Zwei Studenten drehen Werbefilme für Internet-Auftritte von Unternehmen. Digitalisierung macht es möglich

Lüneburg/Harburg. Sie machen keine Werbung, und sie machen keine Dokumentation. Was sie machen, ist etwas dazwischen: Björn Ahrend und Christoph Lindemann nennen es „dokumentarische Werbung“. Die beiden Jungunternehmer füllen gerade eine Marktlücke: Filme für kleine Firmen, gezeigt auf den Internetseiten der Unternehmen. Eines der aktuellen Projekte von „Hausmarke TV“ ist „Brightup“, eine Ausgründung der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Die Absolventen haben eine Technologie für die (Fern-) Steuerung von Lampen in Wohnungen und Häusern entwickelt und sammeln per Crowdfounding nun Geld für die Umsetzung.

„Das ist ein Bereich, in den wir uns vorstellen können, verstärkt zu gehen“, sagt Björn Ahrend. Die Form der Finanzierung von Projekten oder Geschäftsideen über eine riesige Masse von stillen Teilhabern – gefunden über Plattformen im Internet – bietet sich geradezu an für kurze Filme, die die Idee darstellen und bewerben.

Ein Jahr ist es her, dass der Journalist und der Grafikdesigner ihre „Hausmarke TV“ gegründet haben. Björn Ahrend hatte sein Studium der Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität sowie sein Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg abgeschlossen und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leuphana. Er forschte zum Thema Schnittstelle zwischen Internet und Fernsehen im Zuge des Uni-Projekts „Innovations-Inkubator“.

Das von der Europäischen Union und dem Land Niedersachsen mit 86 Millionen Euro finanzierte mehrjährige Wirtschaftsförderungsprojekt für den ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg soll heimische Firmen stärken, neue Unternehmen hervorbringen und kluge Köpfe zum Wegzug aus der Region abhalten.

Bei Björn Ahrend und Christoph Lindemann scheint das Konzept vollends aufzugehen: Ihre ersten gemeinsamen Filme drehten sie noch an der Universität, erstellten eine Studie über die Marktsituation in der Branche, schrieben einen Businessplan. Nach der Studie über die Marktsituation haben sich die Gründer „bewusst gegen Hamburg und für Lüneburg als Standort entschieden“, sagt Ahrend, der seit seinem Volontariat in Hamburg lebt.

„Die Nachfrage bei kleinen und mittleren Unternehmen zieht an“, sagt der Firmengründer, 31. „Es entsteht ein Markt, der sich dieses Medium jetzt leisten kann.“ Waren Filmproduktionen, selbst kurze Clips, lange für kleine Firmen unbezahlbar weil viel zu aufwendig, wälzen neue Technologien den Markt um: Spiegelreflexkameras, die auch Filme aufnehmen – und das in Kinoqualität. Mit dem Internet ist zudem ein neues Medium entstanden, in dem die Filme außerhalb von Kino und Fernsehen zu sehen sind.

„Würde es die neuen Kameras nicht geben, könnten wir unser Produkt auch nicht zu unserem Preis anbieten“, macht Christoph Lindemann, 28, klar. Zwar könnten auch Laien mit Kamera und Schnittprogrammen „halbwegs umgehen“, wie der studierte Grafikdesigner und Filmemacher zugibt. „Aber halbwegs ist uns nicht genug. Professionalität in der Darstellung ist entscheidend.“

Authentizität steht bei den beiden im Vordergrund. Sie heuern keine Schauspieler an, die auswendig gelernte Texte sprechen, sondern stellen echten Mitarbeitern echte Fragen. Bereits bei der Konzeptionierung des Films beraten Journalist und Grafiker die Firmen – denn die meisten kleinen Unternehmen besitzen weder eine eigene Marketing-Abteilung noch Wissen übers Filmemachen.

Gestartet mit einer 18.000-Euro-Förderung des Programm „Gründercampus“ von Europäischer Union und Land Niedersachsen, wollen die Lüneburger ein Jahr nach offizieller Firmengründung eine Unternehmergesellschaft eintragen lassen. Für etwa 35 Kunden haben sie bereits rund 45 Filme umgesetzt: Ihr Leben können sie von ihrer eigenen Firma finanzieren.

Das nächste Projekt soll ein firmenübergreifender Film sein über Lüneburg als lebenswerte Stadt, in der sich auch prima arbeiten lässt. Ein Ziel ist, Studenten nach Abschluss ihres Studiums zu dauerhaften Wahl-Lüneburgern zu machen. Björn Ahrend: „Wir wollen zeigen, dass Lüneburg nicht nur eine hohe Lebensqualität hat, sondern auch gute Jobchancen bietet.“