Die Süderelbe AG lässt in Supermärkten in Harburg und im Umland lokale und überregionale Produkte testen

Harburg. Wie kommt ein Müsliriegel mit Cranberry-Geschmack beim Kunden an? Greift er eher zu, wenn die Packung für die Kuchenbackmischung blau ist? Wie viel darf ein exklusives Gewürzsalz mit Lokalkolorit kosten? Das entscheiden die Verbraucher, indem sie zugreifen oder das Produkt links liegen lassen. Nicht immer treffen die Hersteller sofort den Geschmack des Kunden – und das kann richtig Geld kosten, wenn die Produktentwicklung schon weit fortgeschritten ist. Große Lebensmittelkonzerne haben ein ausreichendes Budget für Marktforschung – für kleine und mittelständische Unternehmen sind Kundenbefragungen und Produkttests teuer und zeitaufwendig.

Das Projekt „Storecheck“ der Initiative Foodactive, ein Zweig der Wirtschaftsförderung Süderelbe AG, schließt diese Lücke: Foodactive übernimmt als Dienstleister die Marktforschung bei der Einführung neuer Produkte von Lebensmittelherstellern im Hamburger Süden. „Das Ziel von Foodactive ist, mittelständische Lebensmittelunternehmen wettbewerbsfähiger zu machen“, erläutert Projektleiterin Dr. Annika Schröder. Außer dem Bereich Marktforschung gehören auch Prozessoptimierung und Einkaufskooperationen zum Leistungsangebot von Foodactive.

„Storecheck“ bedeutet im Fachjargon, dass ein Hersteller verdeckt überprüft, wie seine Ware im Laden platziert ist, wie viel sie im Verhältnis zum Konkurrenzprodukt kostet und ob sie sich besser oder schlechter verkauft als die des Wettbewerbers. Genau hier setzt auch Foodactive an: Es wird beobachtet und ausgewertet, wie häufig ein Produkt verkauft wird, ob Kunden es auch wiederholt kaufen und wie sich dagegen die Konkurrenz ausnimmt. „Ein Abverkauf von fünf Stück kann viel sein, wenn der Artikel des Wettbewerbers in derselben Zeit nur zweimal verkauft wird. Oder wenig, wenn die Konkurrenz 15 Stück verkauft“, sagt Projektmanagerin Monika Lembke.

Getestet wird in 20 Lebensmittelmärkten von Hamburg bis Lüneburg, vorwiegend sind es inhabergeführte Edeka-Märkte. „Lüneburg gilt als gut geeigneter Testmarkt, der für Deutschland repräsentativ ist“, sagt Monika Lembke. Foodactive hat dafür Verkaufsdisplays entwickelt, die in einigen Märkten schon Wiedererkennungswert haben: „Viele Kunden finden es gut, wenn ein Markt immer wieder neue Produkte aufnimmt“, sagt Annika Schröder. Die Tests laufen über mehrere Wochen, „wir können dann zum Beispiel auch sehen, ob sich das Kaufverhalten ändert, wenn der Wettbewerber eine Aktion mit reduzierten Preisen macht.“ Am Ende erhalten die Hersteller von Foodactive die Auswertung, die streng vertraulich behandelt wird.

Zwei weitere Möglichkeiten gibt es außerdem, um Produkte vor ihrer regulären Einführung zu testen: die Online-Befragung und die Expertenrunde. Die Produzenten können alle drei Module für ihre Tests buchen oder auch einzeln. „Die Online-Umfrage bietet sich an, wenn das Produkt noch in der Entwicklungsphase ist. Dann reicht ein Dummy, um ein Foto der Verpackung zeigen zu können. In die Märkte kommen nur verkehrsfähige Produkte“, erläutert Monika Lembke.

Die Online-Befragung übernimmt eine Agentur, bei der sich interessierte Verbraucher als Tester registriert haben. Aus mehreren Tausend registrierten Teilnehmern werden pro Produkt etwa 500 ausgewählt, denn manchmal geht es auch um eine bestimmte Zielgruppe. In der Expertenrunde sitzen Marktleiter, Einkäufer und oft auch Verbraucher zusammen, die ihre Beurteilungen eines Produktes im Beisein eines Moderators austauschen. Die Hersteller können die Gespräche mittels Videoübertragung beobachten, sie nehmen aber nicht aktiv daran teil. Bisher haben fünf Unternehmen aus der Region vom „Storecheck“ Gebrauch gemacht, beispielsweise Nutrisun, eine Tochter der Laurens Spethmann Holding (Hittfeld). Prinzipiell steht das Angebot der Foodactive auch auswärtigen Unternehmen zur Verfügung. Diese erhalten dann allerdings nicht den Zuschuss, den Foodactive regionalen Firmen gewährt, denn dieser stammt aus Fördermitteln aus der Region. Ausbaufähig ist der „Storecheck“ auch hinsichtlich der Testmöglichkeiten: „Wenn der Kunde es wünscht, machen wir auch Verkostungen; und auch Kühlware können wir in den Märkten testen“, sagt Annika Schröder.