SPD will eine Finanzierungszusage für die Fachkräfte an den Neu Wulmstorfer Grundschulen

Neu Wulmstorf. Sie unterstützen lernschwache Kinder, helfen bei Konflikten und vermitteln zwischen Schule, Eltern und Behörden. Die Sozialarbeiter leisten allerorts eine wertvolle Arbeit und entlasten zudem die Lehrkräfte bei ihrer täglichen Arbeit. Doch die Finanzierung der Stellen steht auf wackeligen Beinen. Von Seiten der Bundesregierung fließt seit Ende 2013 kein Geld mehr. Die Sozialdemokraten in Neu Wulmstorf haben deshalb bei der Gemeindeverwaltung einen Antrag auf Finanzierungszusage für das Haushaltsjahr 2015 gestellt. Der Landkreis Harburg hatte seinerseits bereits zugesichert, die Kosten bis Ende 2014 zu übernehmen.

„Mit diesem Gewinn an Zeit, um den Mitarbeitern und der Schulsozialarbeit insgesamt die notwendige Ruhe zu verschaffen, ist das strukturelle Problem der Finanzierung nicht gelöst. Schulen brauchen Planungssicherheit“, sagt SPD-Schulausschussmitglied Sven Gottschewsky.

Zwar sei es nicht Aufgabe der Gemeinde, diese Leistungen zu übernehmen. Die Sozialdemokraten sehen Land und Bund in der Pflicht, die bereits angeschobene Finanzierung auch für die Zukunft sicherzustellen. „Wir haben aber eine soziale Verantwortung als Politik vor Ort. Die Kinder haben nichts davon, wenn sich Politik über Zuständigkeiten streitet“, betont auch Fraktionschef Tobias Handtke.

Sollte die SPD mit ihrem Vorstoß Erfolg haben, wäre die pädagogische Arbeit an den Grundschulen immerhin bis Ende 2015 finanziell abgesichert. Im konkreten Fall würde das die Gemeinde etwa 90.000 Euro kosten. „Das wird zwar ein zusätzlicher finanzieller Kraftakt“, so Handtke, „aber die Kinder sollten uns das doch wert sein.“

Mit dem SPD-Antrag ist auch die Forderung verknüpft, dass das Geld nur dann eingesetzt wird, wenn sich andere Finanzierungsmöglichkeiten bis dato nicht ergeben haben. „Im Grundsatz darf unser Engagement nicht Schule machen“, sagte Handtke. Es sei nicht förderlich, wenn der schulische Erfolg nicht nur vom Schulsystem in den jeweiligen Bundesländern abhängig ist, sondern sich zukünftig auch noch nach der Finanzkraft der Gemeinden entscheide.

In der Gemeinde Neu Wulmstorf gibt es derzeit an allen drei Grundschulen jeweils eine halbe Planstelle. „Das ist uns wirklich eine große Hilfe“, betont Astrid Kracht, Leiterin der Grundschule am Moor. Sie beschäftigt seit August 2013 mit Nicolas Karg einen qualifizierten Sozialarbeiter an ihrer Schule. Der Pädagoge war nach seinem Studium überwiegend in der Jugendhilfe und in der Suchtberatung tätig. Jetzt möchte er an der Grundschule am Moor das Selbstbewusstsein der Jungen und Mädchen stärken, Akzeptanz fördern und Projekte wie das Streitschlichterprogramm in der dritten Klasse oder die „Traumpause“ initiieren.

Außerdem steht er allen Schülern auch während der unterrichtsfreien Zeit – beispielsweise als Aufsicht auf dem Pausenhof – als Ansprechpartner zur Verfügung. Seine fachlichen Schwerpunkte hat er in Absprache mit der Schulleitung selbst erarbeitet und festgelegt. „Schulsozialarbeit funktioniert grundsätzlich bedarfsorientiert. Alles andere macht keinen Sinn“, betont der 29-Jährige.

Astrid Kracht wertet seine Unterstützung als große Bereicherung für den Schulalltag. „So jemand wie Herr Karg ist für uns beinahe lebensnotwendig“, sagt sie. Denn Gesellschaft und Schule hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Gewachsene Familienstrukturen seien aufgebrochen. Es gebe immer mehr Alleinerziehende. In vielen Partnerschaften seien Mütter und Väter berufstätig. Die Bildung der eigenen Kinder werde so zwangsläufig auf Dritte übertragen. Auch einen Großteil der Erziehungsarbeit, die normalerweise in den Familien geleistet werden sollte, müssten heutzutage die Schulen übernehmen.

Den Lehrern fielen heute auch immer stärker mangelhaft entwickelte Kompetenzen der Kinder im sozial-emotionalen, sprachlichen und motorischen Bereich auf. „Die drei Ps sind Dauerbrenner“, sagt Kracht – und meint: pöbeln, petzen, pinkeln. Themen, die viel Zeit für Gespräche binden, wo eigentlich Unterricht angesagt wäre. „Da kommt dann unser Sozialarbeiter ins Spiel“, so die Schulleiterin.

Auch Nicolas Karg ist von der Notwendigkeit seiner Arbeit überzeugt. „Wenn man etwas verändern will, muss man so früh wie möglich ansetzen. Das würde ich gern auch in Zukunft tun“, sagt er. Dass immer noch nicht klar ist, wie lange Geld für den Einsatz von Sozialarbeitern überhaupt noch zur Verfügung steht, sei allerdings zermürbend: „Für uns als Arbeitnehmer ist die aktuelle Situation mehr als unbefriedigend. Man fühlt sich nicht wertgeschätzt“, sagt der Pädagoge. Viele seiner Kollegen würden sich insgeheim nach anderen, verlässlicheren Stellen umschauen. Kargs aktueller Arbeitsvertrag läuft zum 31. Juli aus. „Ich habe zwar eine inoffizielle Zusage, dass es einen Anschlussvertrag bis Ende 2014 geben soll. In der Hand habe ich aber noch nichts.“