Die Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Schrag ist neue Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg

Winsen. Sie mag „keine Ungerechtigkeiten,“ sagt Andrea Schrag. Und wenn sie abzusehen sind, will sie sie von den Menschen abwenden. Eine einfache Begründung für ihre Berufswahl im sozialen Bereich, die sie mit 17 Jahren traf. Die gelernte Erzieherin und studierte Diplom-Sozialarbeiterin ist die neue Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg und damit Nachfolgerin von Irene Dilger, die im vergangenen Jahr nach 22 Jahren im Amt in den Ruhestand gegangen ist.

Die 41-Jährige mit dem gewinnenden Lächeln und dem unverwechselbaren schwäbischen Dialekt hat sich gegen mehrere Bewerberinnen für die Stelle durchgesetzt. Vom Kreistag zum 7. Januar eingesetzt, ist sie dem höchsten politischen Gremium des Kreises verantwortlich. Dort wird sie bei der kommenden Sitzung am 3. März voraussichtlich ihre Planungen näher erläutern. Derzeit stellt sie sich noch bei Einrichtungen und Ämtern vor. „Wichtig war für mich zunächst einmal den Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten kennen zu lernen“, sagt sie. Weitere Termine stehen aber noch aus.

Aufgewachsen ist Schrag, die verheiratet ist und einen dreijährigen Sohn hat, im 300-Seelen-Dorf Amstetten zwischen Ulm und Stuttgart. Stationen sind die Ausbildung zur Erzieherin, das Fachabitur und 18 Monate als Au-pair-Mädchen in New York. Vor ihrer Rückkehr übernahmen ihre Schwestern für sie das Einschreiben an der Fachhochschule und sorgten so dafür, dass sie in Würzburg studieren konnte.

Zu ihrer Ausbildung gehört ein einjähriges Praktikum, für das Schrag 1999 zum ersten Mal nach Hamburg kam.. Danach bot ihr die Gemeinnützige Wohnheimgesellschaft die Leitung eines Projektes für haftentlassene Frauen an. Gleichzeitig brachte sie ihr Studium bis 2003 zu Ende. In der Diplomarbeit befasste sich Schrag mit dem damals gerade erlassenen Gewaltschutzgesetz, nach dem gewaltbereite Männer von ihren Frauen und Kindern ferngehalten werden können. Als ausgebildete Sozialarbeiterin betreute sie dann minderjährige Mütter, Kinder und Jugendliche, die es zu Hause nicht mehr aushalten und Familien, denen die Jugendämter eine letzte Chance geben, ihre Kinder zu behalten. Überall sind klare Worte gefragt. Ähnlich wie im Stadion von St. Pauli, wo sie bei den Heimspielen gern ausspannt.

Nach einem Jahr Elternzeit kam Schrag 2011 zum Deutschen Kinderschutzbund in Hamburg, wo sie zuletzt eine Nachbarschaftshilfe mit Ehrenamtlichen betreute. „Beim Kreis Harburg habe ich jetzt eine neue Herausforderung gesucht. Aber ich wollte auch rechtzeitig weg von der Basisarbeit“, sagt sie. In der neuen Position kann sie jetzt die Hilfe vor allem für Frauen im Süden Hamburgs selbst mit gestalten und mit den Träger-Einrichtungen kooperieren. Eines ihrer wichtigsten Ziele dabei: Sie will sich für die Vereinbarkeit von Job und Familie einsetzen, für Berufsrückkehrer auch nach der Elternzeit. Auch für Männer sollen Angebote folgen, etwa dazu sich selbst mehr Zeit für die Familie zu nehmen und ihre Rolle neu zu definieren. Sprechstunde für alle Bürger ist donnerstags zwischen 13 und 15 Uhr und nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 04171/693117.

Neben den Job für alle Bürger des Kreises ist die Schwäbin beim Kreis intern Ansprechpartnerin für alle 900 Beschäftigten. Mögliche Themen sind Diskriminierungen am Arbeitsplatz oder Mobbing. Auch bei allen Bewerbungen spricht sie mit. Ein zeitintensives Thema ist schon jetzt die Koordination der Planungen zum Internationalen Frauentag am 8. März. „Das hat vom ersten Arbeitstag an viel Zeit eingenommen.“

Langweilig dürften ihre Arbeitstage so nicht werden. Ob ihre derzeitigen 19,5 Arbeitsstunden pro Woche für all diese Aufgaben ausreichen, das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten erweisen.