Auf dem Gelände an der Waltershofer Straße gibt es aber kaum noch Platz für die Erweiterung der Anlage

Moorburg . Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz Transmission GmbH plant die Modernisierung und Erweiterung des Umspannwerks an der Waltershofer Straße. Zum ersten Mal wurden diese Pläne jetzt den Abgeordneten der Harburger Bezirksverwaltung im Stadtplanungsausschuss vorgestellt. Laut Angaben des Berliner Unternehmens, soll die Fläche des jetzigen Umspannwerks mit seinen fünf Großtransformatoren mit einer Leistung von jeweils 300 Megawatt um 20 Prozent vergrößert werden.

„Bei den Planungen geht es weniger darum, die Leistung des Umspannwerks zu erhöhen. Das spielt nur am Rande eine Rolle. Vielmehr muss das Werk auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Eine Erweiterung geht automatisch damit einher“, sagt Rainer Oettl von 50 Hertz, Regionalbüro Hamburg. Aus diesem Umspannwerk werden über die Hamburger Energieanbieter, die von 50 Hertz mit Energie beliefert werden, zum einen der gesamte Hamburger Süden gespeist.

Umspannwerk soll für regenerative Energie fit gemacht werden

Zum anderen bekommt die gesamte Industrie im Bezirk Harburg ihre Elektrizität aus Hamburgs größtem Umspannwerk.

50 Hertz will das Umspannwerk aber nicht nur wegen der veralteten Technik modernisieren. Es soll auch fit gemacht werden für die Einspeisung von regenerativer Energien. Als Grund für die Pläne wurde im Stadtplanungsausschuss auch der Anschluss des Kohlekraftwerks von Vattenfall in Moorburg sein. Das, so Oettl, sei nicht richtig. Denn das Umspannwerk sei schon technisch für den Anschluss des Kraftwerks vorbereitet. „Die Anschlüsse sind hergestellt, die Freileitung zum Kraftwerk liegt. Allerdings hatte Vattenfall Probleme mit den Kesseln, nur deswegen ist das Kraftwerk noch nicht angeschlossen“, sagt Oettl.

Der Antrag ist gestellt. Wenn es nach dem Berliner Unternehmen geht, sollen die Arbeiten unter laufendem Betrieb 2017 oder 2018 beginnen. 50 Hertz rechnet mit einer Investitionssumme für das Umspannwerk in Moorburg von rund150 Millionen Euro. Der Bezirk Harburg erteilt die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsgesetz. Zudem müssen vor Baubeginn auch die lärmschutztechnischen Fragen geklärt werden.

Allerdings ist eine Erweiterung nicht ohne Probleme. Im Westen grenzt das Werk direkt an die Waltershofer Straße. Östlich wird das Werk von der A 7 begrenzt. Nördlich des Umspannwerks soll in absehbarer Zeit das Autobahnkreuz A 26/A 7 geplant und später gebaut werden. Inhaber dieser Fläche ist laut Oettl Vattenfall. Da werde 50 Hertz die entsprechenden Gespräche über einen Ankauf der Flächen führen.

Bleibt also lediglich die Fläche im Süden. Aber auch die hat ihre Tücken. Als das Umspannwerk im Jahr 1971 gebaut wurde, musste eine Ausgleichsfläche geschaffen werden. Das ist diese Fläche im Süden. Und dort hat sich inzwischen schützenswertes Kleingetier und Pflanzen angesiedelt. Unter anderem lebt dort die Tellerschnecke. Und die könnte das ganze Unterfangen stoppen oder wenigstens verzögern.

Die Fläche gehört der Stadt Hamburg. Würde die Stadt verkaufen und dort das Umspannwerk für die Modernisierung erweitert werden, derzeit plant 50 Hertz vier bis fünf zusätzliche Schaltfelder, müsste diese Fläche wieder ausgeglichen werden. „Wir haben in Harburg keine Flächen mehr, die sich als Ausgleichsflächen anbieten würden. Das könnte ein Problem werden“, gibt Sören Schinkel (SPD), Mitglied im Stadtplanungsausschuss, zu bedenken.

Die Tellerschnecke wird voraussichtlich nicht das größte Problem sein

Zudem könne er sich vorstellen, dass eine Ausweitung in diese Richtung, wenn dabei wertvolle Natur-Flächen zerstört würden, auch die Moorburger auf die Barrikaden treiben könnte. Oettl hingegen sieht in der Tellerschnecke nicht das größte Problem. „Wir haben gerade bei der Erweiterung unseres Norderstedter Werks die Kreuzkröte umgesiedelt. Das hat meines Wissens gut funktioniert“, sagt er. Im Bezirk Bergedorf aber hat die Tellerschnecke schon den Bau eines Logistikparks verhindert.

Problematischer aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers ist der moorige Untergrund aller in Betracht kommenden Flächen, die für die Erweiterung genutzt würden. Ähnlich wie bei der Trasse der Autobahn 26, die mit Belastungsdämmen aus Sand für den Autobahnbau vorbereitet wird, müsste auch hier erst mal das Wasser aus der Erde gedrückt und aus der Fläche abgeleitet werden.

In jedem Fall rechnet Oettl nicht damit, dass die Modernisierung des Moorburger Umspannwerks vor 2020 abgeschlossen werden könne.