Hohe Bürgerbeteiligung am Innenstadtdialog. Im Februar sollen aus den Vorschlägen die Top-Ideen herausgefiltert werden

Harburg. Bewohner Harburgs wünschen sich ein besseres Stadtzentrum. Und was sie sich konkret wünschen, das haben sie im derzeit laufenden Innenstadtdialog „Harburg neu denken“ auf Notizkarten oder auf der Internetseite www.harburgneudenken.de aufgeschrieben. Insgesamt 463 Ideen wurden aufgelistet. Daraus sollen am Ende des Bürgerbeteiligungsverfahrens, im Laufe des Frühjahrs, fünf Projekte entwickelt und von der Bezirksversammlung beschlossen werden. Die Bezirksversammlung hatte vergangenes Jahr den Innenstadtdialog beschlossen. Mit dem Bürgerbeteiligungsverfahren ist das Hamburger Büro Urbanista beauftragt worden.

Im laufenden Verfahren war im Rathausforum (SDZ-Saal) für die eingereichten Ideen jetzt der sogenannte „Expertencheck, an dem neben Vertretern der Politik und Verwaltung etwa 100 Bewohner Harburgs teilnahmen. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner zeigte sich erfreut, dass sich auffallend viele junge Leute mit ihren Vorstellungen und Wünschen am Innenstadtdialog beteiligen. Zum Kreis der jungen Leute gehört Studentin Anna Wildemann, die an der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) im dritten Bachelor-Semester Bio-Verfahrenstechnik studiert. Sie kommt aus Nordrhein Westfalen und hat ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft am Harburger Ring. „Die TUHH wird von täglich mehr als 6000 Studenten besucht“, sagt sie, „aber in der Harburger Innenstadt gibt es keine Hinweise auf die Uni. Es könnten technische Bauteile ausgestellt werden. Möglich wären auch Schaukästen in denen beispielsweise Veranstaltungen mitgeteilt werden. Das wären Verbesserungen, die ich für wichtig halte.“

Harburgs Projektentwickler Udo Stein, der – wie berichtet – im Nordflügel des Phoenix-Verwaltungsgebäudes an der Hannoverschen Straße etwa 150 Studentenwohnungen einrichten will, erwartet, dass sich Harburg in den kommenden Jahren zunehmend zu einem Wohnort für Studenten entwickeln wird. „Harburg hat die günstigeren Mieten“, sagt er, „in Harburg wohnen bereits viele Studenten, die an der Uni in Hamburg studieren.“

Im Dialog haben sich viele Harburger zu Wort gemeldet, denen der Zustand des leer stehenden Harburg Centers am Harburger Ring 6 ein Dorn im Auge ist. Gefordert wird, das Gebäude wieder nutzbar zu machen oder es abreißen zu lassen. Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Fachamts für Stadt- und Landschaftsplanung, machte deutlich, dass die Stadt gegen Eigentümer, die ihre Immobilien verfallen lassen, nichts unternehmen könne. Von Ladiges: „Wenn von einem Gebäude eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht, können wir von dem Eigentümer verlangen, dass die Gefahr beseitigt wird. Mehr nicht. Öffentlicher Druck könnte eventuell bewirken, dass die Stadt ein solches Gebäude für eine neue Nutzung kauft. In diesem Fall müsste aber genau begründet werden, warum ausgerechnet an diesem Standort die Nutzung notwendig ist.“

In die engere Auswahl kamen im Themenkomplex „Kultur, Shoppen & Co.“ immerhin noch 183 Ideen. Das Thema „Öffentlicher Raum“ sammelte 122 Vorschläge, das Thema „Mobilität und Verkehr“ hat 97 Verbesserungen aufgelistet und „Wohnort Innenstadt“ 43 Verbesserungen. Angelika Osenbring wünscht sich für die Innenstadt Wohnungen nicht nur für Studenten sondern auch für ältere Menschen. Sie hat sich vergangenes Jahr dem neu gegründeten Verein „Gemeinsam älter werden“ angeschlossen. Der Autor „harburgfriend“ regt an, in leer stehenden Immobilien der Innenstadt durch Umbauten Wohnraum zu schaffen. Bars und Cafés fehlten. Armin Roski schlägt vor, das leer stehende ehemalige Hotel Schweizer Hof an der Moor Straße für Studentenwohnraum nutzbar zu machen.

Zum Themenbereich „Öffentlicher Raum“ wünscht Petra Weinstein, dass der Schulgarten im Harburger Stadtpark und das Amphitheater wiederbelebt werden. Andreas Scharnberg schreibt: „Der Harburger Ring sollte auf ganzer Länge zu einem öffentlichen Platz umgestaltet werden, der nur noch von Bussen und Taxen befahren werden darf.“

Im Themenbereich „Verkehr“ fordert der Autor „Fahrer62“ hingegen, den Harburger Ring in beide Fahrtrichtungen für den Verkehr frei zu geben. Ursula Koknen verlangt nach mehr Barrierefreiheit an Wegen und Straßen für körperlich behinderte Menschen.

Im Bereich Kultur & Shoppen fordern Helmut und Christina Dohrmann im Gebiet des Harburger Binnenhafens den Veritas-Beachclub an Ort und Stelle eine dauerhafte Bestandssicherheit zu geben. Beachclub-Betreiber Heiko Hornbacher hat von der Stadt nur für dieses Jahr eine weitere Nutzungsverlängerung für das Grundstück erhalten. Die beiden Schreiber loben den Beachclub als eine Harburger Besonderheit, die es zu erhalten gilt. Gewünscht werden auch ein Freibad und eine Eisbahn an der Außenmühle und ein Schwimmbad in der Innenstadt.

Am 10. Februar sollen aus der Auswahl Top-Ideen entwickelt werden.