Bis Oktober dauern die Bauarbeiten an der Autobahnbrücke über die Stader Straße. Die Ausweichstrecken sind überfüllt

Moorburg/Heimfeld. Für Pendler sind seit Freitag vergangener Woche harte Zeiten angebrochen. Wer jetzt mit dem Auto jeden Morgen aus dem Landkreis Stade oder aus Neu Wulmstorf in die Harburger oder Hamburger Innenstadt fahren muss, sollte sich entweder zum Anti-Stress-Training anmelden oder auf die S-Bahn umsteigen.

Die morgendliche Route beispielsweise durch den Obstmarschenweg in Richtung Harburg Mitte endet spätestens in der Waltershofer Straße. Die ist teilweise auf ganzer Länge in Richtung B73 dicht. Der einzige Weg, um der Blechlawine zu entkommen, führt durch das Dorf Moorburg über den Moorburger Hauptdeich. Ähnlich sieht es derzeit für Pendler auf der B73 stadteinwärts aus. Und nicht nur die Geduld der Autofahrer wird derzeit auf die Probe gestellt. Auch die Mooburger, die am Moorburger Hauptdeich wohnen, müssen mit dem Umleitungsverkehr, der durch ihr Dorf rollt, leben. Ihnen geht es kaum anders, als allen anderen Harburgern, die an einer der Umleitungsstrecken wohnen.

Grund für die morgendlichen Dauerstaus: Am Freitagmittag wurde die Auf- und Abfahrt auf der Heimfelder A7 Brücke für die Reparaturarbeiten an der Brücke komplett gesperrt. Bis Oktober soll das Autobahn-Brückenwerk verstärkt werden. Zudem ist die Autobahnbrücke, auf der unter anderem der gesamte Güterverkehr von Skandinavien in Richtung Hannover rollt, zwischen den beiden Anschlussstellen Moorburg und Marmstorf nur noch auf einer Brückenhälfte befahrbar. „Die neuralgischen Punkte liegen ganz klar an der Waltershofer Straße und all ihren Zufahrtsstraßen, am Moorburger Bogen und im Ehestorfer Heuweg in Richtung Süden. Das sind die Hauptrouten für die Umleitung“, sagt Holger Winkler, Oberkommissar bei der Verkehrsdirektion Hamburg. Um den Verkehr besser durch den Ehestorfer Heuweg führen zu können, wurde er provisorisch erweitert. Die Straße muss den Verkehr aufnehmen, der statt in Heimfeld nun in Marmstorf auf die A7 in Richtung Süden fährt.

Winkler ist derzeit oft mit den Kollegen draußen, um die Lage auf den Umleitungsstrecken zu prüfen. 17 Ampelanlagen sind in diesem Bereich mit speziellen Programmen geschaltet, die jetzt noch mal optimiert wurden. „Mehr geht nicht“, sagt Winkler. Das heißt, mehr ist aus den Ampelschalt-Programmen nicht heraus zu holen. Die Grünphasen für die Hauptrichtung können nicht länger getaktet werden. „Und irgendwann müssen wir auch den Querverkehr fahren lassen“, so Winkler, der den Hauptstau auf allen Umleitungsstrecken zeitlich zwischen 6.30 Uhr und 9 Uhr eingrenzt.

„Wir fahren gerade auch regelmäßig raus, um zu sehen, welche Ausweichstrecken sich die Autofahrer außerhalb der ausgewiesenen Umleitungsstrecken suchen, um dem Stau zu entgehen. Da müssen wir gegebenenfalls natürlich auch nachsteuern“, sagt der Oberkommissar.

Unterdessen laufen die Sanierungsarbeiten an der Autobahnbrücke auf Hochtouren. Bei der zuständigen Fachbehörde ist man sich im Klaren darüber, dass diese Verkehrssituation für den gesamten Harburger Straßenverkehr eine enorme Belastung darstellt. „Es ist schlicht und einfach nicht zu ändern, denn die Sanierung der Brücke ist notwendig, weil das Bauwerk nicht mehr tragfähig ist. Zudem versuchen wir, diese Arbeiten so weit fertig zu haben, bevor die großen Baustellen an der A7 auf der anderen Seite des Elbtunnels beginnen“, sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Krstanoski ist zuständig für Verkehrsprojekte. Die Brücke wird verstärkt, um die Tragkraft wieder herzustellen. Neun Millionen investiert der Bund in die Sanierung der Autobahnbrücke über die Stader Straße.

Eigentlich, so Helma Krstanoski, hätte die Abfahrt in Richtung Süden bereits im Dezember komplett gesperrt werden sollen. Gemeinsam habe man sich mit den ausführenden Bauunternehmen auf eine abgeänderte Baustellen-Logistik einigen können. So habe man, sagt die Behörden-Sprecherin, den Autofahrern einige Monate Stau ersparen können. 40 Jahre ist die Autobahnbrücke jetzt alt.

Laut Krstanoski beträgt die durchschnittliche Lebensdauer eines solchen Bauwerks rund 80 Jahre. Daher bleib der Behörde keine andere Wahl, als jetzt zu handeln, um die Lebensdauer des Bauwerks zu verlängern. Bei der näheren Untersuchung des Brückenbauwerks hatten Ingenieure Risse im Beton festgestellt. Werden diese Risse größer, kann es gefährlich werden.

Den staugeplagten Autofahrern darf als Trost für die Stunden im Stau gereichen, dass die Bauarbeiten voll im Zeitplan liegen, wie die Behörden-Sprecherin mitteilte. Bis Oktober werden die morgendlichen Fahrten im Auto in die Harburger Innenstadt noch zur Geduldsprobe. Dann werden Polizei und Behörde die Autobahnbrücke nebst Auf- und Abfahrten wieder frei geben.