Anlagen um Aquadies und Barfußpark werden erweitert. Naturschützer kritisieren Eingriff in geschützte Landschaft

Egestorf . Der Barfußpark und das Naturbad „Aquadies“ sind zwei echte Attraktionen des Heideörtchens Egestorf. Sie stehen stellvertretend dafür, dass Heidetourismus mehr ist als Wandern durch lila Blütenteppiche. Die Gemeinde Egestorf möchte darauf aufbauen und die Einrichtungen aufwerten – auch mit weiteren Gebäuden. Das bereitet den lokalen Naturschutzverbänden Sorgen, denn für die Erweiterungen sind auch Eingriffe ins Landschaftsschutzgebiet nötig.

Der Gemeinderat hat jetzt das Verfahren der „Frühzeitigen Beteiligung“ angeschoben, sodass Behörden, Träger öffentlicher Belange und auch Privatpersonen zu dem Vorhaben Stellung nehmen können. „Der Landkreis hat uns aufgefordert, einen Bebauungsplan aufzustellen“, sagt Bürgermeister Marko Schreiber (CDU). Grund: Es fehlte bisher ein gesamtplanerisches und touristisches Konzept.

Bisher teilen sich Barfußpark und Aquadies den Eingangs- und Kassenbereich. An schönen Sommertagen ist der Besucheransturm damit kaum zu bewältigen. „Wenn dort 4000 Gäste kommen, stellt die Barfußpark-Leitung einfach einen Tisch als zusätzliche Kasse auf“, sagt Schreiber. Deswegen sollen hier zwei neue Kassenplätze entstehen, darüber hinaus ein Punkt, an dem Touristen Informationen erhalten – entweder in einem Info-Häuschen oder an einem „Infotainment-Center“, also einer elektronischen Information. Auch ein kleiner Souvenirladen ist angedacht.

Geplant ist ferner, das Jugendcamp oberhalb des Badeteichs zu erweitern. Dort stehen derzeit sechs kleine Holzhütten, von denen drei schon jetzt die Grenze des Landschaftsschutzgebiets übertreten. Dort sollen maximal sechs weitere Hütten als „archäologischer Hüttenpark“ entstehen. Gemeint sind Hütten aus Naturmaterialien und einfachster Ausstattung, die verschiedene frühgeschichtliche Epochen repräsentieren. Auch ein Gebäude für Sanitäranlagen soll entstehen, insgesamt jedoch nicht mehr als 15 Häuschen (inklusive der vorhandenen). Der natürliche Waldcharakter soll erhalten bleiben. Den Hüttenpark sollen Schüler und, wie es in dem Entwurf heißt, „bildungsorientierte Gruppen“ nutzen. Es soll dort maximal 80 Schlafplätze geben. Der B-Plan sieht auch die Möglichkeit vor, einen Gemeinschaftsraum „als Aufenthaltsraum und für pädagogisch-didaktische Zwecke“ zu bauen.

Auch der benachbarte Schützenverein soll in den B-Plan einbezogen werden, damit auch die Schützen eine rechtliche Grundlage für mögliche Erweiterung oder Umbauten ihres Schießstandes haben.

Eine größere Entwicklung in diesem Gebiet sei ohnehin nicht mehr möglich, sagt Bürgermeister Schreiber, und betont, dass die Gemeinde umweltverträglichen Tourismus wolle. Der Landkreis prüft derzeit den Antrag sowie eine mögliche Herausnahme der betreffenden Bereiche aus dem Landschaftsschutzgebiet. Die Entscheidung soll etwa in zwei Wochen vorliegen. Wie Landkreissprecher Johannes Freudewald auf Anfrage mitteilt, ist eine Ausnahme möglich, da dem Bereich als Bildungsstätte ein übergeordnetes Interesse gelte.

Mehr Sorgen bereiten den Naturschutzverbänden, die am Donnerstag zu einem Info-Gespräch mit der Gemeinde geladen sind, die Überlegungen, in der Nachbarschaft zu dem Dorfpark-Areal ein Feriendorf zu erreichten. Damit verbunden wäre ebenfalls ein Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet. Im Gespräch sind etwa 150 Ferienhäuser. Entschieden ist noch nichts, die Gemeinde ist noch in Verhandlungen mit einem potenziellen Investor. Den Eingriff ins Schutzgebiet könnte die Gemeinde laut Schreiber aber kompensieren: „Wir könnten 40 Hektar neu ins Landschaftsschutzgebiet aufnehmen.“ Gerüchte, sein Amtsvorgänger Walter Kruse könnte persönliches Interesse an dem Projekt haben, weil er Eigentümer der Fläche sei, weist Schreiber zurück. „Herr Kruse ist nicht Besitzer dieser Fläche, sondern es sind vier andere Eigentümer.“