Der Bestattungsunternehmer Franz Peter Jungehülsing und sein glühendes Plädoyer für die Wahlheimat

Harburg. Bestattern geht der Mensch möglichst aus dem Weg. Wer sieht sich schon gern mit dem Tod konfrontiert, wenn es nicht zwingend sein muss. Bei Franz Peter Jungehülsing ist das anders. Der Mann gilt in Harburg längst als Institution. Sein Rat und seine Meinung sind gefragt. Aber eben nicht nur in seiner Eigenschaft als Chef des stadtbekannten Bestatters Albers.

Nur selten hat ein zugewanderter Harburger so schnell so viel Achtung und Akzeptanz erfahren wie der gebürtige Osnabrücker. Obwohl er erst seit März 2006 die Geschicke des traditionsreichen, 1895 gegründeten Familienunternehmens von der Knoopstraße 36 aus lenkt, zählt Jungehülsing schon heute zu den namhaftesten Köpfen Harburgs überhaupt.

Ambitionierten Kunstfreunden ist er bereits länger ein Begriff. Spätestens, seit die Firma Albers aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens 1995 jenen Yamaha B2-Flügel stiftete, der heute mehr als nur wertvoller Teil des Rathaus-Inventars ist.

Dass dieses Geschenk seine Idee gewesen sei, bezeichnet Jungehülsing derweil als „nette Legende“. Vielmehr gehe der Vorschlag auf seine Vorgängerin, Christa Pautke, zurück. „Ich wollte aber nicht nur den Flügel als Zeichen tiefer Verbundenheit der Firma mit Harburg. Er sollte auch regelmäßig zum Einsatz kommen“, erklärt er. So sei die Idee für die Konzertreihe „Stars von Morgen“ mit Absolventen der Hamburger Hochschule für Musik und Theater entstanden, auf Anregung des legendären HfMT-Professors Hermann Rauhe.

Doch damit nicht genug. Seit Jahren lobt Jungehülsing zudem ein Stipendium für junge Musiker aus und beteiligt sich auch als Sponsor am Musikpreis Harburg. Überdies ist er Fördermitglied im Harburger Kunstverein und gehört als Beisitzer zum Vorstand vom Förderverein des Helms-Museums. In dem er sich um das Fund Raising und Marketingmaßnahmen kümmert sowie Exkursionen und Events organisiert.

Dass ihn seine Profession zumeist in dunkle Anzüge zwingt, nimmt der Albers-Chef professionell in Kauf. Viel lieber ist ihm aber sportliches Outfit. Regelmäßig schwingt er sich aufs Rad. So ist er schon zweimal die Transalp von Oberammergau zum Gardasee gefahren. Bei der den Akteuren quer durch die Alpen Tagestouren mit 2000 Höhenmetern und mehr abverlangt werden. Oder er umrundet joggend den Außenmühlenteich im Harburger Stadtpark.

Auf dem Weg dorthin durchquerte er 65-jährig in Vorbereitung auf seinen ersten Marathon vor sieben Jahren immer wieder den Alten Friedhof. Und entdeckte dabei ein innerstädtisches Refugium, das allzu lange vernachlässigt worden sei. Für ihn Grund genug einen Verein zu gründen, der sich die Gestaltung und Pflege der auch historisch wertvollen Parkanlage zum Ziel gesetzt hat. Rund 30 Mitglieder hat der Verein inzwischen.

„690.000 Euro konnten wir im Laufe der Jahre einwerben und haben damit viel erreicht, das den Alten Friedhof deutlich aufgewertet hat", berichtet Jungehülsing. Denkmale seien saniert und restauriert worden, um damit die Geschichte der Stadt Harburg zu dokumentieren und bei organisierten Führungen erlebbar zu machen. Und auch, dass das Bezirksamt jetzt ein landschaftliches Gesamtkonzept für den Friedhof erstellen ließ, wertet der Unternehmer als großen Erfolg.

Jungehülsing, der in Hamburg und München Jura studiert und auch zehn Jahre in Paris gelebt hat, um dort mit einem Freund einen Versandhandel für die bekannten Kameramarken dieser Welt aufzubauen, betrachtet sich inzwischen als geradezu „militanten Harburger". Hamburgs südlichster Stadtbezirk berge durch seinen tidenunabhängigen Binnenhafen samt Beachclub, seine exponierte Lage an der Autobahn 7 und die landschaftlichen Perlen wie Außenmühle und Harburger Berge jede Menge Potenzial, nutze es aber viel zu wenig. „Stattdessen erniedrigen sich die Harburger selbst, reden ihren Beritt schlecht", sagt Jungehülsing und kritisiert offen das mangelnde Selbstbewusstsein der Süderelber.

„Warum eigentlich?“, fragt er. Mit der Technischen Universität schlage das technische Herz Hamburgs in Harburg. Die Handwerkerinnung habe hier ihren Sitz und mit der Süderelbe AG auch einer der wichtigsten Wirtschaftsförderer der Hansestadt. Zudem gebe es viele traditionsreiche Vereine wie den Harburger Turnerbund von 1865, in dem er die Radsportabteilung leitet, oder den Wilstorfer Schützenverein von 1885, bei dem er zum Vorstand gehört. „Nicht zu vergessen das erstklassige Helms-Museum mit seinen vielfältigen Ausstellungen, dem großen Theatersaal und der wunderschönen Lounge", so Jungehülsing.

Was er aber vermisst, ist ein schlüssiges Gesamtkonzept, um all die attraktiven Spots miteinander zu verbinden. „Dass Bahntrasse und die Bundesstraße 73 Harburg durchschneiden, ist sicher nicht optimal. Doch gerade deshalb bin ich ein ganz entschiedener Befürworter der Landschaftsbrücke und der Brücke über den Lotsekanal", sagt der überzeugte Wahlharburger. Der sich für den Ausbau der Achse Harburg City – Binnenhafen auch als Mitglied des Vereins channel hamburg stark macht. Der Bezirk müsse endlich mehr klotzen, um seine Vorzüge zur Geltung zu bringen. Dafür bedürfe es aber nicht nur mehr Leuchtturmprojekte. Auch größeres Rückgrat, wenn die große Schwester im Norden mal wieder ihre Probleme gen Süden verlagere. Hier seien auch die Kommunalpolitiker in der Pflicht, ihren Einfluss geltend zu machen. „Nur so kann es gelingen, dass Harburg nachhaltig anders wahrgenommen wird, als das momentan der Fall ist", sagt Franz Peter Jungehülsing.