Team der „Klönstuv“ im Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop Buchholz kümmert sich liebevoll um Demenzkranke

Buchholz . Herr F. strahlt. Gerade hat er mit den netten Damen vom Kaleidoskop „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt, mit ihnen Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und von früher erzählt. Wenn ihn seine Frau abholt, wird er das alles schon wieder vergessen haben.

Der ältere Herr ist Stammgast in der „Klönstuv“, ein offener Treff für Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Vor knapp einem Jahr hat das Buchholzer Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop das Angebot mit ins Programm aufgenommen. Doch weil bei drei Stammgästen die Krankheit inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass sie nun im Heim leben, sind neue Gäste sehr willkommen.

Angehörige Demenzkranker sollten sie auf das Kaleidoskop hinweisen

„Wir richten unser Angebot an Menschen aus Buchholz, aber auch außerhalb. Deswegen ist es verständlich, wenn jemand Schwierigkeiten hat zu uns zu kommen. Wir gehen aber auch davon aus, dass manche, die Interesse hätten, das nicht mehr so ausdrücken können“, schildert Heike Kosen vom Kaleidoskop-Team die Situation.

Sie und ihr Team aus ehrenamtlichen Helferinnen würden sich wünschen, wenn mehr Angehörige ihre demenzkranken Partner oder Eltern auf das Kaleidoskop-Angebot aufmerksam machen. Auch im eigenen Interesse. „Frau F. ist sehr froh und dankbar, sie hat etwas Zeit für sich und weiß ihren Mann hier gut aufgehoben“, sagt Heike Kosen. „Seine Frau berichtet, er kann sich zwar nicht erinnern, aber er erkennt doch das Haus wieder. Es ist für ihn positiv besetzt“, ergänzt Silvia Gremler vom Team der Ehrenamtlichen.

Zum Angebot in der „Klönstuv“, die am 2. und 4. Montag im Monat von 15 bis 18 Uhr geöffnet ist, gehört außer Kaffee und Kuchen auch ein Beschäftigungsprogramm. Dank einer Spende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft konnte das Kaleidoskop einige besondere Spiele anschaffen: etwa „Mensch ärgere dich nicht“ mit extra großen, magnetischen Spielsteinen, ein Memory- Spiel mit Motiven aus der Zeit, als die Besucher jung waren oder eine Rätsel- Box.

„Es geht dabei nicht so sehr um das Memory-Spiel an sich, sondern darum, dass die Gäste Motive wiedererkennen, einordnen und dazu etwas erzählen können“, erklärt Silvia Gremler. Biografie- Arbeit ist bei der Arbeit mit Demenzkranken ein wichtiger Bestandteil. Anhand der Memory-Karten können sie sich darauf besinnen, was sie gerade gemacht haben, als die erste Mondlandung stattfand oder Boris Becker zum ersten Mal Wimbledon gewann.

Dass sich die Gäste in der „Klönstuv“ wohlfühlen, hängt nach den Erfahrungen der Betreuerinnen auch damit zusammen, dass sie – anders als zu Hause – nicht auf Desinteresse oder gar Ablehnung stoßen, weil sie eine alte Geschichte zum hundertsten Mal erzählen. „Für uns ist dagegen vieles neu und interessant“, sagt Silvia Gremler. Dass einem Gast die drei Stunden einmal zu lang erschienen und er vorzeitig nach Hause wollte, sei übrigens noch nie vorgekommen.

Auch wenn Herr F. zurzeit der einzige Gast ist – das Kaleidoskop-Team hält die „Klönstuv“ für ein unverzichtbares Projekt und will das Angebot demnächst sogar ausweiten. Geplant ist, zeitgleich zu den Treffen Beratung und Information für Angehörige anzubieten. Dazu sollen Fachreferenten eingeladen werden.

Eine Arbeitsgruppe plant derzeit die Details. Sie ist während der „Aktionswoche Demenz“ im vergangenen August in Buchholz entstanden und plant eine etwas kürzere Fortsetzung als Aktionswochenende.

Fachanwälte informieren über das Thema Patientenverfügung

Für den Besuch der „Klönstuv“ ist Anmeldung unter Telefon 04181/ 9 76 86 erbeten. Die Kosten betragen 18 Euro, die in der Regel von den Krankenkassen bei Nachweis einer Pflegestufe erstattet werden. Begleitend zum Angebot für Demenzpatienten und deren Angehörige gibt es am Donnerstag, 20. März, ab 19 Uhr im Kaleidoskop einen Vortrag von Fachanwälten zu so wichtigen Fragen wie Patientenverfügung und Entmündigung.

Bereits am Montag, 17. März, findet das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe der Deutschen Alzheimergesellschaft in den Räumen der psychiatrischen Tagesklinik im Krankenhaus Buchholz unter ärztlicher Leitung statt. Es richtet sich sowohl an die Demenzpatienten selbst als auch deren Angehörige, die in zwei getrennten Gruppen zusammenkommen. Beginn ist um 18 Uhr. Die Treffs finden regelmäßig, stets am dritten Montag jedes Monats, statt.