Kreis-Umweltbeauftragter warnt vor rasantem Preisanstieg. Grund: Immer mehr Hausbesitzer heizen mit Kaminen

Hollenstedt. 70 Euro sind das Anfangsgebot, in Dreierschritten wird gesteigert. „Wer bietet mehr? 73 Euro, 76 Euro, 79 Euro – zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!“, verkündet Heinz Meier. Der Kauf von 20 Eichenpfählen ist perfekt und wird mit einem Schnaps besiegelt, während Gerd Hauschild dreimal mit dem Beil das Siegel der Interessentengemeinschaft Hollenstedt-Wohlesbostel-Emmen in das Holz schlägt. Hunderte Male geht das so an diesem Sonnabendmorgen. Die Waldbesitzer verkaufen außer den Eichenpfählen, für die sich vor allem Landwirte und Pferdebesitzer interessieren, auch Schnittholz und Brennholz.

Das Geschäft mit dem Naturmaterial boomt – so sehr, dass mit einer Verknappung und damit steigenden Preisen zu rechnen ist. Kürzlich warnte der Kreisumweltbeauftragte Wolfgang Friedrichs im Kreisumweltausschuss vor einem rasanten Preisanstieg. Allerdings gibt es kein einheitliches Bild. Dass die Nachfrage an Brennholz wächst, belegt die Feuerstättenzählung, die die Schornsteinfegerinnung Niedersachsen und das 3N-Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe jährlich in Auftrag geben. So stieg die Zahl der Pellet-Feuerungen 2012 gegenüber dem Vorjahr um 16,9 Prozent auf 17.301 Anlagen, die der Holzhackschnitzel-Feuerungen um 14,9 Prozent auf 3298 Anlagen und die der Scheitholz-Feuerungen um 2,6 Prozent auf 1,284 Millionen Anlagen. Der Holzverbrauch dieser Anlagen stieg 2012 um 5,7 Prozent auf drei Millionen Festmeter.

„Vor allem Energieholz strebt der Top-Preismarke entgegen“, sagt Friedrichs. Eine drastische Verknappung bis 2020 sei zu erwarten. „Schon heute muss Deutschland Holz in derselben Menge, wie sie hierzulande produziert wird, importieren.“ Auch die Möbelindustrie leide darunter. Wenn bis zu 80 Prozent der Holzernte zu Brennholz würde, sei dies eine „Übernutzung“ und nicht nachhaltig.

So sieht es auch Deutsche Forstwirtschaft: Holz sei zu wertvoll, um es rein als Brennstoff zu verwenden. Als Heizmaterial sollte es daher nur unter Einsatz neuester Technik in optimal gedämmten Häusern dienen. Zur Verknappung trage laut Friedrichs auch bei, dass durch Stillegung zu Naturschutzzwecken der Forstwirtschaft jährlich fünf Prozent der Waldfläche weniger zur Verfügung stehe. Auch das Konzept „maschinengerechter Waldbau“ müsse überdacht werden. „Rückepferde werden zwar gern öffentlich vorgeführt, aber meistens kommen doch Maschinen zum Einsatz“, so Friedrichs.

„Die Menge an Holz ist begrenzt, es darf nur so viel entnommen werden, wie nachwächst“, sagt Reiner Baumgart, Sprecher der Niedersächsischen Landsforsten. „Der zu verteilende Kuchen ist damit begrenzt. Vor allem in waldarmen Gegenden wird Holz ein knappes Gut werden“, prognostiziert er. Auch Norbert Leben, Präsident des Niedersächsischen Waldbesitzerverbands, hält es für richtig, das Holz den Kunden vor Ort anzubieten und im Sinne der CO2-Bilanz nicht über weite Strecken zu transportieren. Einen deutlichen Preisanstieg erkennt er indes nicht. „Im Straßenverkauf kostet der Raummeter Birkenholz um 30 und Buchenholz um 35 Euro je Raummeter.“

Auch im Interessentenforst Hollenstedt sind die Preise in diesem Jahr rund 20 Prozent unter Vorjahr geblieben. Jörg Meier, Sohn des Auktionators Heinz Meier, berichtet von geringerer Brennholznachfrage aufgrund des milden Winters. Auch schauten die Kunden mehr auf den Preis. Buchenholz biete zwar den besten Heizwert, koste daher aber auch am meisten. „Es wird nicht mehr jeder Preis bezahlt und dafür schlechtere Qualität in Kauf genommen. Dafür haben wir mehr Käufer für Schnittholz, das wir dank eines mobilen Sägewerks anbieten können“, sagt Meier. Das Startgebot für zehn Nadelholzplanken lag um 20 Euro.

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat erinnert in der aktuellen Kampagne „300 Jahre Nachhaltigkeit“ an den sächsischen Amtmann Hans Carl von Carlowitz, der vor 300 Jahren starb. Er verfasste das erste Werk über die Forstwirtschaft und gilt als Erfinder des Begriffes. Carlowitz forderte Landesväter und Bürger zum maßvollen Umgang mit Holz auf: „So fressen auch weiter die Camine eine große Menge Holtzes hin, dadoch die Hitze bald zum Schornstein hinausgehen, hingegen aber durch die wohlverwahrte Oefen ein ziemliches an Holtze erspahret werden kan.“