Mitarbeiter im Krankenhaus Salzhausen setzen große Erwartungen in neuen Eigentümer Curagita

Salzhausen. Sie glauben an die Curagita. Ob sie Betriebsrat sind oder Schwester oder Arzthelferin, als Chefarzt operieren oder als Insolvenzverwalter auf Zeit an der Spitze stehen. Sie glauben an den künftigen Eigner aus Heidelberg, für den der Gläubigerausschuss des insolventen Krankenhauses Salzhausen votiert hat. „Wir wollen jetzt mit voller Kraft in die Zukunft. Es lohnt sich für dieses Haus zu kämpfen“, sagt Birgit Mertke, die Betriebsratsvorsitzende, die als Schwester in den Operationssälen arbeitet. „Jetzt warten alle sehnsüchtig auf den Abschluss der Buch-Prüfungen. Dann wollen wir richtig loslegen“, versichert Jörg W. Bärsch, der Chefarzt der Inneren Abteilung, ein Sachse, der 1990 nach Salzhausen wechselte.

Mit der Curagita sehen die gut 100 Mitarbeiter in dem Haus wieder eine Zukunft im Wettbewerb mit den Klinikkonzernen. Beispielsweise durch die Spezialisierung auf Schulter-Operationen und den Einsatz von Prothesen. „Zu mir kommen Patienten aus einem Umkreis von 150 Kilometern“, so Andreas Leck, der Chefarzt der Chirurgie. Operiert wird in brandneuen, erst 2011 eingerichteten Sälen, die zu den modernsten in Niedersachsen zählen. Dorthin, wo an diesem Nachmittag gerade ein Prostata-Operation läuft, sind allein 3,5 Millionen Euro vom Land geflossen. Nicht zuletzt heißt es beim Operationsteam, in den Stationszimmern und am Empfang immer wieder: Wir arbeiten als eingespielte Teams. „Wir kennen uns seit Jahren und können uns so optimal auf die Patienten einstellen“, versichert im Stationszimmer der Inneren Medizin, die Leiterin Martina Früchtnicht-Truxius. Die beiden Schwestern Kathrin Konopka und Michaela Nottorf neben ihr nicken.

Gegen das Angebot von Curagita, das den Erhalt des Standortes und sogar einen Ausbau vorsieht, hatte das Konzept des Landkreises Harburg so kaum eine Chance – zumindest bei der Belegschaft. Zwar hatte das Management der Häuser in Buchholz und Winsen mit dem langjährigen Geschäftsführer Norbert Böttcher an der Spitze versprochen, die Jobs zu erhalten. Doch für Mertke sowie viele aus der Belegschaft schien von vorn herein klar, dass das Ende des stationären Krankenhauses in Salzhausen eingeläutet werden sollte. Gleichzeitig waren für sie die Aussichten für EDV, Rechnungswesen und die Verwaltungsmitarbeiter wenig vielversprechend. Zumal mit dem offensichtlich geplanten Wechseln des Arbeitsortes in die Häuser des Kreises die Teams möglicherweise zerschlagen worden wären.

„Für uns blieb zudem die Frage offen, ob wir in den anderen Häuser auf adäquaten Arbeitsplätzen eingesetzt werden würden“, sagt Mertke. Jetzt dagegen fühle sich die Lösung „gut an“, sagt Anette Brustmann, die zum Betriebsrat zählt und als Arzthelferin in der Zentralen Patientenaufnahme arbeitet.

Zwei Mal vereinbarten die Verantwortlichen des Kreises Gespräche im Krankenhaus. Aber der fünfköpfige Gläubigerausschuss, in den das Amtsgericht Lüneburg neben Mertke, Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause als Privatmann sowie Vertreter der Volksbank Nordheide, der Lieferanten sowie der in der Altenpflege engagierten Stiftung Benno und Inge Behrens eingesetzt hatte, stimmte gegen das Konzept. Über das am 29. Januar erzielte, genaue Ergebnis der Abstimmung bewahren die Beteiligten weiter Stillschweigen.

Klar ist: Die Curagita, die nach der Übernahme der insolventen Praxen-Gruppe Hanserad zu einem Betreiber von medizinischen Versorgungseinrichtungen geworden ist, braucht das Krankenhaus Salzhausen als Trägergesellschaft. Über die neue Zentrale sollen künftig alle Investitionen für die geplante Expansion des Unternehmens gesteuert werden, das bisher 360 radiologische Praxen betreute. Curagita-Vorstand Rolf J. Lucas hatte gegenüber dem Abendblatt keinen Zweifel daran gelassen, dass Salzhausen zu einem Hoch-Qualitäts-Krankenhaus aufgebaut und die Abteilungen ausgebaut werden sollen. Erste Gespräche für neue Mitarbeiter laufen derzeit. „Zunächst geht es um sechs neue Mitarbeiter im Pflegebereich. In einem frühen Stadium wird zudem mit Ärzten verhandelt, die bisher am Scharnebeker Krankenhaus tätig waren“, sagt Insolvenzverwalter Jan Ockelmann. Die Einrichtung in dem Ort am Elbe-Seitenkanal wird zum 31. März geschlossen.

Für Salzhausen ist Ockelmann überzeugt, dass sich die Zahl der betreuten Patienten nun erhöhen lässt. Derzeit sind 40 Betten belegt, weil die Belegschaft knapp bemessen ist. Da aber im Niedersächsischen Krankenhausplan eine Belegung mit 47 Patienten nur als Jahresdurchschnittswert festgelegt ist, können in Monaten mit guter Nachfrage die Aufnahmen ausgedehnt und so Umsätze vorgezogen werden. „Wir können in jedem Fall mehr Patienten betreuen als derzeit“, sagt Chefarzt Bärsch. Allein in den drei Operationssälen, wo auch ein 450.000 Euro teurer Röntgentisch steht, wären in jedem Raum täglich zwölf Operationen möglich. Bärsch ist jedenfalls „froh, dass es weiter geht. Vor allem unsere älteren Patienten brauchen uns vor Ort, weil sie nicht so einfach zu den Häusern in Hamburg fahren können.“ Für Chefarzt Leck ist es zudem keine Frage, dass sich das Krankenhauses vor Ort positiv für Salzhausen auswirkt. „Mittelzentren wie die Gemeinde profitieren davon, weil sich Menschen eher für einen Zuzug entscheiden“, sagt der Chefarzt.

Solche Gedanken dürfte auch für Samtgemeindebürgermeister Krause (parteilos) eine Rolle gespielt haben. Im nur wenige hundert Meter vom Krankenhaus entfernten Rathaus freut er sich über die Entscheidung. „Wir begrüßen den Beschluss, weil es nun eine Perspektive für Mitarbeiter und Patienten gibt.“ Letztlich fehlt jetzt nur noch das Ergebnis der Wirtschaftsprüfer, um den auf drei Monate bis zum 1. Mai geschlossenen Geschäftsbesorgungsvertrag in eine komplette Übernahme übergehen zu lassen. Damit warten alle auf das Ergebnis der Recherchen der weltweit aufgestellten KPMG. Ihre Experten bilanzieren bereits im Haus. Geben sie Grünes Licht, wird aus dem Krankenhaus Salzhausen die Zentrale des Ausbaus der Curagita. Klare Worte von Insolvenzverwalter Ockelmann: „Ich gehe fest davon aus, dass es klappt.“