Primeln. Bunte Ostereier hängen in Büschen, alles scheint friedlich und ruhig. Dieses friedliche und sichere Leben hat auch die kleine Aaya A. geführt, hat hier mit den beiden Schwestern, dem großen Bruder und den Eltern gespeilt, gelacht. Doch jetzt ist die Elfjährige tot. Am vergangenen Freitag war sie als vermisst gemeldet worden. Die Polizei ging zunächst von einer Entführung aus und suchte daraufhin mit Hunden die Umgebung ab. Am Sonnabendmorgen schlug einer der Hunde am Gartenschuppen auf den Grundstück der Eltern an. Als die Beamten die Tür öffneten, fanden sie das tote Mädchen.

Zwei Tage, nachdem die böse Ahnung zur Gewissheit geworden ist, zeugen nur noch wenige offensichtliche Spuren von dem Verbrechen. Die Rollläden des Reihenhauses, in dem Aaya mit ihrer Familie lebte, sind heruntergelassen. Vor dem Schloss an der Haustür klebt ein gelbes Siegel der Kriminalpolizei, auf den Treppenstufen liegt einsam ein Strauß Tulpen.

In den Köpfen vieler Nachbarn sind die Spuren wesentlich präsenter. Die meisten Menschen in der näheren Umgebung sind schwer geschockt. Nicht viele wollen sich zu dem Vorfall äußern. Zu viele Kamerateams und Journalisten waren in den vergangenen Stunden in die beschauliche Idylle eingebrochen. Sie hatten Fragen gestellt. Viele Fragen. Niemand mag mehr etwas sagen. Nur eine Nachbarin öffnet die Tür zu einem kurzen Gespräch. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das Mädchen tot ist“, sagt sie und kämpft sichtlich mit den Tränen.

Sie erzählt von Aayas Familie. Die sei immer sehr freundlich gewesen, wenn man sich auf der Straße begegnete. Die Mutter arbeitet als Ärztin in einem Harburger Krankenhaus, der Vater ist Ingenieur. Man sah sich öfter mal, bei Geburtstagen und anderen Feiern.

Besonders positiv aufgefallen ist der Nachbarin, dass vor allem Ahmed, der älteste Sohn, sich liebevoll um seine jüngeren Schwestern kümmerte. Die Jüngste war gerade mal drei Jahre alt. Oft holte er die Kleine vom Kindergarten ab, der direkt um die Ecke liegt. Er ging aber auch seit einiger Zeit regelmäßig ins Fitnesscenter, wie so viele andere junge Männer in seinem Alter. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass Ahmed das getan haben soll“, sagt die Nachbarin erschüttert. Sie hätte sich sogar vorstellen könne, dass ein unbekannter Kinderschänder das Mädchen umgebracht haben könnte. „Einige Eltern hier hatten Angst, ihre Kinder allein vor die Tür zu lassen“, berichtet sie.

Auch im nahe gelegenen Einkaufszentrum an der Neu Wulmstorfer Bahnhofsstraße ist das schreckliche Verbrechen ein Thema. Natürlich.. „Wer immer es gewesen ist, der Täter gehört ins Gefängnis“, stellt ein älterer Herr beim Bäcker klar. „Ein Kind umzubringen, das ist das Schlimmste was es gibt“, sagt er. „Wir sind alle hier geschockt“, fasste am Montag der Bürgermeister der Gemeinde, Wolf Rosenzweig (SPD) das zusammen, was vielen ins Gesicht geschrieben stand.

Doch nach wie vor sieht es so aus, als ob ein Familienmitglied das Mädchen getötet habe. Der große Bruder Ahmed sitzt in U-Haft und schweigt zu den Vorwürfen. Die Kriminalpolizei sucht in diesem Zusammenhang Zeugen, die Angaben zum letzten Tag im Leben Aayas machen können. Wer am Freitag in der Zeit zwischen 13 und 22 Uhr verdächtige Beobachtungen im Umfeld der Theodor-Heuss-Straße gemacht hat, sollte sich melden, Telefon: 04181 / 285 285 oder E-Mail: hinweise@pi-harburg.polizei.niedersachsen.de