Lehrer und Schüler der Staatlichen Handelsschule H10 setzen sich für Nachhaltigkeit im Schulbetrieb ein

Eißendorf. „Manchmal muss man ganz schön dicke Bretter bohren“, sagt Michael Schulz. Als der Lehrer in den 90er-Jahren anfing, sich an der Handelsschule 10 für nachhaltigen Umgang mit der Umwelt einzusetzen, hatte er es schwer. Die meisten Kollegen waren wirtschaftsorientiert, fixiert auf das Vermitteln von arithmetischen und merkantilen Fähigkeiten. Umweltschutz war für sie entweder sinnlose Romantik, oder aber etwas, dem man sich widmen konnte, wenn alles andere erledigt war.

Die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur ist Schulz an der Schule RUK-(Ressourcen-, Umwelt-, Klimaschutz)Beauftragter, sondern er hat zusammen mit Schülern der H10 eine ganze Arbeitsgruppe aufgebaut, die an der „Staatlichen Handelsschule mit angeschlossenem Wirtschaftsgymnasium“, so der volle Name der H10, unter dem Motto „Ein RUcK geht durch die H10“ einiges umgekrempelt hat, sowohl technisch, als auch in den Köpfen von Lehrern und Schülern. Dafür wurde die H10 mit dem Harburger Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, als eines von drei Projekten auf dem ersten Platz.

Der erste große Wurf der RUcK-Gruppe war die Installation einer Photovoltaik-Anlage an der Schule. Auf dem Dach des Musikpavillons. „Den Standort haben wir mit Bedacht ausgewählt, um optimale Lichtausbeute zu haben, auch wenn die Neubauten, die gerade entstehen, hochgezogen sind“, sagt Schulz.

An den Planungen waren Schüler ebenso beteiligt, wie am Aufbau der Anlage. In der Pausenhalle zeigt ein elktronischer Zähler nicht nur die aktuelle Leistung der Anlage an, sondern auch, wieviel Strom sie bereits produziert hat und wieviel CO2 damit eingespart wurde. Zwar kann die Anlage mit immerhin 5.3 kW nicht den kompletten Strombedarf einer Schule decken, aber die Einsparungen sind signifikant: Gegenüber 2012 wurden im Jahr 2013 durch die Photovoltaik-Anlage und bewussten Umgang mit Energie an der H10 60.000 Tonnen CO2 weniger an die Umwelt abgegeben und Energiekosten in Höhe von 16.000 Euro eingespart werden. Im Rahmen des städtischen 50/50-Programmes verbleibt die Hälfte davon im Etat der Schule. Das überzeugt auch die wirtschaftsorientiertesten Schüler und Lehrer an der H10.

Ein gutes Dutzend der 750 H10-Schüler engagiert sich in der preisgekrönten Arbeitsgruppe. Sie haben dafür diverse Gründe: „Man hat ja nichts vom Geld, wenn die Umwelt nicht mehr lebenswert ist“, sagt Schülerin Luna. „Und andererseits ist Umweltschutz mittlerweile ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, ergänzt ihr Mitschüler Mustafa.

Die Schüler verbreiten diese Botschaft kreativ, mutimedial und interdisziplinär. Bei den Präsentationen der Klimaschutzprojekte helfen die Kunstkurse, die Produktion des Klimaschutz-Songs beschäftigte Schüler im Musik- und Deutschunterricht. Bei der Aufführung auf der Schulfestbühne wird der Song auch auf Video festgehalten und ist so immer wieder abrufbar. Auf einer großen Stellwand in der Pausenhalle informiert die RUcK-Gruppe über ihre Arbeit. Daneben befindet sich der Schülerkiosk, in dem sich die Schüler mit Snacks und Getränken versorgen können. Auch hier sind RUcK-Schüler beteiligt, zum Beispiel Emma: „Wir versuchen, im Kiosk Produkte anzubieten, die regional, saisonal und biologisch sind“, sagt sie. Das klappt auch ganz gut, außer bei den Brötchen. Dort ist der Preisunterschied zu den konventionellen Brötchen aus dem nahen Supermarkt zu groß, als dass man konkurrieren könnte.

Die Schüler zur Mitarbeit n der AG zu bewegen, ist eine Aufgabe, der sich Schulz ständig neu stellen muss: „Die Schüler bleiben meistens nur zwei Jahre hier an der Schule. Im Ausnahmefall bis zu fünf, wenn sie an die Handelsschule das Wirtschaftsabitur anschließen, aber das sind wenige.“

Im letzten Jahr installierte die RUcK-Gruppe eine Wetterstation an der Schule. Ihre Daten gehen in ein großes Netzwerk ein und helfen, Wetter genauer zu berechnen. „In Zukunft sollen die Wetterdaten hier direkt helfen, die Heizungsanlage bedarfsgerecht zu steuern, indem wir das Wetter für das Göhlbachtal genauer prognistizieren“, sagt Michael Schulz. Da in einem großen System, wie einer weitläufigen Schule Nachregulierungen an der Heizung nur träge umgesetzt werden, kann man mit präziseren Prognosen Fehlverbrauch vermeiden. Der nächst RUcK für die Handelsschule steht also an.