Stadtentwicklungsbehörde gestaltet Neugrabens Zentrum neu und hofft auf Impulse für ansässige Geschäfte

Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde und der Bezirk Harburg werden voraussichtlich im nächsten Jahr den Marktplatz in Neugraben mit insgesamt 1,6 Millionen Euro modernisieren. Mit der Neugestaltung der 7500 Quadratmeter großen Fläche soll nicht nur der Wochenmarkt attraktiver werden. Stadtplaner erhoffen sich auch einen belebenden Impuls für die mehr als 100 Geschäfte und Gastronomiebetriebe im Neugrabener Zentrum. Daniel Boedecker von der steg Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg stellt den Vorentwurf am heutigen Montag, 3. März, im Ausschuss für Stadtteilentwicklung im Harburger Rathaus vor.

Der Stadtteilbeirat Neugraben, in dem Gewerbetreibende und Anwohner vertreten sind, hatte den Vorentwurf mit deutlicher Mehrheit für gut empfunden. Bei den Detailplanungen der beiden Hamburger Planungsbüros „schöne aussichten“ und Ingenieurpartnerschaft Diercks Schröder unter Beteiligung des Beirates wird es in den nächsten Monaten auch um die Frage gehen, wie viel Aufenthaltsqualität der öffentliche Platz der Bevölkerung bieten soll. Das Bürgerbeteiligungsgremium hatte deutlich gemacht, dass Trinkergruppen möglichst keine Gelegenheit gegeben werden soll, sich an dem Platz niederzulassen.

Es soll sich um bis zu zehn Trinker handeln, die sich im Neugrabener Zentrum treffen. Stadtplaner Daniel Boedecker von dem steg-Büro in Neugraben sieht keinen Sinn darin, von vornherein zu kapitulieren und auf Sitzbänke zu verzichten. „Neugraben kann Sitzplätze im öffentlichen Raum aushalten“, sagt er. Die Menschen im Stadtteil sollten erst einmal die Gelegenheit erhalten, ihren Platz in Anspruch nehmen zu können. Immerhin hatten sich Bürger in Befragungen dafür ausgesprochen, am neuen Marktplatz einen Ort für Kommunikation zu schaffen.

Sollte der Stadtteilbeirat sich gegen Sitzgelegenheiten aussprechen, könnten als Alternative zusätzliche Spielgeräte installiert werden. Daniel Boedecker kann sich vorstellen, mit einem Basketballkorb Jugendlichen einen Aufenthaltsplatz zu bieten. Entlang des kargen und deshalb trostlos wirkenden Marktplatzes wollen die Stadtplaner mit Bäumen Atmosphäre schaffen. Die Neugrabener dürfen bei der Auswahl mitsprechen. Allerdings gibt es überraschende Erkenntnisse, die bestimmte Baumarten besser von der Stadtplanung ausschließen. Die ahornblättrigen Platanen gelten zwar als chic. Ihr Blütenstaub soll sich aber auf die Atemwege auswirken und sie gelten deshalb bei Experten nicht als geeignet, ausgerechnet in der Nähe von rufenden Marktbeschickern zu stehen.

Während also noch Details zu klären sind, wie außerhalb der Marktzeiten auf dem Platz eine einladende Atmosphäre geschaffen werden kann, bleibt es bei der Gestaltung des Marktes selbst nahezu beim Alten. Bei der Aufstellung der 30 bis 40 Marktstände bleibt wie bisher bei einem Rundkurs mit zwei Gängen. Der Arenen-Charakter gilt bei den Marktbeschickern als die beste Lösung. Die Idee, die Straße Neugrabener Markt verkehrsberuhigter zu gestalten und dazu eine Einbahnstraße oder Wendehammer zu schaffen hat sich nicht durchgesetzt. Es bleibt bei einer Straße, die Gegenverkehr ermöglicht. Bei der Modernisierung des Marktplatzes verursachen Baumaßnahmen die meisten Kosten, die später mit dem Auge gar nicht zu erkennen sind. Unterschiedliche Tragschichten müssen erneuert werden, damit der Platz geparkte Autos aushält. Jeder Marktbeschicker ist deshalb von Planern nach seinem Fahrzeugtyp befragt worden. Hohe Kosten verursacht auch die Entsorgung des alten Baumaterials.

Oberirdisch wird die heute abschüssige Marktplatzfläche begradigt. Die Planer haben an einigen Stellen den Bau von Stufen vorgesehen, die eine angenehmere Atmosphäre schaffen. Dabei beachteten sie, dass die Stufen-Ensembles den Fahrzeugen der Marktbeschicker nicht im Wege stehen und nicht beim Rangieren stören.

Marktzeit ist immer dienstags, donnerstags und sonnabends. Der Wochenmarkt in Neugraben ist einer von nur insgesamt zwei Märkten im gesamten Bezirk Harburg – in keinem anderen Bezirk der Freien und Hansestadt Hamburg sind es weniger. Im Bezirk Mitte und in Wandsbek gibt es jeweils insgesamt 15 Märkte. Danach folgen die Bezirke Nord (14), Altona (10), Eimsbüttel (9) und Bergedorf, mit immerhin insgesamt fünf Märkten. Für Daniel Boedecker ist das ein guter Grund, in die Modernisierung des Neugrabener Marktplatzes zu investieren. 1,1 Millionen hat die Behörde für Stadtentwicklung in Aussicht gestellt, wenn der Bezirk Harburg sich mit 500.000 Euro beteiligt.

Die Detailplanung wird noch das ganze Jahr in Anspruch nehmen. Ende des Jahres soll die Ausschreibung starten. Baubeginn könnte im März sein. Sechs bis acht Monate später wäre der Marktplatz im Herbst 2015 fertig.