27. Februar: „Kein Konsens bei Umbenennung der Flex-Straße“

Sicher kann man trefflich darüber streiten, ob eine Straße heute noch nach Walter Flex benannt sein muss, oder in Zukunft Paul Dreibrodt heißen soll. Die Umbenennung aber mit dem Flex-Gedicht „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ zu begründen, ist doch verblüffend. Flex schrieb den Text im Frühjahr 1915 im Schützengraben, als die Graugänse wieder nach Norden über die Front flogen. In der ersten und zweiten Strophe warnt er die Gänse vor dem „Morden auf der Erde“. In der dritten fragt er, was wohl aus ihm und den anderen Soldaten geworden sein wird, wenn sie im Herbst wieder nach Süden fliegen. Und dieses melancholische Gedicht soll, so die Linken, Nazigedankengut verbreiten? Ich habe es bei den Pfadfindern und in der Bundeswehr gesungen. Im Gesangsbuch der sozialistischen Jugend Deutschlands findet es sich, wie in dem der Hitlerjugend. Wenn so viele extrem auseinander liegende Gruppen über fast 100 Jahre dieses Lied gesungen haben, sagt das doch alles. Ich kenne kein beeindruckenderes Soldatenlied. Eigentlich ist es doch ein Antikriegslied.

Michael Dorn

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