Schüler der Oberschule Hanstedt haben in einer Projektwoche zum Thema Zivilcourage neue Perspektiven kennengelernt

Hanstedt. „Küche“ heißt auf Englisch „kitchen“ auf Französisch „cuisine“ und auf Spanisch „cucina“. Aber was, wenn man mit diesen doch recht weit verbreiteten Sprachen trotzdem nicht weiter kommt? Oder der Begriff „Vertretungsplan“ dem Schüler aus einem anderen Land völlig fremd ist? Dann helfen Zeichnungen weiter. Und dass auch 14-, 15-jährige Schüler ganz unverhofft zu Begegnungen kommen, bei denen man mit den europäischen Sprachen nicht sehr weit kommt, ist im Zeitalter von Internet und Skype gar nicht so unwahrscheinlich.

An der Oberschule Hanstedt haben die Schüler während ihrer Projektwoche „Soziales Engagement und Zivilcourage“ solche Bildtafeln angefertigt, um darüber ins Gespräch mit einer Schule in Namibia zu kommen. Eines von 16 Projekten, das besonders oft gewählt wurde: 33 Schülerinnen und Schüler sind daran beteiligt. „Es ist toll, Einblicke in eine andere Welt zu erhalten“, sagt auch die 15-jährige Lena Dirksen, die in der Projektgruppe „Dokumentation“ zusammen mit Sophie-Marie Vagt Fotos und Berichte über die drei Arbeitstage zusammenstellt.

Aber auch die vermeintlich vertraute Welt haben die Schüler neu entdeckt: Sie nahmen im Rollstuhl Platz, um festzustellen, dass man dann mit den Knien gegen die Ablage unter den Schreibtischen stößt, sie versuchten, sich mit verbundenen Augen im Wald zu orientieren oder setzten Gehörschützer auf, um anschließend ihren Namen in Gebärdensprache zu buchstabieren. Andere waren mit der Nabu-Ortsgruppe unterwegs und haben Nistkästen gebaut und aufgehängt.

„Unser Ziel ist es, die Schüler zu ermutigen, sich während und auch nach der Schulzeit zu engagieren“, sagt Schulleiterin Susanne Graßhoff. „Es geht nicht so sehr darum, am Ende etwas präsentieren zu können, sondern durch Rollen- und Perspektivwechsel das Bewusstsein zu verändern.“ Zu einer Projektwoche über Zivilcourage gehören natürlich auch Theater- und Fotoprojekte, für die die Schüler Geschichten und Drehbuch komplett selbst entwickelt haben. Für Reporterin Sophie-Marie waren vor allem die Selbstverteidigungsvorführungen der Bundespolizei in der Schule ein Highlight.

„Der Begriff Zivilcourage stand ganz am Anfang der Planung, aber soziales Engagement gehört ebenso dazu. Wenn ich die Schüler dazu bringen kann, dass sie sich weiter engagieren, sind wir einen ganz schönen Schritt nach vorn gekommen“, sagt die Schulleiterin.

Ein paar Kilometer weiter haben sechs Jungen geholfen, das Hanstedter Waldbad „Aquadies“ auf die Saison vorzubereiten. Ganz schön viel Arbeit: „Wir haben den Volleyballplatz geharkt, Blumenerde in den Beeten aufgefüllt und Fundamente für Sonnenschirmständer gegossen“, berichten die beiden 13-Jährigen Mirko Beutel und Allaa Mrisi. Gerade dieses Projekt im Zusammenarbeit mit dem Bauhof der Samtgemeinde hat einen ernsten Hintergrund, wie Lehrerin Beate Dammann erläutert. „Bei einem Einführungsvortrag der Ersten Samtgemeinderätin Iris Hennig wurden die Jungen doch sehr nachdenklich, als sie erfuhren, das Vandalismus auch die Einrichtungen betrifft, die doch extra für die Jugendlichen da sind. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass Anlagen wie die Skaterbahn eher ,unter Schutz’ stehen, wenn die Jugend an der Pflege beteiligt wird.“

Im Sinne der Nachhaltigkeit soll es daher Gespräche mit der Samtgemeinde und der Interessengemeinschaft Hanstedt geben, ob die Schüler künftig immer wieder mal solche Arbeiten leisten können. Auch die Kontakte zu der Schule in Namibia sollen gefestigt werden.