Café-Betreiber und Galerist „Toro“ will 50.000 Euro vom Bezirk. CDU fürchtet eine „Subvention durch die Hintertür“

Harburg . In der Harburger Bezirksversammlung bahnt sich ein Streit über die weitere künstlerische Gestaltung des Gloria-Tunnels an. Grund sind zwei Anträge des Künstlers Toro, der das Café im Tunnel betreibt. Er beantragt insgesamt fast 50.000 Euro aus den Sondermitteln des Bezirks. 20.000 Euro will er unter anderem für regelmäßige Ausstellungen und Konzerte aus den Sondermitteln finanzieren. Und für weitere 28.300 Euro will Toro an der Südseite des Tunnel-Eingangs zur Lüneburger Straße hin ein Relief aus Natursteinplatten fertigen und anbringen. Einen Namen für das Relief hat der Künstler bereits. Es soll „Marsch der Egoisten“ heißen.

Beides, so schreibt Toro an die Bezirksverwaltung, diene der „weiteren sichtbaren Aufwertung“ des Tunnels. Der Harburger Künstler will mit Konzerten und Kunstaktionen verteilt über das Jahr im Tunnel unter anderem zum Imagegewinn Harburgs und zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens durch belebte Tunnelnutzung beitragen, wie er mitteilt. Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann befürwortet die Anträge des Künstlers und bekundet dies in einer positiven Stellungnahme vor der Bezirksverwaltung. Im Haushaltsausschuss wurden beide Anträge gegen die Stimmen der CDU und der Grünen positiv beschieden. FDP und Linke haben sich der Stimme enthalten. „Ich möchte ganz klar feststellen, dass meine Fraktion weder etwas gegen die Arbeit von Toro, noch gegen die weitere künstlerische Aufwertung des Tunnels einzuwenden hat. Dieser Vorgang aber hat bei uns den Eindruck hinterlassen, dass hier durch die Hintertür Toros Café aus Sondermitteln subventioniert werden soll“, sagt CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Seine Fraktion und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben im Hauptausschuss jetzt die beiden Anträge als „strittig“ angemeldet. Damit werden sie in der kommenden Bezirksversammlung diskutiert

In der Bezirksversammlung sei es, so die Grünen, bisher Usus gewesen, für Zahlungen aus dem Sondermittel-Topf einen breiten Konsens aller Fraktionen herzustellen. Fischer bemängelt zum einen, dass es üblich sei, sich beispielsweise von verschiedenen Künstlern Vorschläge machen zu lassen, wenn eine Tunnelwand künstlerisch bespielt werden soll und dann in den Fraktionen zu entscheiden, welcher Vorschlag umgesetzt wird. „Hier aber sollen wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, so Fischer. Das Relief soll etwa in der Höhe von 1,80 Meter auf einer Gesamtfläche von rund 100 Quadratmetern die Fassade an der Rampe bekleiden. Laut Toros Antrag soll es nicht zuletzt als Schutz vor „wilden Graffiti“ wirken. „28.300 Euro für Graffiti-Schutz ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen“, so Fischer. Unter dem Punkt „Projektkosten“ summiert der Harburger Künstler 12.800 Euro für die Naturstein/Granitplatten, aus denen er das Relief arbeiten will, 9000 Euro für den Transport und die Befestigung an der Fassade und 6500 Euro für das eigene Honorar. „Es ist klar, dass Kunst Geld kostet. Aber jeder Turnverein, der ein neues Gerät für ein paar hundert Euro für seine Jugendabteilung anschaffen will und Sondermittel beantragt, muss uns erst mal ein paar Angebote vorlegen. Dann wird in der Regel das günstigste genommen“, so Fischer.

Und aus Sicht der Grünen hakt es bei den beiden Toro-Anträgen noch aus einem anderen Grund. „Es liegt uns ein schlüssiges Konzept dafür vor, wofür die 20.000 Euro über das Jahr ausgegeben werden sollen. Aus den Anträgen wird nicht klar, welche Künstler engagiert werden oder wie hoch ihre Gage sein wird. Toro soll einfach das Geld bekommen und Punkt“, kritisiert Heinke Ehlers, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen in der Bezirksversammlung. So pauschal, wie die Bezirksversammlung diesem Antrag zustimmen würde, so wenig Einfluss hätte sie am Ende darüber, was tatsächlich im Tunnel an Aktionen und Konzerten laufen würde, befürchtet Ehlers. Konzeptionslosigkeit sehe sie auch bei dem Relief-Antrag, sagt die Politikerin. Auch aus Sicht der Grünen müsste es für ein solches Projekt zuerst mal eine Ausschreibung geben. Diskutiert werden nun beide Anträge in der Bezirksversammlung am 25. Februar. Die öffentliche Sitzung im Harburger Rathaus beginnt um 17.30 Uhr.