Debatte im Niedersächsischen Landtag über Lüneburger Prestigebau. Kosten steigen dramatisch

Hannover. Der Bau des umstrittenen neuen Zentralgebäudes der Leuphana-Universität in Lüneburg geht trotz der dramatisch gestiegenen Kosten weiter. Im Landtag in Hannover aber blieb am Mittwoch offen, ob die Universität diese Mehrkosten alleine tragen muss oder ob das Land früher oder später doch noch stärker in die Finanzierung einsteigt.

Klar ist seit dem vor wenigen Wochen vorgelegten Prüfbericht der Oberfinanzdirektion (OFD): Das Audimax nach den Plänen des amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind wird statt der ursprünglich veranschlagten 58 Millionen Euro mindestens 18 Millionen Euro mehr kosten. Hinzu kommen weitere Finanzrisiken, die das Wissenschaftsministerium in Hannover auf der Basis des OFD-Berichts mit noch einmal 15 Millionen Euro beziffert.

Im Landtag in Hannover aber vermieden es die Vertreter der rot-grünen Koalition genauso wie Ministerin Gabriele Heinen-Kljajic, über einen Baustopp auch nur zu reden. Für die CDU dagegen warf der Abgeordnete Jörg Hillmer der Landesregierung vor, sie habe ein Jahr lang nichts getan: „Kein Baustopp, keine Umplanung, keine Entscheidung. Das Zentralgebäude wird munter weiter gebaut“. Ähnlich der FDP-Abgeordnete Christian Grascha, der forderte, an allen Ecken und Kanten auf die Kostenbremse zu treten: „Alternativen sind nun ernsthaft zu prüfen und wir brauchen zügig einen Finanzierungsplan“.

Solche Aussagen aber stoßen den Abgeordneten der Mehrheitsfraktionen sauer auf, vor allem vor dem Hintergrund, dass die damalige CDU-Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) alle Warnungen vor einer absehbaren Kostenexplosion in den Wind geschlagen habe. Die gab es wahrlich ausreichend. Die grüne Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic brachte es auf den Punkt: „Frau Wanka hat das, was ihr Vorgänger Lutz Stratmann bei dem Vorhaben verkorkst hat, munter weiterlaufen lassen obwohl man damals das Vorhaben noch hätte stoppen können.“

Aus ihrer Sicht aber, das hat sie schon vor Wochen deutlich gemacht, sei jetzt nichts mehr zu retten, würde ein Baustopp mit Umplanung des Projekts kaum noch Einsparungen bringen.

Aus der Sicht der Ministerin ist die Universitätsleitung unter dem Präsidenten Sascha Spoun und seinem Vize Holm Keller sehenden Auges in die Finanzlücke gelaufen: „Die Kosten sind von Beginn an zu gering angesetzt worden“. Inzwischen habe man aber mit der Universitätsspitze wenigstens Einvernehmen erzielt über die Einrichtung einer internen Projektsteuerung. Aus der Sicht des Grünen-Abgeordneten Ottmar von Holtz haben die damaligen Regierungsparteien CDU und FDP der aktuellen Landesregierung eine „fürchterliche Suppe“ eingebrockt: „Ihre Rolle wäre es jetzt, kleine Brötchen zu backen statt uns noch in die Suppe zu spucken“.

Der Zeitplan für den Bau ist inzwischen auf das Jahr 2016 verlängert worden in der Hoffnung, so auf teure bauzeitverkürzende Maßnahmen verzichten zu können.