Nach langer Schließung will die HPA die Harburger Schleuse am Wochenende wieder in Betrieb nehmen

Harburg. Als Bauherr muss man stets mit Überraschungen rechnen – und kann sie dennoch nicht einkalkulieren. An der Harburger Binnenhafenschleuse hat die Hamburg Port Authority (HPA) gerade mal wieder diese Erfahrung gemacht. Nachdem man die Schleusentore ausgebaut hatte, um sie für den Hochwasserschutz zu erhöhen, musste die Arbeitsgemeinschaft aus HPA sowie den Harburger Baufirmen HC Hagemann und August Prien den Termin für die Wiederinbetriebnahme der Schleuse zweimal verschieben. Diese Woche soll es klappen: „Am Freitag soll das Außenhaupttor, also die elbseitige Abriegelung der Schleusenkammer, eingebaut werden“, sagt Projektleiter Rainer Lilje von der HPA.

Im Oktober wurden die Schleusentore ausgebaut und das Außenhaupt durch eine Spundwand ersetzt. Geplant war, die Tore im Dezember wieder einzubauen. Dann begannen jedoch die unangenehmen Überraschungen: Die Schleusentore waren in Jahrzehnten des Betriebes deutlich mehr in Mitleidenschaft gezogen, als man angenommen hatte.

Zwar war schon geplant gewesen, die Tore zu überholen, wenn man sie schon mal an Land geholt hatte, aber was dann an Reparaturarbeiten auf die Stahlbauer von Hagemann, die am Ziegelwiesenkanal das Binnenhaupttor bearbeiteten und Prien, die das Außenhaupt direkt neben der Schleuse überholten, zukam, sprengte den Zeitrahmen – und erhöht werden mussten die Tore ja auch noch.

Dabei ist Hochwasserschutz gar nicht mal die Hauptaufgabe der Harburger Binnanhafenscheuse, im Gegenteil: Sie bewahrt den Binnenhafen vor Niedrigwasser. „Der Wasserstand im Harburger Hafen liegt etwas über dem mittleren Elbehochwasser und natürlich deutlich über dem Wasserstand bei Niedrigwasser“, sagt Wolfgang Hurtienne. Der Ingenieur ist stellvertretender Geschäftsführer der HPA. Damit Schiffe im Harburger Hafen nicht die Hälfte der Zeit manövrierunfähig aufliegen, gibt es die Schleuse. Im Fall von extremem Hochwasser, zum Beispiel bei Sturmfluten, soll sie den Harburger Hafen allerdings ebenfalls schützen, daher die Erhöhung der Tore, deren Oberkante nun bei 8,60 Meter über NN liegt.

Nachdem die Arbeiten an den Toren abgeschlossen waren, wurde zunächst das Binnentor wieder eingesetzt – und wollte nicht mehr schließen. Es klemmte. Außer dem Tor hatten die Bauherren auch die Führung der Torflügel generalüberholt. Die Flügel laufen unten in der Torkammer auf einer Führungssschiene und werden oben mit gefederten Rollen geführt. Hartgummibeschichtete Dichtleisten am Tor sorgen dafür, dass die Torkammern nicht volllaufen. Auch diese Teile hatten durch die Kräfte, die auf das System wirken, stark gelitten.

„Nun muss man sich das vorstellen, wie mit einer Tür in einer Altbauwohnung, die sich jahrzehntelang zusammen mit ihrem Rahmen verzogen hat. Da kann man dann auch keine neue Tür aus dem Baumarkt mehr einbauen“, erklärt Wolfgang Hurtienne. So kaputt die Rollen auch waren, sie hatten das alte Tor so gehalten, dass es funktionierte. Die neuen mussten nun erst einmal angepasst werden, ebenso wie die Dichtleisten.

„Hätten wir die Schleuse komplett neu gebaut, wäre das wohl nicht passiert, aber dann hätten wir den Binnenhafen viel länger sperren müssen“, sagt Rainer Lilje.

Im Binnenhafen warten derweil Schiffe darauf, auf die Elbe zu können: Fertige Reparaturaufträge der Jöhnk-Werft und ein Floating Home. Auch die HPA ist betroffen: Sie hat eine Reparaturwerft im Binnenhafen. Dort warten ein Löschboot der Hamburger Feuerwehr und ein Deepenschriewer – ein Fahrwasservermessungsschiff – auf die Schleusenöffnung. „Den Deepenschriewer brauchen wir dringend im Betrieb“, sagt Wolfgang Hurtienne.

Am Mittwoch soll das Binnentor geschlossen werden. Dann wird das Stahlfachwerk, das die Spundwand, die das Außentor ersetzt, im Schleuseninneren abstützt, demontiert. So wird Platz für das Außentor geschaffen. Das wird am Freitag per Schwimmkran eingehoben. Dann soll der Probebetrieb der Schleuse beginnen und der Hafen ist wieder mit der Elbe verbunden. Vor Überraschungen ist man bis dahin allerdings immer noch nicht sicher.