In Rekordzeit werden in Jesteburg die neue Oberschule mit Jugendhaus, Mensa und Sporthalle gebaut

Jesteburg. Olympiareife Leistungen bringen zurzeit nicht nur die Athleten bei den olympischen Winterspielen in Sotschi, sondern auch die rund 60 Handwerker, die auf der größten Baustelle des Landkreises in Jesteburg arbeiten. Dort wächst mit Riesenschritten die neue Oberschule in den Himmel empor. Nach nur drei Monaten Bauzeit konnten gestern Schüler, Lehrer, Eltern und zahlreiche Gäste vor dem Rohbau am Jesteburger Moorweg Richtfest feiern. Rund 200 Anwesende lauschten den Reden den Honoratioren und applaudierten nach den musikalischen Einlagen, die die Fünftklässler und die Schülerband zu Gehör brachten.

„Es geht um unsere Zukunft, um Schule und Bildung, die das Leben auch für künftige Generationen lehrreich und lebenswert macht. Ich danke Ihnen für Ihr großes Engagement auf dieser großen Baustelle Bildung“, sagte Landrat Joachim Bordt in seiner Rede. Mit einem strahlenden Lächeln trat Schuldirektorin Iris Strunk ans Rednerpult. Dazu hat sie guten Grund, denn die Bauarbeiten liegen voll im Zeitplan. Mithilfe des Bauunternehmens Goldbeck Ost hebt sich die Oberschule Jesteburg wohltuend ab von so vielen anderen öffentlichen Bauvorhaben: „Wir werden in dem vorgegebenen Termin- und auch Kostenrahmen bleiben“, betonte Klaus Hänsel als Vertreter des Bauunternehmens. So wie es aussieht, kann der Neubau im Sommer eingeweiht werden, nach den Ferien werden die Schüler ab August hier unterrichtet.

Die neue Oberschule in Jesteburg ist das teuerste Projekt, das zurzeit im Landkreis Harburg entsteht. Der Bau wurde vom Architekturbüro Dohle & Lohse aus Braunschweig geplant, insgesamt kostet er rund zehn Millionen Euro. Auf dem Grundstück zwischen Freibad, Kindergarten und Grundschule am Sandbarg entsteht ein 3000 Quadratmeter großes Hauptgebäude, das neue Nebengebäude, das Jahrgangshaus, ist 1200 Quadratmeter groß. Die Fassaden des zweistöckigen Baus werden rot geklinkert, große Fenster werden für lichtdurchflutete Räume sorgen. 18 Klassenzimmer entstehen, hinzu kommen eine Aula, Computerräume sowie Werk-, Kunst- und Naturwissenschaftsbereiche.

Die neue Schule bekommt außerdem eine eigene Mensa, an deren Bau sich Gemeinde und Samtgemeinde beteiligen und die auch von den Schülern der benachbarten Grundschule genutzt werden soll. Sehnlich von den Schülern erwartet wird auch die neue Sporthalle, die auf dem Gelände gebaut wird und die nicht nur für Sportevents, sondern auch für andere Veranstaltungen genutzt werden kann. Komplettiert wird die Anlage von einer neue Buskehre.

Für die Schüler der Oberschule Jesteburg wird die Zeit der Provisorien bald Geschichte sein. Noch büffeln sie in sehr beengten Verhältnissen: Weil die Räume aus allen Nähten platzten, mussten mehrere Klasse in Container umziehen - nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein adäquates Lernen.

Bereits beim Start der neuen Oberschule mit gymnasialem Zweig im vergangenen September war schnell klar, dass es sich um keine gewöhnliche Schulneugründung handelte. Die Jesteburger hatten lange und intensiv um eine weiterführende Einrichtung in ihrem Ort gekämpft. Vor knapp acht Jahren hatte eine Elterninitiative, ins Leben gerufen von Natalie Bögel, Steffen Burmester und Karl-Heinz Glaeser, sich für eine weiterführende Schule in Jesteburg stark gemacht. Auslöser waren die Abschaffung der Orientierungsstufe in Niedersachsen und die Aufgabe der Außenstelle der Realschule Hittfeld in Jesteburg. Nach zähem Ringen gründete sich die Oberschule 2012 und zog im Oktober des Jahres zunächst in die ehemaligen Schulräume am Sandbarg. Der Betrieb lief gut an, mehr als doppelt so vielen Kindern wie kalkuliert, nämlich 170 statt der erwarteten 75 Schüler, wurden im ersten Jahr angemeldet.

Der große Andrang setzte sich fort, die neuen fünften Klassen starteten vierzügig ins Schuljahr. Weil dafür der Platz am Sandbarg nicht mehr reichte, musste sogar ein Provisorium für das Provisorium her: Auf dem Schulhof wurden drei Container aufgestellt, in die zwei sechste Klassen und eine fünfte Klasse zogen.

Die Jesteburger Oberschule arbeitet zukunftsweisend beim Thema Bildung. Seit über einem Jahr wird im Unterricht die Inklusion umgesetzt: Bis zur achten Klasse bleiben die Kinder in ihrem Klassenverband, erst dann entscheidet sich, in welcher Schulform das Kind seinen Abschluss machen wird. Jeder Schüler wird nach seinem Leistungsniveau gefördert. Dazu wurden „Forscher-“ und „Entdeckergruppen“ eingerichtet, in denen Schüler auf gleichem Lernniveau Themen und Lösungen entwickeln.

Außerdem kooperieren die Jesteburger mit der Leuphana Universität in Lüneburg. Bei der „Campusschule online“ tauschen sich per Videokonferenz Schüler und Studenten, Lehrer und Dozenten über Schule und Forschung aus.