Verwaltung beruft sich für Fällen der Bäume auf Verkehrssicherung. Konzept für Fläche vorgestellt

Winsen. Die Sitzung war kaum einige Minuten alt, da brach sich die Empörung Bahn. „Unmöglich, willkürlich eingegriffen“, kam es da von den mehr als 20 Besuchern. Alte, gesunde Buchen und Eichen seien gefällt und nicht nur totes Holz im Wäldchen Schützengehölz herausgeschnitten worden. Und zudem sei noch vor der Sitzung des Umweltausschusses der Stadt am Donnerstagabend Tabula rasa gemacht worden. „Jetzt ist alles zu spät“, schimpfte eine der Besucherinnen. Selbst Joachim Bardowicks, Bauausschuss-Vorsitzender im Kirchenvorstand von St. Jakobus meldete sich zu Wort. Wie man denn auf dem Grundstück der Gemeinde habe Bäume fällen können? „Für den Schaden wollen wir einen Ausgleich.“

Es war so kein guter Auftakt für Bauamtsleiter Andreas Mayer und seine Landschaftsplanerin Marion Taake. Auch im Verlauf der Sitzung mussten sie sich Hohn und Spott gefallen lassen, so dass der Ausschuss-Vorsitzende Steffen Behr (CDU) mehrfach eingreifen musste. Vor der Fällaktion hatte Mayer die Bäume von der Forstbetriebsgemeinschaft Salzhausen, einem Baumsachverständigen und von Taake beurteilen lassen. Er verließ sich auf ihr Urteil und schickte die Mitarbeiter des Bauhofs los. Die Verwaltung beruft sich für das Abholzen der Bäume vor allem auf die Sicherung von Passanten auf den Wegen, zu der sie verpflichtet ist, das Aussortieren kranker und vom Sturm beschädigter Bäume sowie darauf, dass Nadelhölzer durch Laubbäume ersetzt werden sollen. „Dafür brauchen wir mehr Licht in dem Gelände“, sagte Mayer. Für das Kirchengrundstück gebe es ein „stillschweigendes Abkommen“ die dortigen Bäume mit zu pflegen, sagte Taake. Zudem sei klar, dass künftig wieder angepflanzt werden solle.

Schließlich musste sich auch Stadtplaner David Forster Kritik anhören. Er stellte das Konzept für die Neugestaltung des Schützengehölzes vor. Danach soll „als Diskussionsgrundlage“ die Fläche für Vereins- und Freizeitsport, Naherholung und Naturschutz genutzt werden. Geplant ist die Wege, die derzeit das Gelände zerschneiden, zu verringern, neue Lampen aufzustellen und die Bereiche für die verschiedenen Nutzer aufzuteilen. So soll es einen Rundweg für Jogger, eine Strecke für Mountainbiker, eine Freifläche umsäumt von Bäumen sowie einen bepflanzten Bereich mit weiteren Bäumen geben.

Ob dies jedoch so umgesetzt werden kann, scheint zumindest fraglich. Denn die Ausschusspolitiker kritisierten nicht nur die Baumfällaktion. „Es wurden Tatsachen geschaffen, schade, sehr schade“, sagte etwa der Grüne Norbert Benthack. Sie verwiesen auch darauf, dass man Mountainbiker im Schützenwald nicht schätze oder wandten sich gegen den Laufkurs, weil Jogger eher kleine Wege bevorzugten würden. Auch für die Informationspolitik der Verwaltung gab es Schelte. „Sie wären gut beraten gewesen, diese Sitzung auf den Januar vorzuziehen. Auch ich bin von Bürgern auf die abgeholzten Bäume angesprochen worden und hatte keine Ahnung“, sagte Heinrich Schröder (SPD).

Nun soll zunächst ein Termin anberaumt werden, bei dem die Bürger ihre Wünsche für das Schützengehölz äußern können. „Wir haben verstanden, dass es Kritik an der Freifläche und am Platz für die Mountainbiker gibt“, sagte Mayer. „Unser Plan lässt sich aber noch verändern.“ Nachdem die Meinungsbildung abgeschlossen ist, müssen die Politiker endgültig über die Zukunft des Waldes entscheiden. Immerhin gelang zum Ende der Sitzung schon ein erster Schritt nach vorn.

Kirchenvorstand Bardowicks hatte sich kurzfristig vor der Tür des Sitzungsraumes mit einem Verwaltungsmitarbeiter getroffen. „Wir machen einen Termin und reden über den Einsatz auf dem Kirchengelände“, sagte Bardowicks. „Gelingt die Einigung, ist die Sache für uns erledigt.“