Das Krankenhaus Groß-Sand ist spezialisiert auf Krankheiten alter Menschen und hat ein renommiertes Hernienzentrum

Wilhelmsburg . Die weiße Zimmertür geht auf – und Helga Walczaks Augen beginnen zu leuchten. Die Wilhelmsburgerin liegt in der orthopädischen Abteilung im Krankenhaus Groß-Sand. Jeden Tag schaut ihr Operateur, Dr. Alexander Krueger, vorbei und prüft die Fortschritte, die ihr neues Knie macht. Wenn er fachmännisch Beugen und Strecken prüft und einen Schnack mit der alten Dame hält, dann blüht sie förmlich auf. Vor zwei Wochen ist ihr eine Teilprothese ins Knie implantiert worden, „wie eine Jacketkrone“, versucht Dr. Krueger das künstliche Teilstück des Knies zu verbildlichen.

Seit zwei Monaten ist er der neue Sektionsleiter Orthopädie/Endoprothetik im Haus. Der Mediziner, der vorher in Magdeburg an der Uniklinik tätig war, hat sich für seine Arbeit in Wilhelmsburg viel vorgenommen. Dazu zählt der Ausbau der Primärversorgung von orthopädischen Fällen in Wilhelmsburg. Ob jung oder alt – alle Patienten sollen hier in Zukunft perfekt und abgestimmt auf ihre individuelle Konstitution behandelt werden. Besonders Patienten, die allergisch auf die künstlichen Gelenke reagieren, oder solche, die sehr große, sogenannte Megaimplantate haben, sollen die Orthopädie der Klinik mehr schätzen lernen. Viele Patienten kommen hierher, weil sie schon einen künstlichen Ersatz im Körper tragen, deshalb aber nicht schmerz- oder beschwerdefrei sind. „Ich möchte gern der letzte Operateur meiner Patienten sein mit dem Ergebnis, dass dann das neue Gelenk schmerzfrei und optimal funktioniert“, beschreibt Alexander Krueger das Ziel seiner Arbeit.

Warum ein Gelenk schmerzt, das kann viele Ursachen haben. Dem Facharzt ist die Diagnose im Vorfeld deshalb besonders wichtig: Diabetes, Fehlhaltungen, Verletzungen oder eine falsche Behandlung – all das wird genau recherchiert, bevor er dem Kranken dann ein Angebot für die Behandlung macht. Eng verzahnt ist seine Abteilung mit der Geriatrie des Hauses. Denn natürlich müssen sich vor allem alte Menschen mit maroden Gelenken und einem schwächer werdenden Bewegungsapparat auseinandersetzen. Dr. Krueger arbeitet bei der Behandlung der Senioren eng mit Dr. Georg Schiffner zusammen. „Mobilität bedeutet für alte Patienten Lebenszeit“, sagt er. Sowohl im ärztlichen, als auch im therapeutischen und pflegerischen Bereich der Altersheilkunde verfügt das Krankenhaus über ein Know-how von mehr als 20 Jahren – eine beruhigende Vorstellung für viele Senioren, die sich hier nicht nur an den Gelenken operieren lassen. Dazu zählen Krankheiten des Herzens, der Lunge, Störungen des Stoffwechsels und aus dem neurologischen Bereich. Drei Neurologen sind als Fachärzte im Haus tätig und bringen ihre Kompetenz auch bei Menschen mit Parkinson oder Schädigungen durch vorangegangene Schlaganfälle ein. „Wichtig ist, das Risiko vor, während und nach einer Operation einzuschätzen“, betont Dr. Schiffner. Dafür zieht er Kollegen aus der Anästhesie, Chirurgie und Kardiologie zu Rate und klärt gemeinsam mit den Ärzten aus den anderen Disziplinen das Für und Wider einer Operation. Besonders bei den Patienten mit Gelenksproblematiken in Hüfte und Knie verzeichnen die Ärzte im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand gute Erfolge. „Wir sind für eine sanfte Chirurgie“, betont Orthopäde Dr. Krueger. Das heißt, nicht immer gleich ein ganzes Gelenk zu ersetzen, sondern nur einzelne Teile. Kleine Schnitte sorgen dafür, dass so wenig Gewebe wie möglich zerstört wird. So sind Narben nach einer Hüftoperation gerade mal sechs bis acht Zentimeter lang. „Wir erhalten so viel und so schonend wie möglich.“

Das ermöglicht auch den alten Patienten, nach dem Eingriff schnell wieder aufzustehen und richtig zu belasten. Vor allem Senioren über 80 stürzen häufig – jeder zweite wenigstens einmal im Jahr, die Folge sind Blutungen und Knochenbrüche. Oft haben sie im Vorfeld Gangstörungen entwickelt, weil die Muskulatur schwächer wird oder Gelenke geschont werden. Die Fachärzte klären in orthopädischen, neurologischen und internistischen Untersuchungen die Ursachen und trainieren in der Reha gezielt Muskeln und Gleichgewicht und machen gezielt Gangschulung. Wird der Patient nicht so umfassend betreut, stellt sich bei Älteren schnell das Post-Fall-Syndrom ein: Man hat Angst, wieder zu stürzen, traut sich immer weniger zu und wird immer immobiler.

Eine absolute Größe auf seinem Gebiet ist Dr. Wolfgang Reinpold, der ärztliche Leiter der Chirurgie. Er leitet auch das Hernienzentrum des Hauses für die Operation von Leisten-, Nabel- und Bauchwandbrüchen, ein Thema mit dem sich mehr Betroffene im Laufe ihres Lebens auseinander setzen müssen, als man denkt. Fast eine Milliarde Menschen auf der Welt sind, vor allem mit zunehmendem Alter, wegen eines Bruchs des Bindegewebes auf ärztliche Hilfe angewiesen. Rund 1000 Operationen gehen jährlich allein auf das Konto der Bauchchirurgie in Reinpolds Abteilung. Besonders erfolgreich operiert er mit einem von ihm entwickelten Verfahren Brüche der Bauchwand. Dass diese Brüche behandelt werden müssen, steht außer Frage, denn anders können Teile des Darms abgeschnürt werden, ein lebensgefährlicher Verschluss wäre die Folge.

Mit kleinen Schnitten erzielt Dr. Reinpold große Wirkung. Mit Hilfe endoskopischer Technik setzt er Netze aus Polypropylen ein und befestigt sie vor dem Bauchfell anstatt in der Bauchhöhle selbst. Das vermeidet Schmerzen, fördert die Wundheilung und verhindert die Narbenbildung – alles Nebenwirkungen, die häufig entstehen, wenn die Kunststoffnetze direkt in der Bauchhöhle befestigt werden: „Ich bin davon überzeugt, dass es momentan auf der Welt keine bessere Technik der Bauchwand-OP gibt als unsere.“

Das Hernienzentrum im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand hat sich inzwischen einen guten Ruf erarbeitet, gerade wurde es von der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie als drittes Hernienreferenzzentrum zertifiziert. Spezialisiert ist man auf komplizierte Brüche mit Begleiterscheinungen. „Wir schließen die Lücke dauerhaft und garantieren Schmerzfreiheit“. definiert Dr. Reinpold sein Tätigkeitsfeld. Er ist ein gern gesehener Redner bei Kongressen zum Thema Leisten und Bauchwandbrüche und referiert weltweit über seine Behandlungsmethoden.

Neben den Schwerpunkten Orthopädie, Chirurgie, Geriatrie und Neurologischer Frührehabilitation bietet das Krankenhaus Groß Sand als Grund- und Regelversorger alle Bereiche der stationären medizinischen Betreuung unter einem Dach. Dazu zählt auch die Innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie, Gastroenterologie, dem Palliativbereich und dem Adipositaszentrum für Menschen mit großem Übergewicht. Das Haus verfügt über 207 Betten und zusätzlich 20 tagesklinische Behandlungsplätze in der Geriatrie. Bei Infoabenden können sich sowohl Patienten als auch Interessierte kostenlos zu einem medizinischen Thema weiterbilden.