Das Bürgerhaus Wilhelmsburg ist ein Ort der Begegnung für die Menschen, die auf der Elbinsel und der Veddel leben

Wilhelmsburg. Mitten im Stadtteil, zwischen Wilhelmsburger Reichsstraße und Georg-Wilhelm-Straße liegt das Bürgerhaus Wilhelmsburg. Wie eine kleine trutzige Backsteinburg sieht der verschachtelte Bau mit der markanten Kuppel aus. Auf der einen Seite wird er von einem See, den die Rathauswettern speist, eingerahmt. Breite Stufen führen zum Wasser herunter. Ist das Wetter schön, sitzen dort oft die Bewohner des Stadtteils und genießen den Blick auf das Bürgerhaus. Hinter der Eingangstür erwartet den Besucher einen großes, lichtdurchflutetes Foyer. Kleine Tische und Bistrostühle sind aufgebaut, nebenan im hauseigenen Restaurant „Kochburg“ kann man sich stärken.

Das Bürgerhaus ist ein Ort der Begegnung für die Menschen, die hier leben. Hier können sie kreativ werden, vom Kleinkind bis zum aktiven Senior. Geboten wird alles, was Spaß macht, fit hält und den Horizont erweitert. Schon die kleine Dreikäsehochs sind mit dabei. Für sie gibt es immer freitags „Gedichte für Wichte“ mit Fingerspielen, Bilderbüchern, Reimen und ersten Liedern. Die nächstgrößere Abteilung, die Steppkes von der Kita Kirchdorfer Straße, kommen am Montagnachmittag. Dann öffnet für knapp zwei Stunden im großen Saal das Trainingscamp des Zirkus Willibald. Wilhelm Kelber, Lehrer an der Stadtteilschule Wilhelmsburg, betreut das Projekt gemeinsam mit drei Trainern und einer Pädagogin. Mit dabei sind auch größere Kinder im Grundschulalter.

Zu Beginn werden Spiele gespielt – das macht locker. Danach wird trainiert. Aus einem großen Koffer quellen bunte Tücher, Diabolos und glitzernde Jonglierkeulen. Ganz nach Lust und Laune dürfen die Kleinen sich etwas aussuchen, mit dem sie proben wollen. Doch zu einem richtigen Zirkus mit Artisten, die hüpfen, springen und Dinge durch die Luft wirbeln, gehört zu auch ein Zauberer! In der Ecke des Saals steht deshalb eine große, blaue Kiste, die sehr geheimnisvoll aussieht. Wilhelm Kelber schnappt sich drei größere Mädchen und weiht sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit in die Geheimnisse der Magie ein. Vor den Sommerferien werden die jungen Künstler bei einer Zirkusshow vor großem Publikum zeigen, was sie gelernt haben. „Wenn die Kinder auf der Bühne stehen und sich den Applaus abholen, hat sich alles gelohnt“, lacht Kelber.

Am Abend dann wehen melancholische Gitarrenklänge durch das Bürgerhaus. Dazu singt eine Frauenstimme spanische Lieder voller Sehnsucht. In einem Raum stehen zehn Frauen in langen Rüschenröcken und verstärkten Hackenschuhen vor einem großen Spiegel und tanzen Flamenco. Kursleiterin Gundula König zeigt eine neue Schrittfolge, die Damen schauen konzentriert zu, wie sie die Hüften wiegt, und die Arme dazu führt. Musikalisch begleitet wird sie von einem Gitarristen, der alle zwei Wochen das Training begleitet. Ab und zu kommt die Flamencosängerin Elva la Guardia dazu, die die Magie Andalusiens in ihrer Stimme hat.

Hoch konzentriert, aber weitaus ruhiger, geht es im Malkurs von Lilo Glatz zu. Eine Handvoll Frauen packen einmal in der Woche in einem Raum im ersten Stock Flaschen, Farbkästen und Pinsel aus, stellen kleine Staffeleien auf und bearbeiten Papier und Leinwand. Mit Acryl- und Aquarellfarben aber auch mit ungewohnten Materialien, wie zum Beispiel Metallrost, entwickeln sie ihre ganz persönlichen kleinen Kunstwerke. „Die Teilnehmer sollen sich trauen und sich ausprobieren, das ist mir bei fast allen, die bei mir waren, geglückt“, sagt Kursleiterin Lilo Glatz. Seit 13 Jahren bietet die Künstlerin den Wilhelmsburgern die Möglichkeit, sich selbst durch Pinsel und Farbe zu entdecken. In ihrer ruhigen, professionellen Art begleitet sie ihre Kursteilnehmer auf dem Weg von der eigenen Idee bis zum fertigen Bild. Am Ende des Tages besprechen die Teilnehmerinnen die Arbeiten, „da lernt man am meisten“, betont Lilo Glatz.

Für die Räumlichkeiten zahlt sie eine kleine Miete, selbst organisierte Gruppen, wie zum Beispiel die Line Dancer, die ihr Programm kostenlos anbieten, müssen im Bürgerhaus gar nichts zahlen. „Jeder, der Lust hat, etwas anzubieten, ist bei uns willkommen“, beschreibt Volkmar Hoffmann das Credo des Bürgerhauses. Der Theaterpädagoge kümmert sich gemeinsam um den größten Teil des Angebots, das hier jeden Tag für die Wilhelmsburger stattfindet. Dazu kommen Veranstaltungen wie der Jazzfrühschoppen für Senioren, der „Sonntagsplatz“ für Familien, mit Kindertheater, Mittagstisch und Basteln oder auch das Musikfestival „48 Stunden Wilhelmsburg“, bei dem über 200 Musiker an einem Tag an ungewöhnlichen Orten von der Bäckerei bis zum Buchladen auftreten. „Es geht uns um kulturelle Bildung“, fasst Hoffmann den Schwerpunkt es Hauses zusammen. Über die ganze Vielfalt, die das Bürgerhaus anbietet, kann man sich im Internet informieren: www.buewi.de