Die Freien Träger kämpfen gegen die Sparpläne, weil sie sonst ihre Angebote für alte Menschen abspecken müssten

Harburg. Der Rotstift des Senats macht auch vor den Seniorentreffs im Bezirk Harburg nicht Halt. Derzeit versuchen Vertreter der Arbeiter Wohlfahrt (AWO), der Diakonie und des Deutschen Roten Kreuzes in Gesprächen mit der Bezirksverwaltung die angekündigten Einsparungen abzuwenden. Gelingt dies nicht, werden die Freien Träger im Bezirk ihre Angebote für alte Menschen abspecken müssen. Die finanziellen Zuweisungen für die Seniorenarbeit sind schon jetzt eng bemessen und wurden seit 16 Jahren nicht mehr erhöht, obwohl die Kosten unter anderem für Honorare und Telefon gestiegen und neue Kostenfaktoren wie GEZ dazu gekommen sind.

Die AWO in Harburg bietet beispielsweise zwei regelmäßige Seniorentreffs in Heimfeld und in Neugraben an. Im Angebot sind Senioren-Nachmittage Englischkurse, eine Schachgruppe, ein Singkreis oder gemeinsames Kegeln. Außerdem stehen auch Ausfahrten auf dem Programm. AWO-Kreisvorsitzender Arend Wiese hatte für das Jahr 2014 einen Zuschussbedarf für Heimfeld von etwa 8000 Euro, für Neugraben von rund 9000 Euro beim Bezirksamt beantragt. Vorläufig gewährt wurden ihm in Heimfeld aber nur knapp 7000 Euro, in Neugraben ebenfalls nur knapp 7000 Euro. „Das sind rund 3000 Euro weniger als im Vorjahr. Damit müssen wir uns wirklich sehr genau überlegen, in welchem Umfang wir weiter arbeiten können“, gibt Arend Wiese zu bedenken.

Bis vor einigen Jahren verteilte die zuständige Fachbehörde des Senats das Geld an die Träger, Inzwischen ist diese Aufgabe an die Bezirke weiter gereicht worden. Die vom Bezirk angesetzten Einsparungen in der Seniorenarbeit mit einer Erhöhung der Kostenbeiträge für die Senioren könne kaum der richtige Weg sein, sagt Wiese. „Es sind ja gerade die alten Menschen, die alleinstehend sind, die sich eben keine Apfelschorle im Café leisten können, die zu uns kommen. Genau für diese Menschen sind unsere Angebote. Also rechnen wir jetzt schon ganz spitz, um den Menschen kostengünstige Angebote machen zu können“, so Wiese weiter. Eine Ausfahrt mit dem Bus beispielsweise, so Wiese, die die AWO 40 bis 50 Euro koste, könne er nicht für den Preis den Senioren anbieten. Da könnte kaum einer mitfahren.

„Die Leute haben das Geld einfach nicht. Also muss ich schon jetzt wenigstens für die Busfahrten Sponsoren suchen“, so der SPD-Bezirksabgeordnete. Zudem, so Arend Wiese weiter, habe es seit 16 Jahren keine Zuschusserhöhung mehr gegeben. In dieser Zeit aber seien die Kosten kontinuierlich gestiegen. Wiese ist verärgert. „Wir machen hier die Arbeit der Stadt. Dann ist es auch an der Stadt, dafür zu sorgen, dass wir dieses gewollt niedrigschwellige Angebot für alte Menschen mit niedriger Rente auch aufrecht erhalten können“, sagt er. Nach Wieses Schätzungen besuchen zwischen 11.000 und 12.000 Senioren im Jahr die beiden Seniorentreffs der AWO.

Auch Harburges DRK-Geschäftsführer Harald Krüger hofft, dass es in der Gesprächsrunde gelingt, die Kürzungen vom Tisch zu bekommen. „Ansonsten müssen wir entweder als DRK mehr zuschustern oder eben die Beiträge erhöhen. Und unserer Klientiel in den Seniorentreffs tun zehn Cent mehr für die Tasse Kaffee in der Tat weh“, sagt Krüger. Das DRK betreibt in der Hermann-Maul-Straße und am Stubbenhof in Neuwiedenthal jeweils einen Seniorentreff. Schon jetzt, so Krüger, seien die DRK-Seniorentreffs keinesfalls kostendeckend. Die Kosten für die zwei Treffs des DRK beziffert Krüger mit insgesamt rund 49.000 Euro.

Schon jetzt, so der DRK-Geschäftsführer, bezuschusse das DRK die Treffs mit jeweils 13.000 bis 14.000 Euro. Die geplante Einsparung, wenn sie denn komme, würde für beide Treffs jeweils 1000 Euro weniger in der Kasse bedeuten. „Wenn die Stadt diese Seniorentreffs haben will, dann darf sie sich nicht auf Raten aus deren Finanzierung heraus ziehen“, sagt Krüger. Er rechne damit, dass es in Kürze eine Entscheidung in den Gesprächen geben werde. Es gehe auch um die Planungssicherheit. Für Mittwoch, 19. Februar ist nun das nächste Gespräch zwischen dem zuständigen Sozialdezernenten Holger Stuhlmann und der AG Freie Wohlfahrtsverbände, zu der auch die Diakonie zählt anberaumt. Vom Bezirksamt war bis Redaktionschluss keine Stellungnahme zu bekommen.