Reaktivierung von Bahnstrecken: CDU beklagt unzureichende Informationspolitik des Verkehrsministeriums

Hannover/Tostedt. Das Projekt „Reaktivierung von Bahnstrecken für den Personenverkehr“ der rot-grünen Landesregierung sorgt bei der CDU im Landkreis Harburg einmal mehr für Unmut. Der CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke beklagt, dass das Verkehrsministerium eine Anfang Dezember von elf CDU-Fraktionsmitgliedern aus der Hamburger Metropolregion gestellte Anfrage bis heute unbeantwortet geblieben ist. Darin geht es vor allem um die Bereitstellung aktueller Fahrgastzahlen entlang der bestehenden Strecken von Metronom (Hamburg–Cuxhaven, Hamburg–Bremen und Hamburg–Uelzen) und Erixx (Buchholz–Hannover). Die Erkenntnisse sind relevant für die Entscheidung der Kommunen, ob sie die Reaktivierung der Bahnstrecken mittragen wollen und können. Denn sie müssen sich an dem Ausbau der Infrastruktur wie Bahnhöfe und Parkplätze mit 25 Prozent der Kosten beteiligen. Zur Debatte stehen im Landkreis Harburg die Strecken Buchholz–Maschen, Winsen–Hützel und Tostedt–Zeven.

Die Kommunen entlang dieser drei Strecken waren aufgefordert gewesen, bis zum 17. Januar ihre Stellungnahme abzugeben, ohne dass aktuelles Zahlenmaterial vorliegt, kritisieren die CDU-Abgeordneten. Auch im Kreistag war im Dezember beklagt worden, dass eine Stellungnahme ohne aktuelle Zahlen und Kostenschätzungen schwierig sei. Mit Nachdruck fordert Schönecke Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) auf, „zu liefern“. Der Landtag habe die Regel aufgestellt, dass Anfragen binnen sechs Wochen zu beantworten sind – oder Fristverlängerung zu beantragen ist. Beides sei nicht geschehen. „Die Regierung mauert“, sagt Schönecke. „Es liegen aktuelle Zahlen vor, aber sie wurden uns nicht mitgeteilt.“ Die neuesten Daten, die vorliegen, stammen aus 2010 (Hamburg–Cuxhaven), beziehungsweise 2012 (Hamburg–Bremen und Hamburg–Uelzen). Schon hier ist an den meisten Bahnhöfen eine starke Steigerung des Fahrgastaufkommens festzustellen, es dürften inzwischen noch mehr sein. „Die S-Bahn und der Metronom sind ein Riesen-Erfolgsmodell. Wir brauchen aber aktuelle Zahlen für eine realistische Gesamtbetrachtung“, sagt Schönecke. Dies könnte beispielsweise relevant sein für die Strecke Buchholz–Maschen, die noch im Rennen um die Streckenreaktivierung ist, und als Entlastung der Strecke Buchholz–Hittfeld–Harburg infrage käme – zum Beispiel als Verlängerung der Heidebahnstrecke Hannover–Buchholz in Richtung Harburg.

Schützenhilfe erhalten die CDU-Landtagsabgeordneten jetzt aus Tostedt. Denn im Gebiet der Samtgemeinde liegt auch die Heidebahn – und der Bahnhof Büsenbachtal. Der steht – gemeinsam mit den Haltepunkten Suerhop (Buchholz) und Wintermoor (Schneverdingen) – unter Beobachtung der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG). Die LNVG erwägt, diese drei Stationen aufzugeben, sollte das Fahrgastaufkommen auf Dauer zu niedrig sein. Für Tostedts Bürgermeister Dirk Bostelmann (CDU) steht diese Überlegung im krassen Widerspruch zu den Vorhaben, anderswo Haltestellen (wieder) zu eröffnen.

Die LNVG setzt 200 ein- und aussteigende Fahrgäste pro Tag für den Erhalt voraus. Während das Zahlenmaterial aus dem Jahr 2007, das der CDU vorliegt, für die Station Büsenbachtal 100 Fahrgäste ausweist, hat die Samtgemeinde ein anderes Ergebnis ermittelt: Eigene Zählungen hätten allein schon tagsüber mehr als 100 Fahrgäste ergeben, teilt Bostelmann mit. „Wir werden in einem zweiten Schritt auch in den Abendstunden zählen“, sagte er dem Abendblatt. Er sieht noch Luft nach oben an der Haltestelle Büsenbachtal. „Im Einzugsbereich wohnen 600 Menschen.“ Mehr Fahrgäste ließen sich auch durch eine bessere Parkplatzsituation gewinnen, ist sich der Bürgermeister sicher. In einem Schreiben fordert Bostelmann Minister Lies dazu auf, „dafür einzutreten, dass der Haltepunkt Büsenbachtal in jedem Fall bestehen bleibt“. Die 2007er-Zahlen, die dem Abendblatt vorliegen, weisen übrigens auch für das mehr als 7000 Einwohner zählende Holm-Seppensen „nur“ 220 Fahrgäste aus.

Die LNVG teilte auf Anfrage mit, dass die Zählung noch so lange andauern soll wie der Ausbau des letzten Heidebahn-Abschnitts zwischen Soltau und Walsrode. „Das wird mindestens bis 2015, eventuell sogar 2016 sein“, sagte LNVG-Sprecher Rainer Peters.