Das Gymnasium Winsen testet zweieinhalb Jahre lang IPads als zentrales Medium im Unterricht

Winsen. Auf den ersten Blick wirkt das Klassenzimmer der Klasse 8bk am Gymnasium Winsen mehr wie ein modernes Konferenzzimmer als ein Raum, in dem Kinder unterrichtet werden. Wo früher noch eine klassische Kreidetafel stand, ist schon seit längerem ein digitales Whiteboard zu finden. Ganz neu ist jedoch die Arbeit mit Tablets, die an jedem Arbeitsplatz stehen. Seit Anfang Februar besitzt jedes Kind der Klasse ein IPad, das zum Lernen in fast allen Fächern eingesetzt wird.

Die Schüler können mit den Geräten schreiben, Töne aufnehmen und diese dann durch eine Wlan-Verbindung auf das Whiteboard projizieren. An der Schule ist man von der neuen Unterrichtsform überzeugt „Das IPad ist das Lerninstrument der Zukunft“, sagt Schulleiter Reinhard Haun. Positive Rückmeldungen aus Fachkreisen überzeugten den Direktor und er setzte das Pilotprojekt „Tablet Klasse“ konsequent an seiner Schule in die Tat um. Das Winsener Gymnasium ist damit die erste Schule im Landkreis, die in der neuen Lernform unterrichtet.

Bevor Lehrer und Schüler sich auf das Projekt stürzen konnten, musste jedoch eine Menge Vorarbeit geleistet werden. Die Kosten in Höhe von 15.000 Euro für die 30 IPads wurden zu zwei Dritteln vom Schulverein übernommen, für das restliche Geld konnte die Volksbank Lüneburger Heide als Sponsor gewonnen werden. Eine große Herausforderung war auch die erforderliche technische Einrichtung in den Klassenräumen. Mit dieser Aufgabe wurde der schulinterne Systemadministrator Detlev Lauenstein betraut. „Herr Lauenstein wusste, wie viel Arbeit ein solches Projekt mit sich bringt und begegnete der ganzen Sache deshalb zunächst verhalten. Ich hingegen war schön raus“, scherzt Haun. In der Schule musste ein Wlan-Netz eingerichtet werden, auf das 30 Schüler gleichzeitig zugreifen können. Sogar von zu Hause aus sind die Schüler über ihre IPads mit dem Schulserver verbunden und können so Hausaufgaben hochladen und speichern.

Die Vernetzung der Schüler ist das Wesentliche an der Unterrichtsform. „Alles steht und fällt mit dem Internet“, sagt Lehrer Torben Malessa. Er hat das Projekt federführend übernommen und war von Anfang begeistert von den neuen Möglichkeiten, die das IPad mit sich bringt. „Durch das IPad sind völlig andere Arbeitsaufträge an die Schüler möglich. Außerdem können die Schüler in dieser Unterrichtsform vor allem gut miteinander lernen“, schwärmt Malessa. Stift und Papier werden aber auch weiterhin in den Unterrichtsstunden verwendet. So bleiben die Tablets phasenweise auch zu und der Unterricht läuft nach alter Schule. Das Tablet soll den Unterricht „unterstützen und zu einer besseren Erreichung der Lernziele beitragen“, erläutert Haun.

Die Schüler haben sich schnell an das neue Gerät gewöhnt. „Der Umgang mit dem IPad wird für die Kinder schon immer mehr zur Routine“. sagt Malessa. Manchmal sei es zwar noch „Try and Error“ und eine mediale Herausforderung, aber bisher ist das Projekt insgesamt ein voller Erfolg und kommt bei den meisten Schülern gut an. Bei aller Euphorie stehen bei der Debatte düber das Für und Wider des Unterrichts mit technischen Geräten auch immer wieder gesundheitliche Risiken in der Diskussion. So äußert eine Schülerin, dass ihr das Arbeiten mit dem Tablet Kopfschmerzen bereite. Sie bevorzugt den Unterricht mit bekanntem Material.

Ob die Lernform nach der zweieinhalbjährigen Projektphase auf Dauer übernommen wird, steht noch in den Sternen. „Eine erste Prognose ist erst nach einem Jahr möglich“, so Haun. Doch geht es nach ihm, soll das Pilotprojekt nur der Anfang sein. „Unsere Vision ist, dass irgendwann alle Klassen mit IPads unterrichtet werden.“ Dafür müsste man den Landkreis für das Projekt gewinnen. Um das zu erreichen, führt man nach den zweieinhalb Jahren eine umfangreiche Evaluation durch, die dann dem Landkreis als Entscheidungsgrundlage vorgelegt wird.