Erderwärmung sorgt für Trockenheit in Lüneburger Heide

Dahlenburg/Harburg. Die Erderwärmung wird das Klima in der Lüneburger Heide verändern – und könnte dazu führen, dass das schon jetzt knappe Grundwasser endgültig zur Mangelware wird. So lautet eine Quintessenz aus dem Projekt „Klimzug Nord“, in dem Wissenschaftler fünf Jahre lang die Folgen des Klimawandels für die Metropolregion Hamburg untersucht haben. In mehreren Modellprojekten wird deshalb getestet, wie Bauern auch in Zukunft ausreichend Wasser für ihre Äcker bekommen. Aus Sicht von Experten und Landwirten ist der Handlungsbedarf groß. Denn schon jetzt spüren Bauern in der Region erste Veränderungen.

„Unser Eindruck ist, dass wir häufiger als früher trockene Frühsommer haben“, sagt Jens Uffmann. Der Landwirt ist Geschäftsführer der DahLand GbR in Dahlenburg, die 700 Hektar Acker bewirtschaftet. Der Betrieb baut Zuckerrüben, Getreide, Raps und Mais an. Weil die Böden in der Lüneburger Heide – anders als in anderen Regionen – besonders sandig sind und das Wasser schlecht speichern, werden die Flächen zwischen April und Oktober zusätzlich bewässert.

Landwirte in der Region arbeiten schon seit Jahrzehnten so, auch die Pumpstationen und die Wasserleitungen an den Feldern der DahLand GbR gibt es schon seit den 60er-Jahren. Doch wegen der trockeneren Frühsommer muss der Betrieb öfter als früher „überbrücken“, wie Jens Uffmann sagt – also zusätzlich bewässern. Der Klimawandel trifft damit die Achillesferse der Landwirtschaft in der Region.

„Wir sind bereits eine der intensivsten Beregnungs-Regionen in Deutschland. Eigentlich haben wir schon jetzt in den Wachstumsmonaten zu wenig Wasser für das Pflanzenwachstum“, sagt Jürgen Grocholl, Leiter der Bezirksstelle Uelzen der niedersächsischen Landwirtschaftskammer. Und er geht davon aus, dass sich dieses Problem „deutlich verschärfen“ wird: „Die Szenarien gehen davon aus, dass wir in Zukunft deutlich trockenere Sommer bekommen werden“, sagt der Agrar-Ingenieur. Gemeinsam mit seiner Kollegin Elisabeth Schulz, ebenfalls Agrar-Ingenieurin, und Wissenschaftlern der Leuphana-Universität in Lüneburg hat er bei jenen Teilprojekten von Klimzug-Nord mitgearbeitet, die sich dem Grundwasser in der Lüneburger Heide widmen.

Einige Schlüsse aus dem Projekt sind durchaus ernüchternd, wie Grocholl sagt. So laute einer: „Die Landwirtschaft kann kaum noch Wasser sparen. Denn das tut sie eigentlich schon seit 50 Jahren.“ Das Problem könne also nur gelöst werden, indem Wasser wiederverwertet und „in der Region gehalten“ wird, sagt Grocholl. Wie letzteres aussehen könnte, demonstriert ein Forschungsprojekt in der Samtgemeinde Rosche (Landkreis Uelzen).

Wasser, das in dem dortigen Klärwerk gereinigt wurde, wird seit dem Frühjahr 2013 in ein Waldstück gepumpt, wo es versickern kann. Dafür wurden spezielle Leitungen und insgesamt 4200 Düsen in dem Wald installiert. Der Unterschied zu früher: Das Wasser wird nun an Ort und Stelle wieder dem Grundwasser zugeführt. Früher wurde es in die Wipperau geleitet, von wo aus es in die Ilmenau, dann in die Elbe und später in die Nordsee floss.

Ein weiteres Klimzug-Projekt wurde in Karwitz bei Dannenberg realisiert. Auf einer Fläche von zwölf Hektar wurden im Frühjahr 2013 Nadelbäume gegen Laubbäume wie Eichen, Buchen, Linden und Kastanien ausgetauscht. Elisabeth Schulz erklärt, weshalb: „Über das Jahr gerechnet, verdunstet aus Nadelwäldern mehr Wasser als aus Laubwäldern.“ Zwar verdunste im Sommer mehr Wasser aus Laubkronen, dafür im Herbst und Winter gar keines. In jenen Monaten aber finde die „hauptsächliche Grundwasser-Neubildung“ statt. Mess-Sonden im Boden sollen nun ermitteln, ob der „Waldumbau“ eine Auswirkung auf den örtlichen Grundwasserspiegel hat. Die Anlage, die dies messen soll, kostete 40.000 Euro – sie wurde mit Klimzug-Nord-Mitteln finanziert.

Ob Versuche wie die in Karwitz und der Samtgemeinde Rosche erfolgreich sind, werden Messungen in den kommenden Jahren belegen. Klimzug-Nord, das 2009 begann und von Bund und Ländern mit insgesamt 29 Millionen Euro gefördert wurde, endet in diesem Tagen. Am 19. März werden sich Wissenschaftler unterschiedlichster Einrichtungen zu einer Abschlusskonferenz an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) treffen und ihre Ergebnisse vorstellen. Projekte aus Hamburger Stadtteilen wie Wilhelmsburg werden dabei sein, Studien zu möglichen Hochwassern an der Elbe und Versuche um Obstanbau im Alten Land. Auch Jürgen Grocholl und seine Kollegen aus dem Lüneburger Raum werden ihre Ergebnisse präsentieren.

Jens Uffmann kann mit Projekten und Forschungsansätzen wie diesen „sehr viel“ anfangen, wie er sagt. Aber er sagt auch: „Dinge wie Waldumbau und Klarwasserversickerung sind mit sehr hohen Kosten verbunden. Und die können nicht allein die Landwirtschaft und das Gewerbe aufbringen.“ Grundsätzlich meint auch Jens Uffmann: „Es muss viel mehr gemacht werden, damit das Wasser in der Region bleibt.“