Obwohl in Harburg die Laufkundschaft fehlt, kann Chefin Anke Zumdohme eine positive Bilanz präsentieren

Harburg . Die Harburger Bücherhalle ist auf Erfolgskurs. Nach der Bücherhallen App für das Smartphone oder das Tablet, über die Nutzer alle Medien ihrer Harburger Bücherhalle auch unterwegs jederzeit abrufen können, wird jetzt die Harburger Bücherhalle als erste in Hamburg mit einem Rückgabe-Automaten ausgerüstet. Ab April können ausgeliehene Bücher oder digitale Medien dann wie bei einem Pfandflaschen Automaten vor oder in der Bücherhalle abgegeben werden.

Im vergangenen Jahr verbuchte die Harburger Bücherhalle im Harburg Carrée 374.000 Entleihen und 163.846 Besucher. Das entspricht einer Steigerung zum Vorjahr von rund zwei Prozent. 194 Veranstaltungen für Kinder, 138 für Erwachsene führten die Mitarbeiter der Bücherhalle durch. Dazu zählten unter anderem interkulturelle Führungen durch die Bibliothek, Weiterbildungsveranstaltungen, die beleibten Lesestart-Aktionen für kleine Kinder, Vorleserunden oder die Veranstaltungsreihe Philosophieren mit Kindern. 25 Ausstellungen wurden in den Räumen der Harburger Bücherhalle im vergangenen Jahr gezeigt. Enge Kooperationen unterhält das Bücherhallen-Team mit Harburger Kitas und Schulen. Der Anteil der elektronischen Medien wie E-Books, E-Papers und E-Audios an den insgesamt 45.000 Medien, die in der Harburger Bücherhalle ausgeliehen und herunter geladen werden können wächst immer mehr. Und, dank der engen Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen im Bezirk, wächst auch der Anteil der Kinder stetig, die sich Bücher, Spiele und CDs in der Harburger Bücherhalle ausleihen. Etwa ein Drittel der Bücherhallen-Nutzer kommen aus dem Kerngebiet Harburgs, rund zwei Drittel aus den Randbezirken, aber auch aus dem Landkreis Harburg nutzen Menschen das Angebot der Harburger Bücherhalle.

Diese Zahlen einer Erfolgsbilanz legte Harburgs Bücherhallen-Leiterin Anke Zumdohme in der Sitzung des Sozialausschusses der Bezirksversammlung Harburg auf den Tisch. „Der Anstieg der Besucherzahlen ist aus meiner Sicht ein gutes Zeichen, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir in Harburg, im Gegensatz zu vielen anderen Bücherhallen Hamburgs, keine Laufkundschaft haben, weil unser Eingang nicht an der Straße liegt. Wer also bei uns herein schaut, der will auch wirklich zu uns“, so Anke Zumdohme. Die These, immer weniger Kinder wollten lesen, kann Zumdohme nicht bestätigen, jedenfalls nicht für die Harburger Bücherhalle. „Wir erleben hier jeden Tag, dass Kinder, die sich umsehen, dann auch beginnen zu lesen, was sie das Richtige Buch gefunden haben. Aber wir geben ihnen auch Hilfestellungen. Gerade bei Kinder aus Familien, die nicht bildungsaffin sind, sehen wir das als unseren Hauptauftrag“, sagt die Bücherhallen-Leiterin.

Aber, so Zumdohme, „wir warten auch nicht erst, bis die Kinder zu uns kommen“. Enge Kooperationen mit Kitas und Schulen, die in Harburger Einrichtungen sehr gut angenommen werden, bringen die Kinder schon im Kindergarten-Alter in die Bücherhalle im Carrée. Vorlese-Gruppen, Lesestart-Taschen und Führungen für Kinder durch die Bücherhalle gehören in Harburg zum Standardangebot. Auch die Harburger Bücherhalle hat längst das verstaubte Image von der dunklen Bibliothek mit endlosen Regalen, vollgepackt mit Büchern, abgelegt. „Wir schaffen Aufenthaltsqualität, und wir legen Wert darauf, dass sich die Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder, die zu uns kommen, hier einen Ort finden zum Wohlfühlen. Kinder kommen sogar hier her, um hier in Ruhe ihre Schularbeiten machen zu können, wenn ihnen zu Hause die Atmosphäre fehlt“, so Anke Zumdohme.

In dem Versuch, Kinder und Familien aus bildungsfernen Milieus zum Lesen zu bewegen, müsse alles unternommen werden, um dieses Ziel zu erreichen. In bildungsnahen Familien findet die Leseförderung schon zu Hause statt“. Ein weiteres besonders Kennzeichen der Harburger Bücherhalle ist dem hohen Anteil an Migranten im Bezirk geschuldet. Mit Sprachförderungsangeboten für einzelne Gruppen wie Frauen und Kinder und einem umfangreichen Angebot an Fremdsprachenliteratur will das Team der Bücherhalle im Carreé Menschen mit Migrationshintergrund an das Lesen heran führen. „Zum Beispiel halten wir immer einen aktuellen Stand an russischer und arabischer Literatur bereit. Da unsere finanzielle Ausstattung natürlich begrenz ist, beteiligen wir uns in Harburg an den sogenannten Rotationskisten mit einer ständig neuen Zusammensetzung aus der Fremdsprachenliteratur. Und auch hier steigt die Nachfrage stetig“, so Zumdohme. Das heißt, die Hamburger Bücherhallen tauschen ihren Bestand an fremdsprachlicher Literatur unter einander aus. Beliebt bei Kindern mit Migrationshintergrund sind auch die zweisprachigen Vorlesestunden in der Harburger Bücherhalle und die interkulturellen Führungen. „Es ist erwiesen, dass es für Kinder mit Migrationshintergrund überaus wichtig ist, auch die Muttersprache ihrer Eltern zu beherrschen“, sagt Anke Zumdohme und nennt einen weiteren wichtige Aspekt der Bibliotheksarbeit in Harburg: die Öffnungszeiten in den Ferien. Die Hamburger Bücherhallen stellen sich in dieser Zeit insgesamt neu auf, und die Harburger Bücherhalle spielt in der ersten Reihe mit.