Das Krankenhaus Salzhausen soll zum 1. Mai von der Heidelberger Curagita übernommen werden. Investitionen geplant

Salzhausen. Das Krankenhaus Salzhausen wird zum 1. Mai von der Praxis-Management Gesellschaft Curagita übernommen. Daran gibt es für Curagita-Vorstand Rolf J. Lucas keinen Zweifel. „Wir wollen dort ein Hoch-Qualitäts-Krankenhaus als Vorzeige-Projekt aufbauen“, sagte Lucas im Gespräch mit dem Abendblatt. Die rund 100 Stellen dort würden gesichert. „Wir müssen, schon aus kommerziellen Gründen, auch neue Mitarbeiter einstellen. Neben den Fachrichtungen Chirurgie und Innere Medizin sowie der Urologie, die über Belegärzte betrieben werde, sollen neue Fachrichtungen eingeführt werden. Lukas versichert: „Wir werden aus dem Krankenhaus nicht wieder weggehen.“

Zunächst hat die Curagita jetzt mit Insolvenzverwalter Jan Ockelmann einen Geschäftsbesorgungsvertrag für die kommenden drei Monate abgeschlossen. Er gilt ab dem 1. Februar. Danach wird die Gläubigerversamlung des Krankenhauses, zu der Lieferanten, Betriebsräte oder auch der neue Eigentümer der Altenpflege, die Hambuger Stiftung Benno und Inge Behrens gehören, abschließend entscheiden. Der Beschluss des Gläubigerausschusses vom 29. Januar dürfte aber nicht mehr in Frage stehen. In der Diskussion mit der Versammlung soll dann die Quote und der Preis festgelegt werden, zu dem das Krankenhaus den Besitzer wechselt.

Das Haus wird dabei komplett in den Besitz der Curagita übergehen. „Wir müssen das Haus von der Genossenschaft zu 100 Prozent übernehmen. Es dürfen keine Partner mehr dabei sein“, sagt Lucas. Der Hintergrund: Salzhausen wird die Zentrale für den Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren, die die Curagita aufbauen will. Für den Betriebe solcher Zentren schreibt der Gesetzgeber aber ein Krankenhaus zur Steuerung aller Investitionen vor. Eine Aktiengesellschaft, als die die Curagita firmiert, reicht für die Steuerung der MZVs nicht aus. „Künftig werden alle Investitionen durch dieses Krankenhaus laufen. Es wird unsere Muttergesellschaft“, sagt Lucas.

Damit steigt die Klinik zur Führungsgesellschaft für die Expansion der Curagita auf, die sich bisher allein mit dem Management, dem Einkauf sowie die Personalbedarf von 360 niedergelassenen Radiologen befasst hat. Nach der Übernahme der insolventen Praxen-Gruppe Hanserad wurde die Curagita aber auch zum Praxen-Betreiber. Mit neuen MVZs will die Gruppe nun ihren Umsatz in den nächsten sieben Jahren auf 180 Millionen Euro steigern. Für 2014 wird einschließlich der zum Jahresbeginn 2014 übernommenen Hanserad ein Erlös von 50 Millionen Euro erwartet.

Von Salzhausen aus geführt wird künftig neben dem Standort München auch das MVZ in Bergedorf, das dort in einem Haus in der Fußgängerzone eingerichtet ist. In dem Zentrum arbeiten Röntgenärzte sowie Nuklearmediziner, die sich mit der Diagnostik befassen. Für die Therapie werden die Patienten an Fachärzte verwiesen. Chefarzt in Bergedorf ist Klaus Kunz, 63, der dort das Haus mit weiteren sechs Ärzten sowie Medizinischem Fachpersonal leitet. Eingebunden sind zudem noch vier Krankenhäuser aus der Region.

Das Krankenhaus mit 44 Betten wird aber nicht nur als Zentrum für die Investitionen der Gruppe ausgerichtet. „Uns liegt an einer gute ärztlichen und ortsnahen medizinischen Versorgung“, versichert Lucas. Erster Schritt zur Weiterentwicklung der Einrichtung ist die Ausrüstung des Hauses mit einem neuen Computer-Tomografen, mit der sich die Curagita derzeit befasst. „Er kann Schnittbilder von Organen der Patienten liefern“, sagt MVZ-Chef Kunz. Er schätzt die Kosten einer geeigneten Anlage auf 600.000 Euro. Die Bilder des Geräts könnten dann künftig auch in Bergedorf ausgewertet werden.

Dass das Land Niedersachsen den Zuschuss von 3,5 Millionen Euro für zwei Operationssäle zurückfordern könnte, hält Vorstand Lucas für ausgeschlossen. Die Investition sei „sinnhaft und gut“ gewesen, so der promovierte Kaufmann, der in Münster, den USA und in St. Gallen studiert hat. Vielmehr habe das Land dem Unternehmen nun signalisiert, die Entwicklung „wohlwollend zu begleiten“.

Kontakt zur Kanzlei Johlke, Niethammer & Partner, zu der Insolvenzverwalter Ockelmann gehört, hatte Curagita bei den Insolvenz und Übernahme der Hanserad aufgenommen. Künftig soll auch mit den Krankenhäusern des Kreises in Winsen und Buchholz kooperiert werden. Die kreiseigenen Häuser hatten ebenfalls ein Konzept für die Übernahme von Salzhausen vorgelegt, hatten bei der Entscheidung der Gläubiger aber den Kürzeren gezogen.

Den Namen Curagita hatte der Gründer des Unternehmens, Johannes Schmidt-Tophoff, 1999 aus dem Lateinischen für Heilen und Handeln abgeleitet. Jetzt halten die Heidelberger in Salzhausen das Heft des Handelns in der Hand.