Eine Fehleranalyse von Hinnerk Blombach

Da ist sie wieder, die Schadenfreude. Wie schön, dass auch andere mal Fehler machen, über die es sich so herrlich herziehen lässt. Die Bahn also mal wieder. Jenes Lieblingsobjekt der Spötter und Beschwerdeführer, das es uns so wunderbar einfach macht, für unsere allgemeine Unzufriedenheit immer einen geeigneten Schuldigen zu finden – nämlich den Mann, der auf den Vornamen „Bahnchef“ hört.

Nachdem nun der Herr Mehdorn durch ein anderes Minenfeld stolpert und den Problem-BER-Flughafen in Berlin an den Start bringen will, ist es im Moment der Herr Grube. Der hat es, ähnlich wie Jogi Löw mit seinen 80 Millionen Bundestrainern, mit einer annähernd gleich großen Zahl an Bahnexperten zu tun, die genau wissen, wie es richtig geht. Oder die zumindest ziemlich genau wissen, was alles gar nicht geht.

Die Bahn also hat einen peinlichen Fehler gemacht. Zur Erinnerung: Ein ICE jenes Unternehmens trägt an einem Wagen den für jeden aufrechten Norddeutschen recht eigenwillig anmutenden Schriftzug „Bad Oldeslohe“. Ein Versehen, wie die Bahn betont. Denn an anderen Stellen dieses Zuges habe man durchaus die richtige Schreibweise verwendet.

Auf der Suche nach einem Schuldigen könnte man also schnell wieder bei Bahnchef Grube landen. Doch in diesem Fall wissen wir (Bahnexperten, natürlich) es besser: Der Computer ist schuld. Und zwar der Computer, der für die Ansagen auf den Bahnhöfen der Deutschen Bahn zuständig ist. Der nämlich, in Sachen Artikulation eher minderbemittelt, gibt uns täglich Sätze auf die Ohren, die sinngemäß lauten: „Sie haben Anschluss an die Regionalbahn über Bargteheide bis nach Bad Oldeslo-he“. Die Maschine spricht also das „e“, das der Mensch weglässt.

Und damit wird uns so einiges klar: Der falsche Schriftzug wurde mit einer Spracherkennungs-Software erstellt, und tonangebend war in diesem Fall der Ansagecomputer. Und nicht der Mann mit diesem eigenartigen Vornamen.