Erweiterung der Fußgängerzone in Buchholz wirft bei Passanten und Ladenbesitzern Fragen auf: Droht Verkehrschaos?

Buchholz. Die Fußgängerzone in der Buchholzer Innenstadt ist seit gestern größer: Der vom Autoverkehr ausgeschlossene Bereich erstreckt sich jetzt in der Poststraße bis vor das Postgebäude und im Caspers Hoff bis an das Parkrondell. Bürgermeister Wilfried Geiger durchschnitt das obligatorische Absperrband zur Eröffnung der Fußgängerzonenerweiterung. An beiden Zugängen weisen große weiße Logos am Boden und die Einengung der Fahrbahn durch Poller auf die neue Verkehrsregelung hin.

„Ein kleiner Schnitt, aber ein wichtiger Schritt“, sagte der Bürgermeister. Denn das Verkehrsaufkommen gerade im Kreuzungsbereich Caspers Hoff, Peets Hoff und Poststraße sei in der Vergangenheit stark gestiegen, was auch immer eine Gefahr für Fußgänger bedeute. Zudem seien Post und die C&A-Filiale nun fußläufig besser zu erreichen.

Allerdings äußerten sich zahlreiche Passanten während des Ortstermins eher kritisch. „Das gibt doch Chaos an der Neuen Straße“, meinte eine Radfahrerin, „da kommt doch keiner mehr durch“, fürchtete eine Seniorin. Da Poststraße und Caspers Hoff nunmehr Sackgassen sind, glaubten die Passanten, beim Wenden würden Autos, insbesondere Lieferfahrzeuge Schwierigkeiten bekommen. Auch Geschäftsinhaber sahen die Einschränkung zunächst kritisch und hatten noch Fragen. Etwa, ob noch Baumaßnahmen folgen. Der Inhaber eines Zeitschriftenladens sorgte sich um seine ältere Kundschaft, die nun nicht mehr direkt bis zum Geschäft fahren könne. Die vier bis fünf Parkplätze vor seinem Geschäft fallen nun jedenfalls weg. Die Parkplätze vor der Postfiliale bleiben, die Höchstparkdauer beträgt 30 Minuten.

Den Bürgermeister brachte dies jedoch nicht aus der Ruhe. „Man sieht doch, wie die Fußgänger sofort den neuen Bereich erobern“, sagte er. „Die Stadt entwickelt sich nun einmal, das ist der Lauf der Zeit. Sonst wären wir ja immer noch ein kleines Dorf.“ Die skeptische Rentnerin kann das zunächst nicht überzeugen, aber der Bürgermeister lässt nicht locker. „Als die Fußgängerzone in den 80er-Jahren kam, gab es auch viel Ablehnung. Davon spricht heute niemand mehr.“ Auch die jüngste Vergangenheit hat dies gerade wieder gezeigt: Mit dem Bau der Buchholz-Galerie wurde auch der Peets Hoff zur Fußgängerzone – und ist längst Normalität.

Was die Passanten fürchten: Bisher fuhren Autofahrer, die am Caspers Hoff keinen Parkplatz gefunden hatten, einfach weiter durch die Poststraße. Jetzt müssen sie wenden und zurück Richtung Neue Straße. Dadurch könnte sich ein Rückstau bilden, in den sich auch noch die ein- und ausparkenden Fahrzeuge drängeln. Die Stadt hat den Wendekreis vergrößert, indem ein kleines, halbrundes Beet entfernt wurde. „Etwa zwei-, dreitausend Euro“ für Poller, Schilder und Markierungen koste die gesamte Einrichtung der neuen Fußgängerzone, die Abrechnung des Bauhofs liege noch nicht vor, sagte Matthias Krohn von der Verkehrsbehörde. Was die Geschäftsinhaber fürchten: Lieferanten sind eingeschränkt, da sie nicht mehr „bis vor die Tür“ kommen. „Wir haben aber zwei Lieferzonen verlegt und eine zusätzliche Lieferzone eingerichtet“, so Krohn. Angeliefert werden darf zwischen 18 und 10 Uhr. Lieferanten müssten eben ihre Touren entsprechend planen.

Die Stadt rechnet damit, dass es ein, zwei Wochen dauern wird, bis sich die Buchholzer an die neuen Verhältnisse gewöhnt haben. Mitarbeiter der Verkehrsbehörde verteilten gestern Handzettel. Außerdem werden noch Zählungen vorgenommen: einmal, ob und wie viele Autofahrer versuchen, trotz der Poller in die Fußgängerzone einzufahren, und auch, ob das Verkehrsaufkommen an der Einfahrt Caspers Hoff/Neue Straße wirklich zunimmt. Basiszahlen sind dazu bereits erhoben worden.

Die ersten Überlegungen zur Erweiterung der Fußgängerzone seien im Rathaus entstanden, sagte Geiger. Bei den Workshops zum Mobilitätskonzept war dieser Wunsch aber auch von Bürgern geäußert worden. Für den Bürgermeister ist die Erweiterung der Fußgängerzone auch ein Beitrag, die Innenstadt innerhalb der umgebenden „Ringstraße“ aufzuwerten. So gebe es neue Interessenten für das Projekt „Citycenter II“, mit dem die Überbauung des jetzigen Parkplatzes zwischen Citycenter und Volksbank gemeint ist. „Die Konzentration der Geschäfte innerhalb des Rings wird zunehmen. Nicht, weil wir das so geplant haben, sondern weil die Menschen einfach kommen. Inzwischen ist hier sogar an einem normalen Montagmorgen richtig viel los“, zeigte sich Geiger erfreut.