Betriebssport-Motorradgruppe „Airbiker“ sucht Unterstützer für eine Hilfsaktion per Kilometergeld
Neuenfelde . Die alte Arp- Schnitger-Orgel in der evangelischen St.-Pankrantius-Kirche zu Neuenfelde pfeift beinahe auf dem letzten Loch und muss dringend wieder in Ordnung gebracht werden. Das wird die Gemeinde etwa 750.000 Euro kosten. Nun haben sich Mitarbeiter des nahen Airbus- Flugzeugwerks Gedanken gemacht, wie sie auf originelle Weise Geld sammeln können, um die geplante Orgelsanierung zu unterstützen. Auslöser für ihre noch in Vorbereitung steckenden Hilfsaktion war ein Bericht im Hamburger Abendblatt vor einem Jahr zur Orgelsanierung und dem Spendenbedarf.
Die Biker suchen nun Sponsoren, die ihnen eine Art „Kilometergeld“ bezahlen, denn ihnen schwebt bei ihrer Hilfsaktion vor, als Einzelfahrer oder in kleinen Gruppen alle gut 50 Gotteshäuser in Norddeutschland und eventuell auch in Holland anzusteuern, in denen von Orgelbaumeister Arp Schitger (1648 bis 1719) gebaute Orgeln stehen. Die Fahrstrecke mit der Zieladresse der jeweiligen Kirchengemeinde wird mit dem jeweiligen Sponsor abgestimmt und auf einer Karte ausgedruckt. Die Gemeinden bescheinigen den Besuch, durch Abstempeln der Tourenkarten. Nach dem Besuch bezahlt der Sponsor die zuvor vereinbarte Spendensumme. Beate Schröder, in der Airbus-Betriebssportgruppe zuständige Spartenleiterin der an den deutschen Airbus-Standorten registrierten gut 80 Airbiker, hat für die Kontaktaufnahme der Sponsoren die folgende E-Mailadresse: AST-Neuenfelde@gmx.de eingerichtet.
Miriam Polnau, Pastorin der Neuenfelder St.-Pankratius-Kirche, zeigt sich von der geplanten Unterstützungsaktion der Airbiker, die mit der im Frühjahr beginnenden Motorradsaison gestartet werden soll, begeistert. Sie selbst hat vor wenigen Tagen damit begonnen, den Kontakt zu den gut 50 Kirchengemeinden herzustellen. „Ich habe bereits die ersten Rückmeldungen erhalten“, sagt sie, „alle freuen sich auf die Besuche der Biker. Die Resonanz ist durchweg positiv.“ Airbiker Derek Bissenden sagt: „Arp Schnitger war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Orgelbauer in Europa. Wir könnten beispielsweise auch eine seiner Orgeln in Portugal aufsuchen. Aber das würde den Rahmen sprengen. Wir konzentrieren uns deshalb auf den norddeutschen Raum. Die nächsten Arp-Schnitger-Orgeln befinden sich in Estebrügge, Steinkirchen und York.“
Seit einem Jahr laufen in der Neuenfelder St.-Pankratius-Kirchengemeinde die Vorbereitungen für die Sanierung der Orgel. 250.000 Euro hatte die Gemeinde schon zu Beginn aus eigener Kraft und mit Unterstützung von Sponsoren aufgebracht. Und Kirchenmusiker Hilger Kespohl verzeichnet durch weitere Spendeneingänge ein gutes Zwischenergebnis. Kespohl: „Etwas mehr als 400.000 Euro sind im aktuellen Spendenbarometer notiert. Die Aktion der Airbiker wird uns bei unserer Sammlung sicherlich gut unterstützen.“ Seinen Worten nach wird sich der Kirchenvorstand voraussichtlich schon bald zusammensetzen, um zu entscheiden, ob die Zwischensumme für eine Erteilung des Restaurierungsauftrags bereits genügend Sicherheit bietet. Das Angebot der auf historischen Orgelbau spezialisierten Werkstatt von Kristian Wegscheider aus Dresden ist bis Ende dieses Jahres befristet.
Die Kirchengemeinde und der Förderverein der Arp-Schnitger-Gesellschaft hatten vergangenes Jahr beschlossen, die Orgel komplett restaurieren und dabei auch wieder möglichst in ihren Originalzustand versetzen zu lassen. Gutachter haben sich bereits mit dem Aufbau der bedeutenden Barockorgel befasst. Das Orgelbauunternehmen aus Dresden hatte daraufhin auch ihren Restaurierungsplan aufgestellt und die Kosten ermittelt.
In früheren Jahren notwendig gewordene Reparaturen waren häufig nicht fachmännisch ausgeführt worden. Kirchenmusiker Hilger Kespohl gibt sich trotz größerer Schäden am Instrument bei Konzerten große Mühe, dass Misstöne möglichst nicht entstehen. In Neuenfelde, seiner Wahlheimat, war der in der Oldenburger Wesermarsch geborene Schnitger mit der Tochter eines Obstbauern verheiratet. In der Neuenfelder Kirche schuf er von 1684 bis 1688 das größte zweimanualige Instrument mit 34 Registern und etwa 2050 Pfeifen. Etwa die Hälfte der Pfeifen sind noch Originale. Die Barockorgel gilt als besonders wertvolles Kulturgut im Hamburger Teil des Alten Landes. Pilger aus aller Welt schenken ihr Beachtung. Und natürlich zählen die Airbiker zu ihren Bewunderern.