Augenzeugen sahen das Tier in Ohlendorf und Buchwedel. Seine Herkunft ist bislang noch unklar

Ohlendorf. Als Ralf und Martina Einecke aus Stelle am vergangenen Sonntagnachmittag mit dem Auto Richtung Ohlendorf unterwegs waren, staunten sie nicht schlecht. Direkt vor ihrer Nase überquerte ein struppiges, vierbeiniges Tier die Ohlendorfer Landstraße. „Wir sind rechts rangefahren und haben mit der Handykamera einen Schnappschuss gemacht. Der vermeintliche Hund entpuppte sich bei näherer Betrachtung als Wolf“, schrieb Ralf Einecke in einer Mail an unsere Redaktion. Schon vor zwei Jahren gab es eine vermeintliche Wolfssichtung in der Gegend.

In Deutschland leben seit dem Jahr 2000 wieder frei lebende Wolfsfamilien. Die einst heimische Tierart besiedelt seit 2008 auch immer mehr Regionen in Niedersachsen. Im Landkreis Harburg wurde im März 2011 zwischen Maschener Rangierbahnhof und Steller See der erste wilde Wolf seit seiner Ausrottung vor mehr als 100 Jahren gesichtet und fotografiert. Im Juni 2013 gab es dann weitere Hinweisbilder aus einer Fotofalle, die auf den Flächen des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide westlich der A7 aufgestellt worden waren. Zwei Monate später konnte dann sicher ein Wolf in der Region bestätigt werden. Eine Probe aus dem Juli 2013 brachte zudem den genetischen Nachweis eines Wolfes bei Radegast im Landkreis Lüneburg.

Ob es sich bei dem Tier in Ohlendorf tatsächlich um einen Wolf handelte, ist noch unklar. Fotos und Sichtungen allein reichten als Beweis für die Anwesenheit eines Wolfes in der Region nicht aus. „Wir müssten schon Losungen oder Trittsiegel finden“, sagt Kreisjägermeister Norbert Leben. Doch die in einem so großen Gebiet zu entdecken, sei alles andere als einfach.

Kreis-Wolfsberater Hans Brackelmann geht derzeit davon aus, dass es sich bei dem fotografierten Tier nicht um einen Wolf, sondern eher um einen freilaufenden Hund handelt. „Darauf weist die für einen Wolf ungewöhnliche Haltung der Rute hin“, sagt er. Allerdings sei das Foto lediglich eine Momentaufnahme. Somit bleibt eine geringe Chance, dass den Eineckes tatsächlich ein Wolf vor die Kamera gelaufen ist. Zudem gibt es weitere Sichtungsmeldungen: Ein Polizist aus dem Polizeikommissariat 42 (Billstedt) will in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag an der A1 aus etwa drei Metern Entfernung ebenfalls einen Wolf gesehen haben. Am vergangenen Sonntag meldeten Spaziergänger ebenfalls eine Sichtung im Landschaftsschutzgebiet Buchwedel, etwa zwei Kilometer von Ohlendorf entfernt. „Das Tier bewegt sich also vermutlich weiter Richtung Süden“, sagt Brackelmann.

Dass ein Wolf scheinbar ziellos umherstreift, ist übrigens nicht ungewöhnlich. Auf der Suche nach einem geeigneten Territorium legen geschlechtsreife Tiere mehrere hundert Kilometer zurück. Für den Menschen bleiben sie dabei oft unentdeckt. Weitere Hinweise auf den vermeintlichen Wolf nimmt Brackelmann unter der Telefonnummer 04171/693593 entgegen.