Dass Buxtehude Flutschutz bauen will, ärgert die Untenlieger und beschäftigt den Regionalausschuss Süderelbe

Neuenfelde . Die Este war das große Thema im Regionalausschuss Süderelbe, der deshalb diese Woche auch im Alten Land tagte. Der kleine Fluss macht seinen Anliegern große Sorgen: Zum Einen befürchten die Einwohner von Neuenfelde und Cranz auf Hamburger Seite, dass die Este ihre Dörfer unter Wasser setzen könnte, sollte die Stadt Buxtehude den Fluss auf ihrem Gebiet eindeichen. Zum anderen befürchten die Altländer, dass das Sperrwerk, das die Este bei Hochwasser von der Elbe trennt, nicht zuverlässig schließt und so bei einer Sturmflut das Elbhochwasser in die Este drängen würde. Die zunehmende Verschlickung der Este könnte die Tore blockieren, glauben die Anlieger. Geschehen sei dies bereits einmal.

Vertreter der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) und der Hamburg Port Authority (HPA) waren in den Ausschuss gekommen, um Bürger und Kommunalpolitiker zu informieren.

Für die HPA erklärte Birgitt Brinkmann vom Ingenieurbüro Sellhorn die Funktionsweise des Estesperrwerks und die Lösung der Schlickproblematik. Die habilitierte Ingenieurin gilt als Wasserbaukoryphäe und lehrt an der Universität Lüneburg.

Im Mündungsbereich verschlickt die Este, weil hier nicht nur die eigenen Sedimente ein Problem seien, sondern auch Schlick aus der Elbe. Dies sei bislang unproblematisch gewesen, weil die Sietas-Werft den Mündungsbereich intensiv genutzt und bei Bedarf selbst ausgebaggert hätte. Mit der Insolvenz der Werft fällt dieser Nutzen für die Stadt weg.

Die elbseitigen Tore des Sperrwerks sind nun mit eigenen Spüldüsen ausgestattet, die bei jeder Schließung des Tores den Untergrund vom Schlick befreien, sodass die Tore zuverlässig schließen können. Die esteseitigen Tore werden in diesem Jahr nachgerüstet. Die Technik funktioniert bislang einwandfrei, ließ Brinkmann die Zuhörer wissen. Da sie selbst Este-Anrainerin ist, blieb sie auch zum zweiten großen Thema: Den Buxtehuder Plänen, die Este in der Stadt einzudeichen und -mauern, um Hochwasserwellen so durchs Stadtgebiet durchzuleiten. Hintergrund: Buxtehude müsste sonst innerstädtische Bereiche zum Überflutungsgebiet erklären. Eine Bebauung wäre dort dann kaum noch möglich.

Der Buxtehuder Stadtrat hat dazu bereits ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Auf Hamburger Seite ist man darüber irritiert: „Ich hätte mir gewünscht, dass man uns vorher informiert hätte“, drückte Olaf Simon von der Abteilung Wasserwirtschaft im Amt für Umweltschutz in der BSU höflich aus, was viele Anwesende wütend gemacht hatte. „Wir haben uns monatelang nur über das Internet über die Pläne der Stadt Buxtehude informieren können. Jetzt setzen wir uns endlich an einen Tisch. Aber das Verfahren läuft bereits."

Mit seinen Buxtehuder Gesprächspartnern wird Simon im März ein Modell erarbeiten, nach dem sich die Auswirkungen von extremen Regenfällen für den gesamten Estelauf errechnen lassen. „Bislang sind die Buxtehuder davon ausgegangen, dass die flussabwärts gelegenen Überflutungsgebiete auf niedersächsischer Seite so ein Hochwasser aufnehmen würden, auch wenn es durch Buxtehude einfach durchfließt. Aber auf Hamburger Seite haben wir Bebauung vor dem Este-Deich. Das hatten die bislang nicht auf der Rechnung.“

Vor dem Estedeich liegt die Siedlung Estebogen mitsamt einer Schule und einem Sportplatz. „Bislang lagen diese Gebiete alle hoch genug, um auch bei hohem Wasserstand der Este trocken zu bleiben“, sagt Gudrun Schittek. Die Cranzerin ist Ausschussmitglied für die Grünen. „Wir fürchten, dass bei Sturmflut und Starkregen der Wasserstand so weit steigen könnte, dass die Cranzer Vordeichgebiete doch nass werden.“

Die Straßen in diesem Gebiet liegen auf einer Höhe von 3,30m über NN, der Normalpegel der Este etwa zwei Meter darunter. Bleibt bei Sturmflut allerdings der Pegelstand der Elbe über dem der Este, bleibt das Sperrwerk geschlossen und das Este-Wasser staut sich davor auf. „Wir wissen nicht, wie sich die Buxtehuder Pläne auswirken.“

Este-Anwohner Walter Pelka, Ingenieur und Präsident der HafenCity-Universität, gibt sich kampfbereit: „Sollte herauskommen, dass das Überflutungsrisiko durch die Buxtehuder Pläne steigt, werden wir gegen das Planfeststellungsverfahren Klage erheben“, kündigt er an. Einige seiner Nachbarn wären dazu ebenfalls bereit.

Auch in Estebrügge, Hove und Königreich sieht man die Pläne der Buxtehuder skeptisch. Hier werden ebenfalls Klagen vorbereitet.