Mit dem Pilotprojekt Nachwuchscampus wecken Handwerk und Universität Interesse an Ausbildung

Harburg . Wie Getreide zu Mehl verarbeitet wird, das hatten die 19 Jungen und 2 Mädchen der Klasse 7sc an der Goethe-Stadtteilschule Harburg (GSH) bereits im Physikunterricht von ihren Lehrern Sabine Dobrowolski und Christian Schumann erfahren. Und sie hatten sich auch vorher schon schlau gemacht, was aus dem Mehl in der Harburger Großbäckerei „Backhaus Wedemann“ hergestellt wird. Aber wie am Ende Brote, Brötchen und Kuchengebäck tatsächlich verkaufsfertig produziert werden, dass konnten die Siebtklässler nur bei einem Besuch des 1888 gegründeten Harburger Unternehmens kennenlernen.

Die Vorbereitungen im Unterricht und die Betriebsbesichtigungen sind Teil des vom Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden ins Leben gerufenen Pilotprojekts „Nachwuchscampus“. Das Projekt ist bei der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) angesiedelt und zielt langfristig darauf ab, Schüler der siebten bis neunten Klassen von allgemeinbildenden Schulen frühzeitig auf ein Studium oder eine Berufsausbildung im Handwerk einzustimmen. In Deutschland fehlen derzeit etwa 90.000 Ingenieure und auch das Handwerk hat qualifizierten Nachwuchs nötig.

An der TUHH wird das im November 2013 gestartete Projekt von Gesine Liese betreut, die sich seit 2006 auch schon um das Projekt „Kinderforscher“ kümmert. In beiden Fällen soll bei den Schülern das Interesse an den sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik geweckt werden. Im Allgemeinen ist das Schülerinteresse an diesen Fächern eher gering.

Im Pilotprojekt Nachwuchscampus kooperieren derzeit neben der Goethe Schule und dem Backhaus Wedemann auch die Stadtteilschule Süderelbe und das Daimler Werk in Harburg, die Wilhelmsburger Bonifatiusschule und die Firma Manciewicz, das Alexander von Humboldt Gymnasium und die Hobum Oleochemicals, das Friedrich-Ebert-Gymnasium und Hamburg Energie, das Bondenwald Gymnasium und Sasol Wax, das Gymnasium Süderelbe und Shell Deutschland sowie das Heisenberg Gymnasium ebenfalls mit Shell und dem Bauunternehmen Aug. Prien.

Firmenchefin Franziska Wedemann sagt: „Dass die Schüler gut vorbereitet zu uns in den Betrieb kommen, um die Abläufe kennen zu lernen, ist für uns von Vorteil, weil Basiswissen vorhanden ist und gezielter gefragt wird.“ Der zwölf Jahre alte Philipp Dias aus der 7sc möchte seinen Realschulabschluss schaffen. Ihn interessierten besonders die vielen Maschinen, die in der Großbäckerei den Brot- und Kuchenteig rühren und kneten. Er wünscht sich eine Ausbildung bei Daimler.

Das Projekt endet am 24. März Abschlussveranstaltung für alle Beteiligten an der TUHH. Schüler werden im Audimax in fünf Minuten langen Vorträgen über ihre Erfahrungen berichten. Anschließend können sich Schüler an Infoständen aller neun Klassen auch über die Arbeit der jeweils anderen Firmen austauschen. Das Projekt Nachwuchscampus soll fortgesetzt werden. Für die Organisation müssten künftig Mitarbeiter eingestellt werden. Für die Finanzierung sucht Gesine Liese noch Sponsoren, die sich per Mail an liese@tuhh.de wenden können.