Schwimmkran Enak sollte das Außentor der Harburger Binnenhafenschleuse einheben, kam aber nicht zum Zuge

Harburg. Schwimmkran „Enak“ kann bis zu 600 Tonnen heben, und selbst bei ganz ausgefahrenem Ausleger immer noch 70. Das macht Enak zu einem der gefragtesten Schwimmkrane Europas. Am letzten Wochenende lag Enak am Eingang des Harburger Binnenhafens und hob – nichts. Das war so nicht geplant, denn ein Wochenende mit Enak ist nicht billig. Geplant war, dass der Schwimmkran das Außenhaupt – also die elbseitigen Schleusentore – der Harburger Binnenhafenschleuse einhebt. Die schweren Stahlteile stehen jedoch immer noch da, wo Enak sie wegnehmen sollte, nämlich an der Böschung vor der Schleuse. Mittlerweile ist der Schwimmkran wieder weg. Die Wieder-Öffnung der Schleuse verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Der Bauherr, die Hamburg Port Authority (HPA) gibt sich kleinlaut. Umso lauter werden die Betroffenen, die durch die lange Schleusenschließung seit Monaten im Binnenhafen isoliert sind.

„Das ist ein Unding“, schimpft Rudolf Sommerfeld, Geschäftsführer der Jöhnk-Werft. „Wir haben Termine zugesagt bekommen und uns darauf eingerichtet.“ Ein großer Auftrag der Werft ist fertig. Das Binnenschiff „Tor Elbe“ hat umfangreiche Erneuerungen an Maschine und Elektrik erfahren und liegt bereits in der Schleusenkammer. Für Mittwoch ist die Probefahrt vorgesehen. Techniker und Prüfingenieure aus dem In- und Ausland sind hierherbestellt, um die Arbeit abzunehmen. Dafür müsste das Schiff aber auf die Elbe können – und danach sieht es derzeit nicht aus.

Dies ist nicht die erste Verzögerung des Schleusen-Umbaus

Schuld an der Verzögerung sind Probleme mit dem Binnenhaupt. Das war – genau wie das Außenhaupt – ausgebaut und erhöht worden, um besseren Hochwasserschutz zu gewährleisten. Ende Dezember wurde das Binnenhaupt in drei Teilen wieder eingebaut. Zum Einbau des Außenhaupt hätte es geschlossen werden müssen. Das Tor klemmte allerdings. „Wir wissen noch nicht ganz genau, woran das liegt“, sagt Raine Lilje, federführender Ingenieur bei der HPA, „Hier kommen ganz viele Faktoren zusammen, das müssen wir genau analysieren.“ Insider munkeln, dass die Schiebetorteile in der Führung am Dichtungsmaterial scheuern und entweder das Dichtungamaterial zu dick aufgebracht sei, oder aber die Betontaschen, in denen das Tor bei Öffnung ruhen soll, nicht ganz gerade sind.

Dies ist nicht die erste Verzögerung des Schleusen-Umbaus. Schon beim Ausbau der Tore, die eigentlich nur schnell erhöht werden sollen, wurde festgestellt, dass sowohl die Tore selbst, als auch die Mechanik um sie herum durch Altrer und Beanspruchung beschädigt waren. Zahlreiche Roststellen an den Toren mussten geflickt, Rollen, Züge und Federungen erneuert werden. Die ursprünglich für Dezember geplante Wieder-Öffnung der Schleuse wurde auf Ende Januar verschoben. Dieser Termin ist nun ebenfalls geplatzt.

Dabei hatten die Baufirmen August Prien und HC Hagemann sowie die HPA in der ARGE Binnenhafenschleuse in den Tagen vor dem geplanten Kraneinsatz alles gegeben und rund um die Uhr arbeiten lassen. Ein schwerer Arbeitsunfall am Freitag verzögerte die Arbeiten allerdings noch zusätzlich. „Wir können derzeit keine Aussagen machen, wann und wie die Arbeiten am Außenhaupt weitergehen“, sagt Rainer Lilje. „Erst, wenn wir das Binnenhaupt schließen können, können wir die Spundwand ziehen.“

Dann könnte wenigstens die „Tor Elbe“ auf den Hauptstrom hinaus und erprobt werden. Das Schiff bekommt nämlich auch bald Probleme: Weil es in der Schleuse keinen Landstromanschluss bekommt, muss die Maschine laufen, um das Schiff mit Strom zu versorgen. Der Treibstoff geht aber demnächst zur Neige. Bunkerboote können den Binnenhafen derzeit nicht anlaufen, weil die Schleuse gesperrt ist. Selbst wenn die „Tor Elbe“ ausfahren kann, ist die Jöhnk-Werft ihre Probleme nicht los. „Ich habe zehn Schiffe in Aussicht, die wir warten, reparieren oder modernisieren könnten“, sagt Sommerfeld. „Aber ohne dass hundertprozentig sicher ist, dass die Schleuse nicht wieder gesperrt wird, kann ich die nicht annehmen. Ich muss den Kunden doch garantieren können, dass sie ihre Schiffe wiederbekommen – und zwar termingerecht.“

Die Mitarbeiter der Jöhnk-Werft werden langsam unruhig

Seine Mitarbeiter würden langsam unruhig, sagt Sommerfeld. Zwar habe er bislang vermeiden können, sie in Kurzarbeit zu schicken, aber die Überstundenkonten sind langsam auf null heruntergefahren, und der Urlaub für 2014 hält auch nicht ewig. „Man merkt schon, dass die Leute nervös werden“, sagt er. „Die wollen zur Arbeit kommen und dann auch etwas tun.“