Ulrike Kömpe, neue Geschäftsführerin der Helios-Klinik Mariahilf, zieht nach 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz

Harburg. Sie ist angekommen in Harburg. Wer die neue Geschäftsführerin des Helios Mariahilf Krankenhauses in ihrem Büro besucht, trifft auf eine Frau mit offenem Lächeln und einer konstruktiven Grundeinstellung. 100 Tage ist sie nun in ihrer Funktion als Leiterin der Klinik im Amt. Zeit, sie ein wenig näher kennenzulernen und eine erste Bilanz zu ziehen.

Sie macht einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck. „Vom ersten Tag an fühlte ich mich an der richtigen Stelle“, sagt sie. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase hat Ulrike Kömpe für sich Prioritäten gesetzt. Der Wettbewerb der Kliniken im Hamburger Süden sei hart. Deshalb sieht sie im Ausbau der Abteilungen der Klinik ihre wichtigste Aufgabe. Seit Jahresbeginn ist Dr. Gerhard Gänge Chefarzt der Radiologie. Er kooperiert ab sofort mit dem Zentrum für Radiologie und Endoskopie der Uni-Klinik Eppendorf (UKE). Ein erfahrener Radiologe des UKE ist nun unterstützend in die Arbeit der Radiologie in der Mariahilf-Klinik eingebunden.

Die Geburtshilfe ist das Aushängeschild des Krankenhauses Mariahilf. Das angeschlossene Perinatalzentrum, in dem Neu- und Frühgeborene in kritischem Zustand versorgt werden, könnte weiter ausgebaut werden. „Ob und wie wir da vorgehen, darüber sprechen wir“, sagt die Managerin. Auch die Kardiologie ist eine Abteilung, in der das Haus Schwerpunkte setzt. Zum Jahresbeginn wurde das Behandlungsspektrum um die Diagnose und Therapie von Herzrhythmusstörungen durch elektrophysiologische Untersuchungen erweitert. Zum 1. März übernimmt dort Dr. Oliver Zantis den Chefarztposten. Ebenfalls gerade abgeschlossen hat Ulrike Kömpe das Projekt Modernisierung der Zentralen Notaufnahme. Die Räume wurden gründlich renoviert, die technischen Geräte erneuert.

Der Spagat in ihrer Funktion als Geschäftsführerin ist eine Herausforderung für Ulrike Kömpe. Zum einen ist sie die Herrin der Zahlen und muss die Klinik als Betriebswirtschaftlerin leiten. Auf der anderen Seite sind da die Mitarbeiter mit ihren Wünschen und Bedürfnissen. Und da sind die Patienten, die sich gut versorgt fühlen sollen. Kömpe ist wichtig, dass sich jeder im Haus wohl fühlt.

Zwischen sieben und acht Uhr schließt sie die Tür ihres Büros auf. Sie ist viel im Haus unterwegs und spricht mit den Mitarbeitern. Verbesserungsbedarf hat sie schon bei den Dienstplänen ausgemacht. Damit die Schichten besser auf die Bedürfnisse Einzelner abgestimmt werden können, wird er jetzt überarbeitet.

Ulrike Kömpe hat ihr gesamtes Berufsleben im Gesundheitsmanagement verbracht. Schon im Studium der Betriebswirtschaft an der Uni Kiel jobbte die heute 50-Jährige als Werksstudentin an der Uniklinik, machte erste Schritte in den Bereichen Verwaltung und Personalmanagement eines großen Universitätskrankenhauses. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss Anfang der 90er-Jahre bekam sie das Angebot, in der Verwaltung der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung der Uniklinik tätig zu werden.

Eine für sie spannende Herausforderung, durfte sie doch bei der Einführung eines neuen Implantats für gehörlose Menschen mitwirken. Nach den ersten Lorbeeren, die sie dabei erntete, gab es eine berufliche Pause. Sechs Jahre lang gab es nur die Familie: „Ich habe in der Zeit drei Kinder bekommen und ein Haus gebaut“, berichtet die gebürtige Kielerin nicht ohne Stolz.

Nachdem der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus war kam der berufliche Wiedereinstieg. Zurück an der Uniklinik Kiel betreute sie das Profit-Center des Hauses, führte dort ein neues EDV-System ein und war an der wirtschaftlichen Zusammenlegung der Augenklinik, der Neurochirurgie und der Neurologie beteiligt. Nachdem sie sich 20 Jahre lang mit Investitionen, Vertragswesen, Verwaltungsaufgaben und Controlling beschäftigt hatte, verließ Ulrike Kömpe Kiel und die Uniklinik: „Als ich Mitte 40 war, wollte ich einfach mal wissen, was für mich beruflich noch gehen könnte“, erklärt sie ihren Schritt auf unbekanntes Terrain.

So kam sie nach Lübeck an die AHG-Klinik, einem Betreiber von rund 40 Häusern im Bereich Psychosomatik. Auf die Frage nach der Herausforderung dort liegt für Ulrike Kömpe der Vergleich mit dem Krankenhaus Mariahilf auf der Hand: „Eine ähnliche Situation wie jetzt in Harburg.“ Sie kam in einer Phase, als das Haus gerade umfangreich modernisiert und ein neues Zentralgebäude gebaut wurde.

Außerdem wurde im Rahmen der Umstrukturierungen im Gesundheitswesen ein neues Therapiekonzept für Rehakliniken realisiert. Ulrike Kömpe nahm die Herausforderung an, entwickelte dafür Strukturen und sorgte für eine Zertifizierung und Qualitätssicherung. Alles musste schnell gehen. Innerhalb eines halben Jahres mussten die verschiedenen Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Nach zweieinhalb Jahren in Lübeck bewarb sie sich beim Helios-Konzern.

Was sie in Heimfeld vorfand, war einmal mehr ein Haus im Umbruch. Ihr Vorgänger hatte sich stark auf den Neubau an der Stader Straße konzentriert. Vor allem unter den Mitarbeitern gab es viele Unsicherheiten. Sie befürchteten, dass mit dem Neubau und der engeren Verzahnung von Abteilungen ein Stellenabbau einhergehen könnte. „Da haben wir den Fokus möglicherweise zu sehr auf medizinische Abläufe gerichtet und die Mitarbeiter nicht in ausreichendem Maße eingebunden“, sagte Reiner Micholka, Helios-Geschäftsführer der Region Nord-West, dem Abendblatt im vergangenen Jahr.

Seine neue Geschäftsführerin ist sicher, dass es personelle Veränderungen geben, die Mitarbeiterzahl aber nicht sinken wird. Rund 400 Menschen sind zurzeit im Mariahilf Krankenhaus angestellt. Da das Haus nach der Einweihung des Neubaus im kommenden Jahr über 199 Betten – und damit 31 mehr als bisher – verfügen wird, muss sich Ulrike Kömpe sogar auf die Suche nach qualifiziertem Personal begeben. Eine echte Herausforderung, beim Fachkräftemangel im Gesundheitswesen.