Der freiwillige Service an der Grund- und Oberschule am Glockenberg ruht seit Jahresanfang

Hollenstedt. Dreieinhalb Jahre standen Anja Hellmann und Caroline Baumann bei Wind und Wetter am Glockenberg, um die Schüler der Hollenstedter Grund- und Oberschule sicher über die Straße zu lotsen. Sie setzten sich in dieser Zeit auch konsequent für die Verbesserung der verkehrlichen Situation vor Ort ein. Doch damit ist nun Schluss. Seit Jahresbeginn gibt es an der Buskehre keinen Elternlotsen-Dienst mehr. Die Hollenstedterinnen fühlen sich von Schulleitung, Gemeinde und Elternschülerrat im Stich gelassen.

„Wir kämpfen gegen Windmühlen, und das schon seit Jahren. Und es sieht nicht so aus, als würde sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern“, schimpft Anja Hellmann. Die Schwimmtrainerin bezeichnet die Situation an der Glockenbergschule als Zumutung. Von Verkehrssicherheit könne an der Buskehre nicht die Rede sein, sagt sie.

Es fehle eigentlich an allem: „Es gibt kein Licht am Elternshuttle-Platz, Kinder und Erwachsene werden von den Auto- und Busfahrern schlichtweg übersehen. Der Übergang ist auch nur schwach beleuchtet und fällt in der Weihnachtszeit immer wieder aus“, erzählt Anja Hellmann. „Da hat es schon mehrere brenzlige Situationen gegeben.“ Erst kürzlich habe sie in letzter Sekunde ein Kind von der Straße geholt, das beinahe von einem Schulbus erfasst worden wäre. „Einen sich bewegenden Erwachsenen sieht man bei den Lichtverhältnissen etwas besser als kleine Kinder. Gott sei Dank ist nichts passiert.“

Ein weiteres Problem: Den alten Zebrastreifen ersetzte die Gemeinde im vergangenen Sommer durch einen gepflasterten Bodenschweller. Der reicht aber nur bis knapp über die Mitte der Fahrbahn. Autofahrer führen einfach rechts dran vorbei, ohne die Geschwindigkeit wesentlich zu verringern. „Und Kinder, die nach Schulschluss die Straße überqueren wollen, laufen quasi mit einem Schwung den Hang hinunter direkt auf die Straße“, kritisiert Hellmann.

Bis Ende Dezember wiesen die Mütter und acht weitere Mitstreiter die Verkehrsteilnehmer immer wieder auf ihre Rechte und Pflichten hin. Das ist nun Vergangenheit. Die Elternlotsen haben das Handtuch geschmissen. „Wir hatten in den vergangenen Jahren einfach zu wenig Rückendeckung“, sagt Hellmann. Immer wieder hätten sie den Versuch unternommen, neue Elternlotsen anzuwerben. „Die Rückmeldungen waren gleich null“, sagt Caroline Baumann. „Viele haben uns gesagt, sie seien berufstätig und könnten sich nicht morgens vor die Schule stellen. Wir arbeiten aber doch auch beide und haben es trotzdem hinbekommen“, fügt Anja Hellmann hinzu.

Mittlerweile ist die Kritik der Mütter auch in der Gemeindeverwaltung angekommen. In Absprache mit den Schulleitungen und den Schülerelternräten soll nun in den Osterferien der Schweller bautechnisch verändert werden. Gleichzeitig wird ein Kabel für eine zusätzliche Beleuchtung verlegt werden. Zwei der drei Lampenköpfe in der Buskehre sind mittlerweile mit modernen LEDs ausgestattet. Zudem soll es auf der Hangseite in den neuen Ausbuchtungen einen Unterstand geben. „Wir haben in den vergangenen vier Jahren rund 150.000 Euro in die Schulwegsicherheit investiert. 60.000 Euro allein für die Buskehre an der Glockenbergschule. Es hat sich also schon einiges verbessert“, sagt Bürgermeister Jürgen Böhme.

Einen Zebrastreifen auf dem Schweller – wie von Schülerelternrat (SER) und Elternlotsen gefordert – werde es allerdings nicht geben. Der Landkreis habe diese Bitte abgelehnt, weil die Buskehre als Tempo-30-Zone ausgezeichnet ist, sagt Böhme. Die Polizei hält die Installation eines Zebrastreifens ebenfalls für wenig sinnvoll. „Die Beamten sind der Meinung, dass ein Zebrastreifen Sicherheit suggeriere, wo keine ist“, so der Bürgermeister. Die Schulelternrat-Vertreter wollen nun ein Schreiben aufsetzen und mit Unterstützung der Gemeinde einen letzten Versuch starten, den Zebrastreifen doch noch genehmigt zu bekommen. „Die Chancen für eine Umsetzung sind eher als begrenzt anzusehen“, schrieb Vorsitzender Jürgen Stage in einer Mail.

Für Caroline Baumann ist die jetzige Situation immer noch unverantwortlich. „Mir ist nicht klar, wie die Überarbeitung der Schweller aussehen soll. Denn argumentiert wurde, dass danach die Busse nicht mehr aufsetzten. Heißt das im Umkehrschluss, dass die Erhöhung niedriger wird und damit die Busse und Autos noch schneller über den Überweg fahren können? Wenn ein Bus aufgesetzt hat, war entweder ein alter Bus im Einsatz oder ein voll besetzter, der deutlich zu schnell war“, sagt die Hollenstedterin.

Die Sicherheit der Kinder sollte an erster Stelle stehen. Deshalb müsse geprüft werden, ob das Geld der Gemeinde nicht besser für eine anständige Beleuchtung auf dem gesamten Schulgelände ausgegeben sei „als für Überstände, die wenig genutzt werden - und darüber hinaus einen weiteren Risikofaktor mit sich bringen“.