Die katholische St.-Maximilian-Kolbe-Kirche ist marode. Ein Abriss soll Platz für Erweiterung des Altenheims schaffen

Kirchdorf. Hamburgs wohl ungewöhnlichster Nachkriegskirchenbau soll abgerissen werden: Die katholische St.-Maximilian-Kolbe-Kirche an der Krieterstraße in Kirchdorf ist marode. Die Kirchengemeinde St. Bonifatius mit St. Maximilian Kolbe plane, mit dem Abriss Platz zu schaffen für die Erweiterung des benachbarten Alten- und Pflegeheims. Das bestätigte der Sprecher des Erzbistums Hamburg, Manfred Nielen, dem Abendblatt.

Die 40 Jahre Filialkirche der Wilhelmsburger Bonifatiuskirchengemeinde hat Schäden am Dach und am Beton. Die Sanierung würde etwa 400.000 Euro kosten. Zum Vergleich: Laut dem in ihrem aktuellen Pfarrbrief veröffentlichten Haushaltsplan erwartet die Kirchengemeinde in diesem Jahr 47.746 Euro Überschuss. Den Einnahmen von 322.745 Euro stehen 274.999 Euro Ausgaben gegenüber.

Träger des neben der Maximilian-Kolbe-Kirche stehenden Alten- und Pflegeheims ist bislang die Kirchengemeinde selbst. St. Bonifatius mit St. Maximilian Kolbe suchte aber einen neuen Träger, sagt Manfred Nielen. Die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss.

Zurzeit kommen Gläubige in der Maximilian-Kolbe-Kirche noch regelmäßig zusammen. Immer sonntags um 9 Uhr, am Dienstagnachmittag und am Freitagabend feiern sie dort Gottesdienste. Vor dem Abriss müsste das Gotteshaus profaniert werden, wie es im katholischen Kirchenrecht heißt. Profanierung ist das Gegenstück zur Kirchweihe und meint also die Entweihung, die vom zuständigen Bischof beschlossen wird. Die Kirche gilt danach nicht mehr als geheiligter Raum für Gottesdienste, sondern als gewöhnliches Gebäude.

Nach Aufgabe der Filialkirche müssten die Katholiken aus Kirchdorf zum Gottesdienst in die zwei Kilometer entfernte St.-Bonifatius-Kirche in Wilhelmsburg. Die katholische Kirchengemeinde plane aber auch einen Raum für Gottesdienste in dem Alten- und Pflegeheim an der Krieterstraße einzurichten. Wann und wie sie gefeiert würden, sei noch nicht bekannt, sagt der Pressesprecher des Erzbistums Hamburg.

Möglicherweise könnte noch der Denkmalschutz den Abrissplänen entgegenstehen. Denn der von dem Architekten Jo Filke entworfene skulpturale Baukörper der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche ist als Denkmal geschützt. Die Gespräche mit dem Denkmalschutzamt laufen, so Manfred Nielen, das Ergebnis müsse abgewartet werden.

In seiner Ausstellung „Baukunst von morgen“ aus dem Jahr 2009 zu nach dem Zweiten Weltkrieg erbauten Kirchen in Hamburg hatte das Denkmalschutzamt die St.-Maximilian-Kolbe-Kirche als „Hamburgs wohl ungewöhnlichste Nachkriegskirche“ bezeichnet. Sie sei ein herausragendes Werk der Baukunst.

Die in den Jahren 1972 bis 1974 erbaute katholische Kirche in Kirchdorf ist das architektonische Gegenstück zu der 1888/89 erschaffenen neuromantischen Backstein-Basilika St. Bonifatius. Mit ihrer auffälligen geschwungenen Betonfassade, die in einem Turm ausläuft, wirkt die Maximilian-Kolbe-Kirche wie eine Kunstskulptur. Der Eingang liegt ein wenig versteckt an der Seite. Die Stuhlreihen nehmen die Form der fächerartigen Dachbalkenkonstruktion auf. Als im Jahr 1970 der Plan entstand, ein Tochtergemeinde von St. Bonifatius zu gründen, lebten in Kirchdorf noch 2300 deutsche und 500 ausländische Katholiken.