Politiker im Zwielicht: Nach Enthüllungen um das Platinum Event Center beurteilen Genossen seine Wahl als „Super-Gau“

Harburg. Seit Bekanntwerden des umstrittenen Genehmigungsverfahrens für das Platinum Event Center in der Lauterbachstraße 1 wird in der SPD Harburg darüber debattiert, wie mit den Ergebnissen der Akteneinsicht umzugehen ist. In einer ersten Reaktion ist der Ex-Geschäftsführer Martin Semir Celik in der Vorwoche von der Fraktion ausgeschlossen worden. Als zubenannter Bürger hatte der 43-Jährige Sitz und Stimme im Haushalts- und Vergabeausschuss der Bezirksversammlung. Doch viele SPD-Mitglieder fragen sich nun, ob das ausreicht.

Seit Wochen ist die Harburger SPD unter Druck. Im Fall Platinum Event Center geht es nicht nur um den Vorwurf, dass es unter Celiks Ägide zu mehreren gravierenden Verstößen gegen Brandschutz- und Sicherheitsauflagen sowie der Konzessionspflicht zum Ausschank von Alkohol gekommen sein soll. Überdies hätte sein langjähriger Geschäftspartner und Parteifreund, der ehemalige Harburger Bezirksamtsleiter Michael Ulrich, in unzulässiger Weise Einfluss auf das Genehmigungsverfahren genommen. Hinterfragt wird nicht zuletzt die Rolle des SPD-dominierten Bezirksamts, und ob es da zu unzulässigen Mauscheleien gekommen sei.

„Das alles ist zu einer enormen Belastung für die Partei geworden", sagen Fraktionschef Jürgen Heimath und der Kreisvorsitzende Frank Richter unisono. Sie erwarten deshalb weitergehende Konsequenzen von Celik. Doch der verweigert sich. Dem Abendblatt sagte der Unternehmer, er akzeptiere zwar die Entscheidung der Fraktion, werde aber trotzdem aktiv Wahlkampf machen. Immerhin sei er von seinem Distrikt Harburg-Mitte ja auf Platz 1 der Kandidatenliste für den Wahlkreis 1 Harburg/Neuland/Gut Moor gewählt worden.

Genau das beurteilen viele Genossen im Nachhinein als Super-GAU. Weil Celik in einer Kampfkandidatur Fraktionschef Jürgen Heimath mit 14:11 geschlagen und damit schwer beschädigt hatte. Deshalb sei es nun offenbar höchste Zeit für weitere Schritte, um Martin Semir Celik in die Schranken zu weisen.

So gab es in den vergangenen Tagen gleich mehrere anonyme Hinweise an die Redaktion, die sich auf die engen geschäftlichen Beziehungen zwischen Michael Ulrich und Celik beziehen. Es ist ein offenes Geheimnis in der Harburger SPD, dass ihren Unternehmungen nur selten Erfolg beschieden war. Dem Abendblatt liegen verschiedene Auszüge aus dem Handelsregister vor, die belegen, dass gleich mehrere Firmen in finanzielle Turbulenzen gerieten, in denen die beiden entweder als Geschäftsführer oder Gesellschafter Verantwortung trugen.

Die Firma Steujak UG mit Sitz in Dresden und Sulingen, Kreis Diepholz, die Versicherungen und Bausparverträge vermittelt hat, meldete am 13. Juni 2012 Insolvenz an. Die Firma omni testari UG mit Sitz in Solingen, die ebenso Finanzdienstleistungen anbot wie die Firma G3NION Maklergesellschaft mit der gleichen Anschrift, wurde im Mai 2013 vom Amtsgericht Walsrode „wegen Vermögenslosigkeit von Amts wegen“ gelöscht. Die Firma fabian-mobil UG mit Sitz in Kappeln und einem Stammkapital von 100 Euro, dessen Gegenstand Verkauf und Vermietung von Kraftfahrzeugen war, wurde auf Beschluss des Amtsgerichts Flensburg vom 28. Juni 2013 aufgelöst. Nach der Abweisung eines Insolvenzverfahrens mangels kostendeckender Masse. In all diesen Firmen war Martin Celik als Geschäftsführer eingetragen.

Ebenso bei der Cesa Europa GmbH, die er am 17. Februar 2012 angemeldet hat mit Sitz in der Radickestraße. Laut Handelsregister war Gegenstand der Import, Export sowie Handel mit Waren aller Art, insbesondere Textilien, Baustoffe, Rohstoffe, Lebensmittel und Elektronik. Laut Amtsgericht Hamburg (Az. 67a IN 462/13) ist gegen die Firma, jetzt vertreten durch die Geschäftsführerin Fatma Nur Sedir, wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung am 3. Januar dieses Jahres das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Am 16. April 2013 hatte Martin Celik eine weitere Firma mit dem Namen HCA Bau GmbH gegründet mit Sitz in der Lauterbachstraße 1. Neben dem Handel mit Waren aller Art hat sie laut Amtsgericht auch Bauleistungen, Lagerkommissionierung sowie Containerbe- und -entladung angeboten. Per 30. Januar 2014 ist Celik auch hier als Geschäftsführer ausgeschieden.

Gemeinsam mit Michael Ulrich brachte Celik die CAI Cesa Academy International UG auf den Weg. Laut Handelsregistereintrag vom 4. Juni 2012 trat die CAI die Rechtsfolge der am 6.Dezember 2010 eingetragenen Brandenburger Gummiwerke an, die sich bis dahin dem Recycling von Abfallmaterial gewidmet hatte. Nun war erklärtes Unternehmensziel die „Ausbildung für kaufmännische Berufe und Qualifizierung für internationale Handelstätigkeiten. Mit der Umwidmung schied Michael Ulrich als Geschäftsführer aus und wurde durch Martin Celik ersetzt.

Am 5. August 2013 gründete Celik gemeinsam mit David Abedi schließlich das Platinum Event Center, bei dem Ulrich angeblich als freundschaftlicher Berater fungierte. Ob und wie weit dabei Geld geflossen ist, während sich Michael Ulrich in einer Privatinsolvenz befand, bleibt ungewiss. Fakt ist unterdessen, dass Ulrich bis Ende 2013 sechs Jahre auf der Lohnliste des namhaften Bestattungsinstituts Albers stand. „Für juristische Beratung hat er regelmäßig Geld bekommen", wie Albers-Chef Franz Peter Jungehülsing bestätigte.