Nach 28 Jahren am Harburger Ring zieht das Traditionsgeschäft um. In der Seitenstraße ist die Miete bezahlbar. Eröffnung ist am Freitag

Harburg. Nach 28 Jahren am Harburger Ring zieht die Galerie Lehmann in den Deichhausweg um. Die kleine, eher unscheinbare Seitenstraße im Schatten der Einkaufspassage Harburg Arcaden ist alteingesessenen Harburgern noch als der Weg bekannt, auf dem sie früher aus der Fußgängerzone zu dem heute nicht mehr existierenden Postamt gelangt sind. Die Eröffnung des neues Ladengeschäfts ist am Freitag, 21. März.

Zurzeit ist Galerist Heinz-Michael Lehmann häufig noch am alten Standort anzutreffen: Die Wände der Rahmenwerkstatt müssen abgerissen und Podeste abgebaut werden. Die häufigste Frage, die Passanten dem Kunsthändler stellen, ist, ob er aus Harburg weggehe. Nein, entgegnet der 69-Jährige dann stets, er ziehe in den Deichhausweg, gerade weil der Familienbetrieb in Harburg bleiben wolle.

Die Fortexistenz des Kunsthandels in Harburg ist keine Selbstverständlichkeit. Die Miete am Harburger Ring wird steigen, weil das Immobilienunternehmen Alstria das Geschäfts- und Bürohaus, in dem die Galerie noch beheimatet ist, sanieren wird. Gerne hätte Familie Lehmann ihren Kunsthandel in der Harburger Fußgängerzone angesiedelt. Aber selbst in dem Umfeld, in dem Leerstand und Händler, die vor allen in Billigangeboten die Marktnische sehen, das Bild dominieren, sind die Mietkonditionen für die kleine Galerie nicht mehr erschwinglich.

Mindestens 20 Euro pro Quadratmeter hätten Lehmanns in der Lüneburger Straße zahlen müssen – das ist nicht wirtschaftlich für den inhabergeführten Kunsthandel. Die Kriterien der Galerie an ihren Standort, unter 200 Quadratmeter groß und mindestens zehn Meter Schaufensterfront, gibt der Markt in der Fußgängerzone zudem kaum her. Die Vermieter von mehr als 200 Quadratmeter großen Läden seien nicht bereit, nur Teilflächen zu vermieten, sagt Heinz-Michael Lehmann.

Am neuen Standort am Deichhausweg zwischen Rathaus und Fußgängerzone lebt der Kunsthandel nicht nur mit einer bezahlbaren Miete. Er vergrößert sich um 60 Quadratmeter auf insgesamt 160 Quadratmeter. Somit erhält die Rahmenwerkstatt, der wichtigste Geschäftszweig der Galerie Lehmann, etwas mehr Platz.

Mit Alexander Lehmann, 47, hat die zweite Generation das operative Geschäft in dem Familienbetrieb übernommen. Heinz-Michael und Monika Lehmann werden nur noch im Laden sein, wenn ihr Sohn Urlaub macht und krank sein sollte. Firmengründer Heinz-Michael Lehmann kümmert sich noch weiter um die Restaurierung von Ölgemälden und macht Hausbesuche bei Kunden.

Am Deichhausweg wird die Galerie Lehmann wieder Ausstellungen von Künstlern zeigen. In den vergangenen Jahren hatte sie die Rolle als Kunstveranstalter aufgegeben. Den Anfang machen Grafiken der beiden norddeutschen Künstler Falko Behrendt und Friedel Anderson. Behrendt abstrahiert Küsten- und Hafenmotive, Anderson zählt zu den Impressionisten. Der Ausstellungsbeginn ist noch offen.