Zum 65. Mal starteten die Stöckter Faslamsbrüger zum Umzug nach Winsen. Rund 30.000 Zuschauer feierten mit

Stöckte. Die These, Norddeutsche könnten nicht Fasching, darf getrost ins Reich der Fabeln verwiesen werden. Norddeutsche können sehr wohl Fasching, auch wenn die Riesen-Party bei den Stöcktern Faslam und nicht Fasching oder Karneval heißt.

In diesem Jahr startete der große Stöckter Umzug in die Kreisstadt Winsen zum 65. Mal. 24 Wagen, mit Kutsche, Spielmannszug und Faslamsgarde zogen über den Stöckter Deich in die Stadt, wo die Veranstalter rund 30.000 Besucher erwarteten. Vor dem Rathaus knöpften, so will es die Tradition, die Faslamsbrüder dem Winsener Bürgermeister André Wiese den Rathausschlüssel ab. Den soll er erst am Aschermittwoch wieder bekommen. so lange regieren die Faslamsbrüder in der Amtsstube.

Die Unterschiede zwischen der rheinischen und der Stöckter Art, die fünfte Jahreszeit zu feiern, könnten markanter nicht sein. „Wir bauen unsere Wagen selbst, alle unsere Kostüme sind selbst genäht, und bei uns gibt es dieses ganze Reglement wie beim Fasching oder Karneval nicht. Wir wollen einfach nur Spaß haben“, sagt Jenny Sommer, Sprecherin der Faslamsbrüder, die trotz des Namens wahrlich keine reine Männersache sind.

Bereits im Oktober treffen sich die verschiedenen Gruppen, um ihre Ideen für den Faslamsumzug zu sammeln. Ab Dezember wird dann gemeinsam an den Wagen gebaut und an den Kostümen genäht. Mit ihren Motiven wollen die Faslamsbrüder auch politische Themen aufs Korn nehmen. Jenny Sommer und ihre Gruppe werkelte monatelang an dem NSA-Abhörskandal-Wagen mit einer versenkbare Freiheitsstatue aus Metall. „Ab Weihnachten wird es richtig arbeitsintensiv, dann wird wirklich jede freie Minute an den Wagen gebastelt“, sagt die Stöckterin. Pro Nase kommen da schon mal bis zu 200 Euro an Kosten auf die Wagenbauer zu.

Aber am Ende zählt die Stimmung auf dem Wagen. Denn die ist eines der Kriterien, die Peter Homann und seine Richter-Kollegen, bei dem Faslamsumzug bewerten. „Wir werten zum Beispiel, wie die Gruppen ihr Thema umsetzen, wie sauber die Wagen gearbeitet sind. Klar im Vorteil sind natürlich die Gruppen, bei denen gelernte Handwerker mitarbeiten. Aber wir werten auch die Stimmung auf dem Wagen während des Umzugs“, sagt der Stöckter Dorfchronist, der früher selbst zu den Wagenbauern gehörte, ebenso wie seine Richter-Kollegen.

Die „Schweine im All“ oder das „Gro-Ko-Deal“ – der Wagen zog die Große Koalition durch den Kakao – und die Gruppe NSA-Abhörskandal lagen bei diesen Kriterien schon ganz weit vorne. Die Siegergruppe aber wird erst am Dienstag, 4. März, feststehen.