St. Johannis veranstaltet 36 Konzerte, Lesungen und Ausstellungen pro Jahr. Das belohnt die Hanns-Lilje-Stiftung mit dem Titel und 10.000 Euro

Buchholz. Ab sofort darf die Johanniskirche Buchholz den Namen auch offiziell tragen, den sie sich dank ihres vielseitigen und umfangreichen Konzert- und Vortragsangebots ohnehin schon lange verdient hat: Kulturkirche. Den Titel verleiht die Hanns-Lilje-Stiftung der Landeskirche Hannover, verbunden mit einer Förderung in Höhe von 10.000 Euro.

Für Pastor Jürgen Stahlhut (49), seit fünf Jahren in Diensten von St. Johannis, eine schöne Bestätigung dafür, dass sein Konzept, der Kirchengemeinde drei Schwerpunkte zu geben, aufgeht. Der Schwerpunkt Kultur habe sich in vielerlei Hinsicht angeboten. „Die Akustik der Kirche gibt es her, hier Konzerte zu veranstalten. Für Theater ist sie allerdings weniger geeignet“, sagt der Pastor. Und so füllen mittlerweile 36 Veranstaltungen im Jahr den Kirchenkalender – nicht nur Konzerte, sondern auch eine Ausstellung und Vorträge. Rund 70 Prozent der Veranstaltungen kosten keinen Eintritt, hier sind die Zuschauer lediglich gebeten, ein paar Euro für die Aufwendungen von Kirche und Künstlern zu spenden.

Dabei sind es längst nicht nur Künstler, die allenfalls einem kleinen Kreis von Insidern bekannt sind. Auch die äußerst populären „Prinzen“ und „Wise Guys“ waren schon in Buchholz zu Gast – und das schon mehrfach. Zugleich steht der „Konzertsaal Kirche“ auch den lokalen und regionalen Musikgruppen offen, zu den Stammgästen zählt etwa das Orchester Nordheide mit seinem sinfonischen Programm.

Die inhaltliche Nähe von Kirche und Kultur liegt für Pastor Stahlhut auf der Hand: „Man kann Glauben auch durch Kunst und Musik ausdrücken. Kultur hat etwas anfragendes. Kunst kann für die Kirche auch ein Türöffner sein, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die der Kirche nicht nahe stehen“, sagt er. Mit dieser Grundhaltung im Geiste und dem ganz realen Veranstaltungskalender hat die Gemeinde sich um die Förderung der Hanns-Lilje-Stiftung beworben. Vier Kirchen in Niedersachsen werden von ihr pro Jahr mit dem Titel „Kulturkirche“ bedacht und dazu mit 50.000 Euro jährlich über eine vierjährige Laufzeit ausgestattet. Die Buchholzer Gemeinde landete bei der Auswahl dann aber auf dem undankbaren Platz 5. Doch insgesamt hatte die Jury doch gefallen an dem Engagement gefunden – und eigens für St. Johannis die Förderregeln geändert, sodass am Ende die Sonderförderung von 10.000 Euro herauskam.

Voraussetzung für die Förderung war die Zusammenarbeit mit kulturellen, nichtkirchlichen Einrichtungen. Diese Kooperationspartner hat die Gemeinde im Buchholzer Kunstverein und in der Jesteburger Kunststätte Bossard gefunden. Das gemeinsame Programm verteilt sich somit auch auf alle drei Standorte: vom 4. Mai bis 27. Juli läuft in der Kunststätte die Ausstellung „Von Gauguin bis Baselitz: Christusbilder im 20. Jahrhundert“, weiterhin gibt es dort am 17. und 18. Mai einen Kreativkurs. Im Kunstverein wird ab 21. September die Ausstellung „Zufall und Notwendigkeit“ mit Werken von Volker Tiemann gezeigt. Und einmal im Monat gibt es freitags Vorträge im Gemeindehaus an der Wiesenstraße jeweils ab 19 Uhr: am 9. Mai „Christus zwischen Religion und Rebellion: Das säkulare Christusbild seit dem 19. Jahrhundert“, am 6. Juni „Religiöser Kitsch oder stilles Leid? Christusdarstellungen im Ersten Weltkrieg auf Feldpostkarten und in der Kunst“, am 3. Juli „Der gottlose Gottsucher: Gottesvorstellung und Sinnsuche bei Ernst Barlach“. Jetzt kommt auch noch der Kulturbahnhof Holm-Seppensen als Partner hinzu.

Das Fördergeld will die Gemeinde für eine Kulturmanagerin einsetzen, die die Kirche dann beschäftigen wird, und ansonsten für die Ausrichtung der Veranstaltungen. Außerdem soll eine Scheinwerferanlage gekauft werden, um die „Bühne“, also den Altarraum, besser ausleuchten zu können. Geplant ist, dass die Gemeinde im Mai an einer Tagung der Preisträger teilnimmt. Den Titel Kulturkirche darf St. Johannis in jedem Fall auch weiter tragen, wenn die Förderung ausgelaufen ist.

Abgesehen davon hat die Kirche ja noch ihre eigentlichen Aufgaben zu bewältigen. Und mit den weiteren Schwerpunkten Familie und Diakonie will die Johanniskirche auch künftig ganz nah bei den Menschen sein. Ganz ohne Geld geht das nicht: So tragen die Einnahmen aus den Veranstaltungen erheblich dazu bei, dass die Kirche Mitarbeiter beschäftigen kann.