Nach einem Jahr im Provisorium hat die Drogenhilfe in Harburg wieder ein richtiges Zuhause. Gestern feierte der Verein freiraum hamburg e.V. mit Gästen die Eröffnung des erweiterten Abrigado.

Harburg.

In dieser Einrichtung am Schwarzenberg hilft der Verein seit 20 Jahren Drogenabhängigen mit umfangreicher Beratung und bietet den Betroffenen die Möglichkeit des unbehelligten Drogenkonsums in Gesundheitsräumen. „Wir haben das Konzept erweitert. Wir ermöglichen nicht nur Drogenkonsum, sondern wir bieten auch Beratung, Erste Hilfe und existenzielle Grundversorgung wie Essen und Duschen an“, sagt der Geschäftsführer des Abrigado Norbert Dworsky.

Aufgrund steigenden Bedarfs wurde das Abrigado im vergangenen Jahr für 615.000 Euro umgestaltet. Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz finanzierte den Umbau. Der zusätzliche Platz von 100 Quadratmetern macht eine bessere Arbeit mit den Drogenabhängigen möglich. „Menschen sind besonders, aber ihre Wege sind nicht immer gerade“, mit diesen Worten lobt Bezirksamtsleiter Thomas Völsch das Abrigado als „ausgezeichnetes Beispiel, wie man mit der Lebenswirklichkeit gut umgeht. Auch Abhängige gehören in den Stadtteil und nicht in den luftleeren Raum“, betont er.

Der Vereinsvorsitzende von freiraum hamburg e.V., Rainer Schmidt, freut sich über die Etablierung der niederschwelligen und akzeptierenden Drogenarbeit, kritisierte aber die Drogenpolitik der vergangenen Jahre: „Einrichtungen wie das Abrigado sind ein Produkt gescheiterter Drogenpolitik“, sagt er. Mit den bestehenden Drogengesetzen befinde man sich auf dem Holzweg. Nur langsam sei es zu „akzeptierter Drogenarbeit“ gekommen. „Es ist notwendig das Projekt flächendeckend auszuweiten statt es nur bei vereinzelten kleinen Projekte zu belassen.“

Durchschnittlich 196 Kontakte pro Tag registriert das Mitarbeiterteam, das unter anderem aus Sozialpädagogen und Krankenpflegern besteht. 50 bis 100 dieser Menschen beginnen jährlich eine Therapie. Die meisten Hilfesuchenden kommen aus dem Einzugsgebiet südlich der Elbe, aber auch Männer und Frauen aus Hamburg, Lüneburg und Stade nehmen das Angebot wahr. Hamburger Patienten wird am Tag des Kontaktes geholfen. Grundsätzlich sollen sie die Einrichtung „Drop Inn" in St. Georg nutzen.

Seit drei Jahren gehört zur Arbeit des Abrigado auch ein integrativer Kindergarten. 18 Kinder werden in der naheliegenden Kita an der Bissingstraße betreut. Das Ziel sei, diese Kinder, deren Eltern keinen Kitagutschein besitzen, in das etablierte Regelsystem einzuführen.