Arbeitsagentur rechnet für 2014 mit weiter steigender Beschäftigung. Unternehmen sollen mehr Lehrstellen anbieten

Winsen/Buchholz. Die gute Situation am Arbeitsmarkt im Landkreis Harburg wird in diesem Jahr anhalten. Die Zahl der Beschäftigten wird nach Berechnungen der Arbeitsagentur noch leicht zunehmen. „Wir erwarten im laufenden Jahr 54.574 Arbeitsplätze im Kreis. Das sind knapp 1500 mehr als im Durchschnitt von 2013“, sagte der Chef der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen, Bernd Passier, dem Abendblatt. In Passiers Zuständigkeit fällt der Kreis Harburg. Die Vorhersage ergibt sich aus der Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit zählt. Danach soll allerdings die Zahl der Arbeitslosen leicht von 6233 auf 6247 zunehmen.

Hintergrund für diese Entwicklung ist, dass Firmen vermehrt Zuwanderer oder gute ausgebildete Frauen einstellen. Diese Menschen sind aber in der Arbeitsagentur-Statistik nicht erfasst. Dagegen fehlen im Kreis weiterhin Fachkräfte, die sich rasch vermitteln ließen. So werden derzeit etwa Altenpfleger, Handwerker wie Bäcker, Dachdecker oder Mechatroniker oder auch Zahnarztpersonal sowie Mitarbeiter für Hotels und Gaststätten gesucht. Schon im vergangenen Jahr waren die Fristen, bis zu denen Jobs von der Agentur besetzt werden konnten, deutlich angestiegen. So erhöhte sich dieser Zeitraum für Berufe in der Metallerzeugung und im Metallbau 2013 gegenüber 2012 von 162 auf 209 Tage.

Die Arbeitsagentur wird in diesem Jahr ihre Strategie zur Fort- und Weiterbildung von Geringqualifizierten und Menschen ohne Berufsabschluss ausweiten. Die Mittel dafür steigen im gesamten Bezirk von 20,1 Millionen auf 20,9 Millionen Euro. Schon im vergangenen Jahr wurden 697 Weiterbildungen gefördert, 219 mehr als im Vorjahr. Schwerpunkte waren Kurse für Gehilfen in den steuerberatenden Berufen, für die Logistik sowie für Berufskraftfahrer. Gerade Fahrer sind immer noch so knapp, dass im Frühjahr der nächste Kursus mit rund 15 bis 20 Teilnehmern geplant ist.

In den Mittelpunkt des Interesses rücken jetzt immer mehr junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren, die als Spätstarter noch einen Beruf lernen sollen. Die Arbeitsagentur geht davon aus, dass allein im Kreis rund 600 dieser Menschen leben. „Wir wollen aber auch Jugendliche mit und ohne einen Hauptschulabschluss in Ausbildungen bringen“, sagt Passier. Immerhin verlassen im Kreis noch 3,7 Prozent aller Jugendlichen die Schule ohne eine erfolgreich bestandene Prüfung.

Wichtig ist dem 60-Jährigen Agenturchef aber auch, dass die Firmen mehr Lehrstellen anbieten. Derzeit sind im Landkreis 6,1 Prozent aller Beschäftigten in einer Ausbildung. „Da geht noch was. Es gibt noch Luft nach oben“, versichert Passier. So liegt die Quote im Landkreis Uelzen derzeit bei 7,3 Prozent. „Es kommt vor allem darauf an, dass die Betriebe bei den Lehrlingen umdenken. Wir müssen weg von der Bestenauslese und die Menschen vielmehr danach beurteilen, wie sie für die Aufgabe geeignet sind und wie sehr sie sich um die Ausbildungsstelle bemühen“, sagt Passier, der selbst vor seinem Wechsel zur Arbeitsagentur als Gymnasiallehrer gearbeitet hat.

Insgesamt jedoch hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Kreis im vergangenen Jahr stabil entwickelt. Trotz der ohnehin niedrigen Arbeitslosigkeit sank die Quote noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf im Durchschnitt 4,8 Prozent. Die leichte Verbesserung wiegt dabei vor dem Hintergrund der guten Lage um so schwerer. Noch dazu liegt der Anteil der Langzeitarbeitslosen, deren Versicherungsanspruch ausgelaufen ist, mit 56 Prozent deutlich niedriger als in den drei anderen Kreisen des Bezirks, zu dem neben Uelzen und Lüneburg auch Lüchow-Dannenberg zählt. „Der Kreis Harburg ist unser Musterknabe“, sagt Passier. Zum Vergleich: Im Bezirk Harburg, der zur Hansestadt Hamburg zählt, lag die Arbeitslosenquote zuletzt bei mehr als neun Prozent. In Lüchow-Dannenberg betrug der Durchschnittswert für 2013 immerhin 10,7 Prozent.

Die Zahl der Arbeitsplätze in den Gemeinden im Kreis und in den beiden Städten Winsen und Buchholz ist 2013 weiter gewachsen. Das Plus lag bei 1748 oder 3,4 Prozent auf insgesamt 53.146. Das ist wiederum der höchste Zuwachs im Arbeitsagenturbezirk, wo beispielsweise Lüneburg nur einen Zuwachs von 1,3 Prozent erreichte. „Außergewöhnlich ist, dass sich die Zahl der Beschäftigten mit ausländischem Pass um knapp 16 Prozent auf 3361 erhöht hat“, sagt Passier. Offensichtlich profitieren auch die Arbeitgeber im Kreis davon, dass derzeit vor allem gut ausgebildete Menschen nach Deutschland kommen. Die Zahl der deutschen Arbeitnehmer erhöhte sich dagegen um 2,6 Prozent oder 1277 auf 49.763.

Zum Stichtag 30. Juni 2013 waren von den Einwohnern im Kreis 90.295 Menschen beschäftigt, das sind 2055 mehr als vor Jahresfrist. Der Vergleich mit den Arbeitsplätzen vor Ort ist dabei ein klarer Hinweis darauf, wie groß der Anteil der Pendler zu Jobs außerhalb des Kreises ist. In diesem Bereich ist Harburg auch bundesweit führend.