Aktive des RC Phoenix sehen die Freude an ihrem Sport durch ölige Lachen im Binnenhafen immer wieder getrübt

Harburg. Der Binnenhafen hat sich in den vergangenen Jahren in einem rasanten Tempo verändert. Hautnah haben das die Ruderer des RC Phoenix erlebt. Seit sie 2011 ihr Domizil am Lotsekai 1 bezogen haben, ist das Hafenbecken ihr Revier. „Den Wandel vom Wasser aus zu beobachten ist fast noch spannender, als vom Land aus“, sagt Uwe Berger, Trainer und Übungsleiter des jüngsten und mit knapp 60 Aktiven wohl auch kleinsten Ruderclubs Hamburgs.

Doch seit einigen Monaten ist die Freude am Rudern im Hafenbecken zunehmend getrübt. „Immer wieder treffen wir bei unseren Touren auf Ölteppiche. Wenn wir die Boote aus dem Wasser holen, sind sie sehr oft mit einem eklig schmierigen Film überzogen“, berichtet Berger.

Was dem 52 Jahre alten Schiffsplaner im Hamburger Containerhafen aber fast noch mehr stinkt, ist die Tatsache, dass die Ölteppiche anscheinend niemanden interessieren. Mehrere Nachfragen seinerseits seien ergebnislos geblieben. Die Wasserschutzpolizei hätte wissen lassen, darauf habe sie „keinen Einfluss“. Auch Bezirksamt und Umweltbehörde seien substanzielle Antworten schuldig geblieben.

Auf Abendblatt-Anfrage teilte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) jetzt mit, aus ihrer Sicht könne von einer andauernden Ölverschmutzung im Harburger Binnenhafen keine Rede sein. Seit Oktober vergangenen Jahres habe es lediglich „einzelne kleinere Verunreinigungen“ gegeben. Auch das Bezirksamt bestritt gehäufte Ölverschmutzungen.

Fakt ist, dass es am 20. Oktober und am 18. Dezember zu beträchtlichen Schlieren aus pflanzlichen und vegetabilen Ölen gekommen ist, die von einer im Binnenhafen ansässigen Öl-Firma stammten. Wie die Öle ins Hafenbecken gelangen konnten, vermochte die BSU nicht zu sagen. Nur, dass die Schlieren durch eine vom Verursacher beauftragte Vertragsfirma der Freien und Hansestadt Hamburg „schnell abgereinigt werden konnten“.

Weitere, „sehr dünne Ölfilme“ seien am 31. Oktober wie auch am 17. Dezember 2013 sowie jüngst am 6. und 7. Februar dieses Jahres aufgetreten. Unter anderem im Holzhafen, wo der RC Phoenix auch seinen Bootssteg hat. „Die Ölmengen betrugen jeweils weniger als 100 Milliliter, also nicht mal eine Kaffeetasse voll“, sagt BSU-Sprecher Volker Dumann.

Nach Informationen der Umweltbehörde wurde die Verunreinigung vom 17. Dezember „von einer öligen Tür“ verursacht, die im Hafenbecken geborgen worden sei. „Sie könnte eventuell vom Schubboot ,Marc’ stammen, das am 09./10. Dezember im Bereich der Jöhnk-Werft abgesunken war“, so Dumann. Eine andere Zuordnung der Verursachung wäre auch der Polizei nicht möglich gewesen.

Die Ölfilme selbst, die vom havarierten Schubboot ausgingen, seien unterdessen „im Rahmen der Verhältnismäßigkeit nicht reinigungswürdig“ gewesen. Dumann: „Weitere Öl-Anteile, aber auch die unter 30 Liter, konnten durch Ölschlengel zusammengehalten und aufgenommen werden, unter anderem durch Adsorbersperren.“ Nur kleinste, nicht reinigungswürdige Mengen, hätten sich später noch in einer windanfälligen Ecke südwestlich des Holzhafen gesammelt.

Da hat Berger eine etwas andere Wahrnehmung. „Durch die Eisbildung im Januar sind die Ölsperren hochgedrückt worden. Dadurch hat sich das Öl wieder im Hafenbecken verteilt. Es ist eine Tatsache, dass man die Ölteppiche auch riechen konnte, es hat an mehreren Tagen wirklich gestunken“, sagt er.

Derweil teilte das Bezirksamt Harburg mit, im Tank des Schubbootes „Marc“ hätte sich beim Untergang noch Diesel befunden. „Aufgrund der beengten räumlichen Gegebenheiten und da die Schleuse gesperrt war, konnten Öl und Diesel aber weder von der Land-, noch von der Wasserseite abgepumpt werden“, so Sprecherin Bettina Maak. Was allerdings ganz so klingt, als seien die Mengen anscheinend doch abpumpwürdig gewesen.

Wie auch immer. Uwe Berger erinnerte auch noch mal an die Tausende Liter Löschwasser, die im Januar 2012 durch den Brand einer Lagerhalle an der Nartenstraße ins Hafenbecken geflossen sind. „Ich bin überzeugt, dass die Wasserqualität im Binnenhafen höchsten Ansprüchen nur selten genügt“, so Berger. Das sei auch im Hinblick darauf bedenklich, dass im Sommer im Hafenbecken gebadet werde: „Bei uns Ruderern heißt es jedenfalls immer, wer über Bord gehe, könne sich die Sonnencreme getrost sparen.“

Die Umweltbehörde bestreitet derweil jedwede Gefahren durch die Ölteppiche. Risiken für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen im Binnenhafen habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben, so BSU-Sprecher Volker Dumann. Im Übrigen sei das Schubboot „Marc“ am 27. Januar auf Anordnung des Bezirksamts geborgen worden und werde jetzt in der Werft repariert. Die Ölsperren wurden dem Vernehmen nach am 13. Februar entfernt.